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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen
Autoren: Michael J. Parrish
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doch schon kamen die anderen Wachen von Emrocs Zelt herüber und halfen ihren Kumpanen dabei, die Meute der Sklaven beisammen zu halten. Mehrere Reiter setzten auf ihren Andronen heran, sie hatten die-Spitzen ihrer mörderischen Lanzen gesenkt. Armbrustbolzen wurden aufgelegt und zielten auf die Gefangenen - an Flucht war nicht mehr zu denken.
    Die Wächter gestikulierten heftig, schrien sich an und gaben sich gegenseitig die Schuld dafür, dass fünf Gefangene geflohen waren.
    Niemand wollte Emroc unter die Augen treten und ihm sagen müssen, dass sich seine Ware aus dem Staub gemacht hatte. Zwei Wächter nahmen schließlich die Verfolgung auf, setzten Crane und den anderen im Laufschritt hinterher.
    »Viel Glück, Jungs«, sagte Matt leise.
    ***
    Sie rannten hinein in die Ungewisse Fins- ternis, stürzten Hals über Kopf durch den nächtlichen Wald. Gestrüpp und tief hängende Äste zerkratzten ihnen die Gesichter, und mehr als einmal rannten sie gegen Hindernisse, die im Dunkel nicht auszumachen waren. Sie fielen über offen liegende Wurzeln und schlugen der Länge nach hin, um sich gleich wieder auf die Beine zu rappeln und weiter zu stürmen - weg von Emroc und seinen grausamen Schergen.
    Bald hörten sie nur noch das Klopfen ihres eigenen Pulses, das Keuchen ihres Atems und den Tritt ihrer eigenen Füße - und stellten fest, dass sie einander verloren hatten.
    Die Taratze, die gemeinsam mit Crane aus dem Lager geflohen war, verlangsamte ihren Schritt. Auf allen Vieren war sie durch den dunklen Wald gehetzt. Jetzt richtete sich auf, blickte sich in der Dunkelheit um.
    Obwohl ihre Augen viel besser als die menschlichen darauf ausgerichtet waren, im Dunkeln zu sehen, konnte die Riesenratte keine Spur von den Männern erkennen, die mit ihr aus dem Lager geflüchtet waren. Betroffen erkannte sie, dass sie auf sich allein gestellt war - und dieser Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Die Erinnerung an den mit den Schädeln ihrer Artgenossen verzierten Baum kehrte in ihr Gedächtnis zurück, und fast augenblicklich wurde sie von panischer Furcht ergriffen. Sie legte den Kopf in den Nacken, hob ihre spitze Schnauze hoch in die Luft und prüfte, ob sie Crane und die Anderen wittern konnte.
    Sie zuckte zusammen, als ihr feiner Geruchssinn tatsächlich etwas witterte - etwas Vertrautes und zugleich Fremdes. Es befand sich in ihrer unmittelbaren Nähe, kam direkt auf sie zu…
    Plötzlich nahm die Taratze aus dem Au- genwinkel eine Bewegung wahr. Mit einem schrillen Kreischen fuhr sie herum. Ihre gelben Augen weiteten sich, als sie einen dunklen Schatten heranwischen sah.
    Im nächsten Moment packte sie etwas und riss sie mit fürchterlicher Gewalt zu Boden. Die Taratze schrie. Eine verwirrende Vielfalt von Gerüchen stieg ihr in die Nase, und noch ehe ihr klar wurde, was um sie herum geschah, wurde ihr Kopf gepackt und mit brutaler Gewalt herum gerissen.
    Die Taratze fiepte, setzte sich mit aller Kraft zur Wehr. Planlos hieb sie mit ihren Klauen um sich - doch gegen die rohe Kraft des Angreifers hatte sie keine Chance. Entsetzt riss sie die Augen auf, ein letzter Schrei entrang sich ihrer Kehle - dann gab ihre Wirbelsäule nach.
    Mit einem hässlichem Knacken brach das Genick der Taratze; leblos sank sie in den Armen des Angreifers zu Boden.
    Schnaubend beugte sich eine schlanke dunkle Gestalt über sie, tastete nach ihrer fellbesetzten Brust - um ihr mit einem grausamen, unmenschlichen Brüllen Haut und Knochen zu zerfetzen, in ihren Brustkorn zu greifen und das Herz herauszureißen.
    Triumphierend hielt die dunkle Gestalt das zuckende Organ in die Höhe, aus dem unaufhörlich Blut pulsierte. Dann führte sie die grausige Trophäe zum Mund und biss hinein, verschlang sie mit schrecklicher Gier.
    ***
    Die drei Sklaven, die Crane und der Taratze in den Wald gefolgt waren, hatten einander schon bald aus den Augen verloren. Kopflos rannten sie in die Dunkelheit, getrieben nur von dem Gedanken, Emroc und seinen grausamen Häschern zu entkommen.
    Einer von ihnen, Bort, hatte das Pech, in ein Erdloch zu treten. Mit einer Verwünschung auf den Lippen schlug der hagere Mann der Länge nach hin - und merkte im nächsten Moment, wie sengend heißer Schmerz durch sein Bein schoss. Vergeblich versuchte er sich wieder auf die Beine zu rappeln - sein Fußgelenk ließ sich nicht mehr bewegen und schwoll binnen Augenblicken an.
    »Verdammter Mist«, knurrte Bort. Verzweifelt versuchte er sich an einem abge- storbenen Baumstumpf auf
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