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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen
Autoren: Michael J. Parrish
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hatte sich mit der Barbarin verbündet. Dafür würde er büßen…
    Sein Zorn gab Grath die Kraft, sich mit der Rechten im weichen Sand einzukrallen und sich langsam an Land zu ziehen, Stück für Stück der Uferbank entgegen. Er hatte Glück im Unglück.
    Nicht nur, dass das Schicksal beschlossen hatte, ihn nicht vollends am Fels der Klippen zu zerschmettern. Es war auch noch so freundlich gewesen, ihn an einem Abschnitt der Küste abzusetzen, wo der Strand in sanfte Dünen überging, die sich schließlich im Wald verloren. Wäre er am Fuß eines Felsens gelandet, hätte er mit seinen gebrochenen Knochen darauf warten können, dass ihn die Krabben fraßen oder die Flut ihn holte. So hatte er zumindest eine Chance - und seine Wut und sein Durst nach Rache gaben ihm die Kraft, sie zu nutzen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte sich Grath die erste Düne hinauf, den Schmerz, der durch seinen lädierten Körper tobte, dabei so gut wie möglich ignorierend. Schweiß stand ihm auf der Stirn, er fühlte sich hundeelend - aber der Wunsch, Aruula und den Wulfanen von oben bis unten aufzuschlitzen und ihr Fleisch an die Bonta-Vögel zu verfüttern, brannte wie ein loderndes Feuer in seiner Brust, das auch der Schmerz und die Erschöpfung nicht zum Verlöschen brachten.
    Bittere Flüche zwischen den Zähnen zerbeißend, kroch der hünenhafte Mann durch den Sand und verfiel in minutenlanges Husten, als er endlich die Kuppe der Düne erreicht hatte.
    »Seht ihr«, keuchte er, »so leicht ist der alte Grath nicht umzubringen. Ich bin noch immer da, ihr miesen Verräter, und ich werde dafür sorgen, dass euch der Tag, an dem ihr mir begegnet seid, noch Leid tun wird. Verdammt, was…?« Grath unterbrach sich, als er merkte, dass sich auf der anderen Seite der Bucht, dort wo der Strand am Fuß steiler Felsen endete, etwas regte.
    Unmittelbar oberhalb der Brandung, die mit Zungen von weißer Gischt nach den Felsen leckte, befand sich eine Öffnung im Fels - offenbar der Eingang zu einer Höhle oder einer Art von Gang. Aus dieser Öffnung stieg eine ganze Schar bizarrer Kreaturen, deren bloßer Anblick Grath mit Entsetzen erfüllte.
    Ihre schuppigen blauen Leiber glichen denen von Fischen, ihre Gliedmaßen endeten in furchterregenden Flossen, und in ihren hässlichen Köpfen klafften große spitze Zahnreihen. Obwohl Grath Wesen wie diese noch nie gesehen hatte, war er sicher, dass es nur Fishmanta'kan sein konnten.
    »Ihr verfluchten Bestien«, murmelte er, während er sich flach auf den Sand presste und durch das dünne Gras spähte, das den Dünenkamm bewuchs.
    Er beobachtete, wie die Fishmanta'kan, die als Bewaffnung kurze dünne Stäbe bei sich trugen, den Küstenfelsen erklommen. Sie schienen es verdammt eilig zu haben.
    Grath verzog vor Abscheu seine bärtige Miene. Die Fischwesen waren scheußlich anzuschauen, und sie waren erbarmungslose Killer, das konnte er auf den ersten Blick erkennen. Er nahm an, dass sie auf einem weiteren Beutezug waren.
    Der Hüne lachte lautlos in sich hinein.
    Vielleicht waren es ja Aruula und Arzak, die als Nächstes auf dem Speiseplan der Fischwesen standen. Nur zu, dachte er bei sich, nehmt mir die Arbeit ab…
    ***
    In nordöstlicher Richtung marschierten Arzak und Aruula durch den Wald. Der Wulfane ging voraus und bahnte ihnen einen Weg durch das wuchernde Dickicht, Aruula folgte ihm willenlos.
    Alles in ihr war wie abgestorben; sie fühlte sich elend und ausgebrannt. Immerzu musste sie an Maddrax denken, an die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, und immer wieder wurde ihr klar, dass diese Zeit nie mehr wiederkehren würde.
    Maddrax war tot - sie musste der Wahrheit ins Auge sehen.
    »Du hast ihn geliebt, nicht wahr?«, er- kundigte sich Arzak unvermittelt.
    Aruula zögerte. Unter normalen Umständen wäre eine derart indiskrete Frage für sie Grund genug gewesen, dem Wulfanen mit bloßen Händen an die Kehle zu gehen.
    Aber Aruula hatte Arzak als loyalen Freund kennen und schätzen gelernt, sodass sie ihm die Frage nicht verübelte. Der Wulfane hatte ihr das Leben gerettet, als Grath sie hinterrücks zu ermorden versuchte. Damit stand sie in seiner Schuld…
    »Ja«, gab sie wahrheitsgemäß zur Antwort.
    »Ich habe Maddrax geliebt. Er war anders als alle Männer, die ich jemals kennen gelernt habe. Er war ein tapferer Krieger und ein treuer Gefährte.«
    »Auch ich habe Maddrax respektiert«, erwiderte Arzak offen. »Es kommt nicht oft vor, dass wir Wulfanen einem Menschen
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