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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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professeur, wenn Sie bitte die nächste Tür…«
    Nicole wirbelte auf den Rollschuhen herum und stemmte die Fäuste gegen die Hüften. »Kommt nicht in Frage«, fauchte sie. »Zamorra schläft bei mir im Zimmer. Er hat Angst, wenn er allein im Bett liegt. Ich muß ihn beschützen.«
    Patrick hüstelte entsetzt und versuchte, an Nicoles offenherzigem Overall vorbeizublicken. »Aber Mademoiselle, die Moral…«
    »… von der Geschicht': Trenn niemals die Verliebten nicht«, erwiderte sie und rollte ins Zimmer.
    Zamorra folgte ihr. »Die Koffer bitte«, rief er über die Schulter.
    Nicole rollte dröhnend über den für ihre Rollschuhe erfreulicherweise kurz geknüpften Teppich bis zum Fenster und fuhr herum, um die Größe des Zimmers von dort aus aufzunehmen.
    »Traumhaft«, gestand sie. »Hier läßt es sich leben.«
    Ein Vorhang verschloß die Durchgangstür zum Schlafraum. Ein einziges, aber sehr breites Himmelbett befand sich darin. Nicole strahlte.
    Patrick schleppte die Koffer herein. Nicole kippte sie alle drei, ließ die Verschlüsse aufspringen und begann zu wühlen, um mit einem großen Badetuch wieder hochzukommen. »Wo befindet sich das Bad, Patrick?« fragte sie. »Ich möchte mich erfrischen.« Mit schnellem Griff löste sie den superbreiten Gürtel.
    Der Butler schluckte, fast am Ende seiner Widerstandskraft angelangt. »Bitte, Mademoiselle, mir zu folgen«, stöhnte er und verließ das Zimmer. Nicole rollte ihm über den Gang nach. Zamorra folgte den beiden ahnungsvoll. Er rechnete fast schon damit, daß Nicole Patrick auffordern würde, ihr beim Rückenwaschen behilflich zu sein.
    »Bitte«, murmelte Patrick schwach und öffnete eine Tür auf der gegenüberliegenden Korridorseite.
    »Danke«, flötete Nicole. »Sie sind sehr lieb, Patrick.« Noch in der Tür ließ sie den Overall rutschen und bestätigte damit den Verdacht des Butlers, darunter tatsächlich nichts zu tragen. »Zamorra, Cheri, kommst du?« rief sie und verschwand rollend und rumpelnd im Innern des Badezimmers.
    »Bitte«, murmelte Patrick. »Wenn Sie noch irgendwelche Bedürfnisse haben, betätigen Sie bitte die Schelle. Gefrühstückt wird um neun Uhr im kleinen Speiseraum. Mister Fleming wird Sie gern hinführen.«
    »Danke, Patrick«, erwiderte Zamorra und zog die Badtür hinter sich zu. Ein äußerst undamenhafter Fluch empfing ihn.
    Unwillkürlich begann Zamorra, von einem Ohr zum anderen zu grinsen.
    Die Tücke des Objekts begann sich zu rächen.
    ***
    »Kein Spuk, keine Gespenster«, knurrte Bill Fleming unwillig und trat ans Fenster. Er erlebte diesen Spuk schon, seit er sich in Pendrake Castle aufhielt. Aber bis heute hatte er darüber geschwiegen, da von den Pendrakes und auch von der Dienerschaft niemand bisher die Rede auf gespenstische Erscheinungen gelenkt hatte. Dabei wäre dies, gäbe es wirklich ein Schloßgespenst, das erste Gesprächsthema überhaupt gewesen.
    Bill war sich trotz allem sehr sicher, daß es diesen Spuk wirklich gab. Und wenn der verdammte Butler ihn tausendmal ableugnete! Und Bill war nicht länger gewillt, sich den Spuk bieten zu lassen. Zamorra würde dem Gespenst schon zu Leibe rücken.
    Sie waren gute alte Freunde, und so manchen Dämon, Vampir oder Werwolf hatten sie gemeinsam zur Stecke gebracht. Bill hatte sich längst auch ein wenig magisches Grundwissen für den Hausgebrauch angeeignet. Aber die ihm bekannten Bannformeln reichten nicht aus, die Tätigkeit des Poltergeistes einzudämmen. Der Bursche mußte ein ziemlich starkes Phänomen sein.
    Bill öffnete den Fensterflügel, um Frischluft ins Zimmer zu lassen. Draußen rauschte der Regen in den Burghof. Es war nur unwesentlich kühler geworden, und ein sehr schwacher Wind flüsterte in den Bäumen jenseits der Burgmauer. Bill holte tief Luft und atmete kräftig durch.
    Der Stoß in den Rücken traf ihn völlig unvorbereitet und katapultierte ihn mit unwiderstehlicher Wucht vorwärts aus dem Fenster hinaus!
    ***
    Unhörbare Worte wehten durch unsichtbare Räume. Er will dafür sorgen, daß unsere Existenz ein Ende findet.
    Deshalb hat er die beiden anderen geholt, wisperte es zurück. Wir werden es ihnen nicht leicht machen. Wir werden kämpfen und sie notfalls vernichten. Lieber sie als wir.
    So sei es! Wir handeln und kämpfen!
    In ihrem Schlafgemach öffnete Lady Beatrice nachdenklich die Augen und sah Sir Winston an. Die drei Kerzen waren zur Hälfte niedergebrannt.
    »Schläfst du schon?«
    »Nein«, murmelte Sir Winston Pendrake
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