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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen
Autoren: Michael J. Parrish
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diesen Weg durch den verfilzten Wald beschritten hatten - arme Seelen, die wie sie von den Rojaals gefangen und dem grausamen Sklaven- spiel unterzogen worden waren. [1] Für die Überlebenden - die Stärksten und Zähesten - wurden auf dem Sklavenmarkt Höchstpreise erzielt. Matt dachte bitter darüber nach, was Emroc wohl mit ihm verdienen würde.
    ***
    In der Schar der Gefangenen waren einige, die gemeinsam mit Aruula und ihm das Tal des Todes durchquert hatten: Zum Beispiel die beiden Taratzen - Matt hatte sie Chip und Dale getauft -, von denen eine Aruula das Leben gerettet hatte. Die beiden unterhielten sich in der Taratzen eigenen kehligen Sprache, waren aber auch fähig, menschliche Laute zu artikulieren. Ihr Bruder Donald hatte sich besser auf die Sprache der Menschen verstanden, doch er war im Tal umgekommen. Zusammen mit Aruulas Fähigkeit, die Empfindungen von Lebewesen zu »erlauschen«, hatte sich trotzdem eine Möglichkeit ergeben, mit den Taratzen in Kommunikation zu treten.
    Der Nächste in der Reihe war Arzak, ein Wulfane; ein typischer Vertreter seiner Art. Zottiges, rötlich braunes Fell bedeckte seinen Körper, der unbekleidet war bis auf einen Lendenschurz aus weichem Leder. Arzaks Augen waren klein und gelb, seine Züge wurden von den üblichen schlundigen Lippen verunziert, die Wulfanen zueigen waren und hinter denen sich Reihen messerscharfer gebogener Zähne verbargen. Matt hatte schon mit Wulfanen zu tun gehabt - mit Schaudern dachte er an seine Erlebnisse in Bolluna zurück, den traurigen Überresten von dem, was einst Bologna gewesen war.
    Ebenfalls mit durch das Tal gekommen war Crane, ein hagerer weißhäutiger Mensch, der krank und elend aussah.
    Matt wurde nicht recht schlau aus Crane, aus seinen fahrigen wilden Bewegungen und seiner wirren Art zu sprechen.
    Nur einmal hatte Aruula den Versuch genom- men, in Cranes Inneres zu lauschen - und war erschrocken zusammengezuckt. Der junge Mann mit den blassen Zügen und dem dünnen blonden Haar musste Schreckliches erlebt haben - ein dunkles Geheimnis lag über seiner Seele.
    Und schließlich waren da noch Grath und dessen Helfershelfer Nerk. Grath war ein ungehobelter Bursche, ein Mistkerl, wie er im Buche stand. Er gehörte zu jenem Menschenschlag, dem nichts so wichtig ist wie er selbst und der über Leichen geht, um seine eigene Haut zu retten. Im Tal des Todes hatte er seine Kameraden über Minenfelder gejagt, um selbst unbeschadet durchzukommen, und er hatte mehr als einmal versucht, Matt zu hintergehen.
    Am Ende jedoch hatte alles nichts genützt. Auch er war in die Sklaverei verkauft worden.
    Weil Navok, der Nosfera die Gruppe verraten hatte. Nicht aus eigenem Antrieb - der Anführer der Rojaals hatte Navoks Familie in seiner Ge- walt gehabt und ihn damit erpresst. Als Navok dann erfuhr, dass der Gen'rel seine Frau und sein Kind längst ermordet hatte, folgte er ihnen ins ewige Dunkel - und nahm etliche der Rojaals mit…
    Immer tiefer hinein in den von dichtem Gestrüpp und Schlingpflanzen überwucherten Wald führte der Marsch. Matt konnte sehen, wie sich über ihnen große Bonta-Vögel aus dem Geäst erhoben und in den fahlgrauen Himmel flatterten, wo sie kreischend zu kreisen be- gannen - Aasfresser, die nur darauf warteten, dass einer der Sklaven zurück blieb und nicht weiter konnte.
    Einige der Sklaven - vor allem die Älteren und die Frauen, die sich im Zug befanden - begannen zu stöhnen, schrien ihre Angst und ihre Verzweiflung laut hinaus - um vom erbarmungslosen Knall der Flammpeitsche jäh zum Verstumm gebracht zu werden.
    Matt merkte, wie es ihn in den Fingern juckte, die gefühllosen Wächter von ihren Andronen zu zerren und nach allen Regeln der Kunst zu verprügeln. Aber selbst wenn er die Hände frei gehabt hätte er wäre zu schwach dafür gewesen, und gegen die Übermacht der Sklaventreiber hatte er ohnehin keine Chance. Seine verbliebene Ausrüstung hatte man ihm Im Lager der Rojaals abgenommen. Er fühlte sich nackt und wehrlos wie nie zuvor.
    Wie Aruula ging es ihm nur noch darum, diesen Höllenmarsch zu überleben. Automatenhaft setzte er einen Fuß vor den anderen, strauchelte über Baumstümpfe und offen liegende Wurzeln. Irgendwie gelang es ihm, sich auf den Beinen zu halten - auch dann noch, als sein Verstand längst abgeschaltet hatte und er nur noch wie ein Roboter die Befehle ausführte, die die Wächter ihnen zubrüllten.
    Der Tag schien endlos; die fahle Son- nenscheibe, die sich hinter den milchig
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