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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen
Autoren: Michael J. Parrish
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Klippen reichte. Wieder war der Zug von dunklem, dichten Grün umfangen, das diesmal jedoch ungleich bedrohlicher wirkte.
    Kaum ein Sonnenstrahl fiel durch das dichte Blätterdach, modriger Geruch lag in der Luft. Beständiger Wind pfiff zwischen den Stämmen der Bäume hindurch, unentwegt raschelten Blätter, schien sich das dunkle Grün zu bewegen.
    Emroc, dem der Wald ganz und gar nicht geheuer war, gab Anweisung, die Formation des Zuges zu ändern - die Sklaven sollten voraus gehen, er und seine Wächter würden in sicherem Abstand folgen. Die Absichten des Sklavenmeisters waren dabei nur zu durchschaubar - was immer die Karawane im wirren Dickicht erwartete, es würde zuerst die Sklaven erwischen.
    Matt stieß eine Verwünschung aus, Aruula verzog aus Abscheu vor so viel Feigheit ihr hübsches Gesicht. Einige Sklaven murrten, doch der scharfe Knall der Flammpeitschen brachte sie schnell zum Schweigen.
    Zwei Andronenreiter führten den Zug an, bahnten einen Weg durch das wuchernde Buschwerk. Von den Wächtern angetrieben, folgten ihnen die Sklaven in die Dunkelheit des Waldes.
    Matthew konnte die Bedrohung, die in der Luft lag, fast körperlich fühlen - oder bildete er sich das nur ein? War er auch schon ein Opfer der Paranoia geworden, die Emroc und seine Leute an den Tag legten?
    Auch Aruula schien davon nicht frei zu sein.
    An ihrem Gesichtsaudruck konnte Matt erkennen, dass die junge Kriegerinäußerst intensive Schwingungen auffing - Schwingungen voller Furcht und Panik, die von den Wächtern und ihren Mitgefangenen ausgingen und die mit solcher Intensität auf Aruula einprasselten, dass es unmöglich war, sich dagegen abzuschotten. Schon viele Male hatte Aruulas Fähigkeit zu lauschen ihr und Matt gute Dienste erwiesen, ihnen bisweilen sogar das Leben gerettet. An diesem Tag jedoch empfand die junge Frau ihre Gabe als Bürde, die sie am liebsten im dichten Wald zurück gelassen hätte.
    Eine unfassbare Bedrohung lag in der Luft und machte den Marsch zur Qual. Minuten erschienen wie Stunden, Stunden wie Tage. Dann, irgendwann, gaben die Scouts an der Spitze das erlösende Zeichen. Der Zug erreichte eine Lichtung und man begann das Nachtlager aufzuschlagen. Ein weiterer Tag in Gefangenschaft ging zu Ende - doch Matt hatte kein gutes Gefühl, was die bevorstehende Nacht betraf…
    ***
    Wieder wurden die Sklaven zu einem Pulk zusammen getrieben, wieder bekamen sie Wasser und Brot, um das sie sich balgen mussten. Aruula, die weit weniger Skrupel hatte, sich Nahrung mit Gewalt zu besorgen, organisierte für sie beide ein Stück Brot und einen halb gefüllten Wasserschlauch. Dann nagten sie an dem trockenen Teigfladen herum und spülten ihn mit faulig riechendem Wasser hinunter.
    »Danke«, meinte Matthew und sandte Aruula ein Lächeln. »Das war wirklich gut.«
    »Maddrax ist ein Lügner«, stellte die Barbarin schulterzuckend fest, während sie den letzten Brocken Brot hinunter zwang. »Emrocs Brot schmeckt wie Taratzendung, aber es wird uns am Leben erhalten, bis wir…«
    »Am Leben? Pah!«, machte ein Sklave, der unweit von ihnen am Boden kauerte. Es war ein kleinwüchsiger, aber kräftig gebauter Mann mit angegrautem Haar und wild wucherndem Bart, der auf den Namen Hapoc hörte. »Wir haben das verbotene Land betreten«, zischte er. »Kei- ner von uns wird das hier überleben.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Matt.
    »Ich war Flussfischer unten in Salbuur«, gab Hapoc zurück. »Das war bevor mich diese elenden Menschenhändler geschnappt haben. Ich habe die Geschichten in den Dorfschänken gehört. Ich kenne den Fluch, der auf diesem Land liegt. Ich weiß, was man sich erzählt.«
    »Ach ja?« Matt reckte wissbegierig sein Kinn vor. »Was erzählt man sich denn?«
    »Habt ihr noch nie von den Fishmanta'kan gehört?«
    »Den…was?«
    »Die Fishmanta'kan sind so alt wie das Meer selbst«, antwortete der Fischer mit unheilvoller Stimme. »Sie kommen aus dunklen Tiefen und sind nicht wie wir. Sie sind keine Menschen, aber sie sind auch keine Fische. Was sie sind, kennt keine Beschreibung.«
    »Alter Narr!« Grath, der das Gespräch mitverfolgt hatte, spuckte verächtlich aus. »Was faselst du da für Unsinn?«
    »Das ist kein Unsinn«, beharrte Hapoc. »Ihr werdet es noch sehen. Die Fishmanta'kan sind hier! Ich kann ihre Nähe spüren. Sie haben uns bereits gesehen und folgen uns. Es gibt kein Entrinnen vor ihrem Zorn. Sie werden uns alle töten und unsere Schädel auf Spieße stecken wie die, die
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