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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen
Autoren: Michael J. Parrish
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Gewissen!«
    Crane lächelte nur und nickte bescheiden, als halte die Barbarin eine Laudatio auf seine Wohltaten.
    »Uups - erwischt«, sagte er und hielt sich gespielt erschrocken die Hand vor den Mund.
    »Aber du hast die andere Taratze vergessen. Wir wollen doch nicht untertreiben.«
    »Warum?«, fragte Aruula schaudernd.
    »Warum hast du das getan?«
    »Weil mir danach war«, gab Crane zurück.
    »Muss es denn immer für alles einen Grund geben?«
    »Aber…die Fishmanta'kan…« Crane machte eine abfällige Handbewegung. »Die Fishmanta'kan gibt es gar nicht«, verkündete er lachend. »Sie sind eine verdammte Lüge, nichts weiter. Als kleiner Junge hat man mich damit erschreckt. Nächtelang lag ich wach und konnte nicht schlafen aus Angst, die Fishmanta'kan würden kommen und mich holen. Sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, mir davon zu erzählen, immer wieder…«
    »Aber du hast uns doch erzählt, dass du sie selbst gesehen hast. Auf dem Schiff…«
    »Das Schiff…« Crane nickte. »Ich erinnere mich. Acht Menschen waren an Bord. Als der Kapitän begann, wieder von den grausamen Fishmanta'kan zu erzählen, um uns Kinder zu ängstigen, sprach plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Sie sagte mir, ich solle es tun…«
    »Du hast sie getötet«, stellte Aruula fest. »Du hast sie alle ermordet.«
    »Nein«, widersprach Crane grinsend. »Es war der Fishmanta'kan in mir. Der Dämon, der mich beherrscht, seit ich ein kleiner Junge war. Der mich nach Blut dürsten lässt und danach, meinen Opfern das Herz aus der Brust zu reißen…« In seinen Augen begann es gefährlich zu lodern, Speichel troff aus seinen Mundwinkeln.
    »Du Bastard!« Aruula hob ihre Keule, trat einen Schritt zurück. »Mein Herz bekommst du nicht - und auch das von Arzak nicht. Eher zerschmettere ich dir deinen verdammten Schädel.«
    »Leere Versprechungen.« Crane schüttelte mitleidig den Kopf. »Da ist nichts, was du dagegen tun könntest, Aruula. Wehre dich nicht - du wirst ohnehin sterben…«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung griff er unter sein zerschlissenes Gewand, hielt plötzlich einen Dolch mit gebogener Klinge in Händen.
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Wie ein Raubtier taxierte er die junge Frau. Dann öffnete sich sein Mund zu einem durchdringenden, unmenschlichen Schrei - und mit einem Satz sprang er auf Aruula zu.
    In einem blitzschnellen Reflex riss die Barbarin die Keule hoch, um sich gegen den wütenden Ansturm des Wahnsinnigen zu verteidigen - doch Cranes rohen Körperkräften hatte sie nichts entgegen zu setzen. Als hätte etwas von ihm Besitz ergriffen, das größer und stärker war als er, stieß er die junge Frau zurück, entwand ihr den Knüppel und warf ihn weit von sich. Im nächsten Moment fiel er mit blanker Waffe über sie her und zwang sie zu Boden.
    Aruula wehrte sich nach Kräften. Die Muskeln unter ihrer Haut spannten sich. Die Zähne zusammengepresst, holte sie alles aus ihrem erschöpften Körper heraus - doch gegen Cranes Raserei hatte sie keine Chance. Unaufhaltsam bewegte sich die rasiermesserscharfe Klinge auf ihre Kehle zu, würde sie jeden Augenblick erreichen.
    Aruula keuchte, schnappte nach Luft, während Crane nur höhnisch lachte.
    »Es hat keinen Zweck sich zu wehren«, flüsterte er.
    »Lass es geschehen, Aruula, es tut auch bestimmt nicht weh…« Ein teuflisches Kichern drang aus seinem Inneren, das kaum mehr menschlich war. Für einen winzigen Moment bekam Aruula Kontakt zu seinem wirren kranken Geist - und hatte das Gefühl, in einen dunklen Abgrund aus Hass und Bosheit zu blicken.
    Crane war völlig von Sinnen. Seine niedersten Triebe hatten die Kontrolle übernommen, hatten ihn zum Zerrbild eines Menschen gemacht, zur mordenden Bestie, die nach Blut lechzte.
    Schaudernd zuckte Aruula zurück. Ihr Widerstand ermattete. Unbarmherzig stieß Crane vor, und Aruula fühlte, wie die kalte Klinge ihre Kehle berührte. Jeden Augenblick würde sich das Metall in ihren Hals bohren, würde Sehnen und Fleisch durchschneiden, und sie würde ein ebenso grausames Ende finden wie all die anderen…
    Noch einmal versuchte sie verzweifelt, sich aus Cranes tödlichem Griff zu befreien - vergeblich. Sie schloss die Augen, sprach ein lautloses Gebet, wartete auf den letzten tödlichen Stich.
    Doch der erfolgt nicht.
    Denn in diesem Moment schien das Dickicht ringsum lebendig zu Werden. Schlanke schattenhafte Gestalten sprangen hervor. Eine von ihnen, die einen kurzen glatten Stab in
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