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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter
Autoren: Michael Cobley
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schüttelte ruckartig den Kopf. »Bitte, ich könnte Euch ein wertvoller Diener sein …«
    »Ich habe zahllose Diener.« Byrnak umfasste Coiregs Hinterkopf vorsichtig mit der Hand und beugte sich dann dichter zu ihm hinunter. »Also, ein seelenloser Geist…?«
    Coireg Mazaret zitterte, seine Augen waren starr und seine Worte klangen wie erstickte Schreie. »… ein Geist, genommen von … von der Magierfrau … ein seelenloser, weißer Geist, und ein zweiter … und ein dritter …« Der Schattenkönig Byrnak lächelte, als er verstand. Ein Geistschatten. Die Akolythen Ystreguls hatten mindestens drei Schatten aus der Essenz von Suviel Hantika gezogen, bevor sie gestorben war. Ja, ein solcher seelenloser Geist könnte sowohl als Waffe wie als Falle dienen. Er würde sofort einen Boten nach Trevada schicken, jemand, dem er trauen konnte. Vielleicht Azurech. Außerdem bot sich dadurch auch gleich eine günstige Gelegenheit, die Akolythen an die Tugend des Gehorsams zu erinnern.
    «… Geister…«
    Das fiebernde Glühen des Wahnsinns schimmerte in Mazarets Augen und verriet seine zerstörte Seele. »… überall! Geister im Himmel und im Meer und in dem schwarzen Abgrund der Nacht … umgeben von Geistern, von Armeen und ganzen Völkern von Geistern …«
    »Schweig!«, fuhr Byrnak ihn gereizt an.
    Coireg zuckte zurück, als quälten ihn innere Schmerzen. Er sprach jedoch weiter. »Eine Welt voller Geister, hungrig genug, um das Fleisch des Firmaments und die Knochen der Erde zu fressen … Sie lassen nichts übrig, nur Schatten …«
    Der Wahnsinn durchströmte ihn mit unglaublicher Energie. Byrnak hätte diese Tirade fast mit einem Gedankenschlag beendet, aber die Faszination hielt ihn unwillkürlich zurück.
    »… die Welt selbst ist ein Gespenst! ….« Der Blick der unsteten Augen des Mannes richtete sich plötzlich direkt auf Byrnak. »Glaubt mir, ich flehe Euch an! Glaubt Ihr mir?«
    »Natürlich.«
    Er riss die Augen weit auf, während sein Blick sich verschleierte. »Ihr beide?«
    Byrnak überlief es eiskalt. »Was soll das heißen?« Er packte Coireg fester.
    »Ich sehe … zwei von euch!«, keuchte Coireg. »Doch der andere sagt nichts. Bist du real, oder ist er es? Ah, jetzt lächelt er mich an!«
    Wut loderte in Byrnak auf. »Ich! Ich bin real! Nur ich, hörst du! Und jetzt ersauf in Schweigen!« Die grüne Aura um ihn wurde heller, als er seine Gedanken aussandte und Coireg Mazarets Wesen in einen dunklen Winkel seines Verstandes stieß. Aber noch während er ihn fesselte, regte sich ein wandelnder Schatten in seinem eigenen Hinterkopf.
    Lockere deinen Griff, Schwächling. Sink hinab in den Niedergeist und werde verzehrt!
    Nach langen Wochen brach Byrnaks Bruchstück des Herrn des Zwielichts endlich sein Schweigen. Ein Bild trat vor sein inneres Auge, ein Blick auf ihn selbst, wie er in einer schwarzen, zähen See unterging, wie sein Gesicht und seine heftig schlagenden Hände langsam in die brodelnde Tiefe hinabgezogen wurden. Byrnak ignorierte diese Drohung und konzentrierte sich wütend darauf, Coiregs Abschottung von seinem Bewusstsein zu vervollständigen. Er verzichtete auf eine Erwiderung, weil er wusste, dass jedes Wort müßig war. Byrnak half seinem Diener auf die Beine und stützte ihn, als der Geist von Crevalcor zurückkehrte. »Großer Gebieter«, sagte der Nigromant heiser. »Habe ich geschlafen?«
    »Du warst nur wenige Augenblicke fort«, beruhigte ihn Byrnak. »Erinnerst du dich an etwas?« Crevalcor runzelte die Stirn. »Nur an Fragmente … Ich erinnere mich daran, dass ich durch eine gewaltige Halle gestolpert bin, vielleicht eine Kathedrale… Das Licht ähnelte dunklem Kupfer, und überall lag Schutt herum… Ach ja, und da waren Stimmen, die Worte in einer fremden Zunge schrieen.«
    Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Das ist alles, Großer Gebieter.«
    »Das macht nichts«, erwiderte Byrnak. »Was von deinem Wirt übrig geblieben ist, hat mir eine faszinierende Kleinigkeit verraten, bevor ich ihn erneut eingekerkert habe. Sei versichert, dass er dir keine Schwierigkeiten mehr machen wird.«
    »Ich bin sehr dankbar, Großer Gebieter.«
    »Lass uns jetzt in das Kartenzimmer zurückkehren. Die Aufgabe, die vor uns liegt, verlangt einige Vorbereitungen.«
    Byrnak lächelte, als er zu dem überdachten Eingang der Treppe vorausging, die ins Innere des Frieds führte. Crevalcors Loyalität war sichergestellt.
    Finde die richtige Strafe und die rechte Belohnung, dachte er,
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