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02 Jesses Maria: Wechseljahre

02 Jesses Maria: Wechseljahre

Titel: 02 Jesses Maria: Wechseljahre
Autoren: Carla Berling
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kaschieren. Gute Anzüge wirken Wunder, und so ein Seidenschal zum Beispiel verdeckt einen gänsehäutigen Männerhals ganz dezent.
    Ist ja bei uns Frauen auch so: Je älter die Ware ist, desto besser muss die Verpackung sein.
    Hubert ist ein seltenes Exemplar.
    Er hat noch einen knackigen Hintern und ist der Typ „Klubsakko“. Darauf stand ich schon immer: Klubsakko mit Wappen und Goldknöpfen, weißer Rolli drunter und dann Jeans. Klingt jetzt nach Heino, sieht aber bei normalen Männern gut aus. Außerdem hat Hubert einen Zopf. Den kann er sich auch erlauben, denn er hat noch volles Haar.
    Er mag Mitte fünfzig sein, da polieren die meisten schon ihre Kahlköpfe.
    Manni, der hatte mit dreißig schon Geheimratsecken und mit vierzig nur noch so einen Streifen Haare in der Mitte und hintenrum einen Kranz. Wie ein Mönch. Das kann kernig aussehen, wenn man das ganz kurz trägt, wenn man also dazu steht. Manni stand nicht dazu.
    Er kämmte sich den mickrigen Streifen als Pony in die Stirn und sprühte Wella for Men drauf, damit es hielt. Und wenn ein Windstoß kam, klappte der Pony im Stück hoch und sah aus wie ein braunes Segel auf der Platte.
    Manni trug auch gern Jeans, aber er zurrte sie mit einem Gürtel unter dem Bauch fest, den Gürtel sah man dann nicht mehr, und außerdem hing ihm der Schritt immer ziemlich weit unten. Da saß nix knackig, jedenfalls hinten nicht.
    Ich bin gespannt, wie Hubert privat so ist.
    Seine Einladung kam nicht wirklich überraschend. Wir haben am Fotokopierer schon oft geschäkert, und in der Kantine sitzt er seit Wochen immer schon anmeinem Tisch, wenn ich mittags komme.
    Clever fand ich, dass er gestern den versalzenen Bratfisch zum Anlass genommen hat, mich einzuladen.
    „Ich weiß, wo es wirklich guten Fisch gibt, und ich würde Sie gern einladen, mit mir in Bons Restaurant zu essen.“
    Ja, wir sagen „Sie“ und Vornamen, wie die Amerikaner, ich mag das. Herr Sieksmeier klingt so … weiß ich auch nicht.
    Bons Restaurant. Conny und Eva Hansmeier vom Lottoladen sagen: „Stinkvornehm!“
    Ich weiß gar nicht, wieso Hubert so ein Lokal kennt?
    So viel verdient er doch gar nicht. Vielleicht hat er von Haus aus Geld. Oder geerbt. Er ist ja Witwer. Und der Sohn lebt im Ausland.
    Wenn er mich einlädt, wird er doch wohl zahlen? Manni lud mich auch manchmal zum Essen ein, zu Ćevapčići in den „Adria Grill“ oder zum Gyros-Teller ins „Athen“, aber bezahlt hab ich immer. Vom Haushaltsgeld.
    Hubert ist ein anderes Kaliber als Manni. So einer wie Manni hätte heute keine Chance mehr bei mir. Hubert hat bei mir Chancen.
    Wenn der, nur mal so ins Unreine gedacht, mit mir nachher noch bei sich einen Kaffee trinken wollen würde, soll ich dann oder soll ich nicht?
    Wenn so ein Angebot wirklich endlich mal käme, müsste ich es eigentlich annehmen.
    Ich ziehe sicherheitshalber die neue Unterwäsche an, die gute schwarze, man weiß ja nie. Der BH macht einschönes Dekolleté und puscht nicht. Das ist dumm, wenn man zum ersten Date einen Push-BH trägt.
    Weil es Vorspiegelung falscher Tatsachen ist. Wenn einer erst alles kennt, was da drin steckt, kann man später mal tricksen, aber nicht vorher.
    Blöd ist natürlich, dass die Slipeinlagen weiß sind.
    Wenn ich die nicht rechtzeitig entsorgen kann … und dann im schwarzen Schlüpfer … muss ich mal sehen, wie ich das mache.
    Darüber ziehe ich den Satinunterrock an. Das ist glamourös und man sieht meinen Bauch nicht sofort. Der ist nicht mehr so toll, nach zwei Kindern. Muss man als Mann auch mögen, so einen etwas älteren Bauch.
    Ob ich halterlose Strümpfe anziehe? Lieber nicht, das ist zu eindeutig zweideutig, dann denkt er, ich wäre berechnend und hätte mir das Techtelmechtel schon vorher ausgemalt. Lieber Strumpfhosen, darin sehen die Beine auch besser aus. Wenn ich die gute mit den vierzig Denier anziehe, formt die den Hintern, dann sehen meine Orangenhaut-Beulen nicht gleich aus wie Schlaglöcher.
    Und das schwarze Etuikleid. Mit Strickjacke drüber. Das ist immer richtig. Oh, dann muss ich mir noch die Achseln rasieren, das ist Kleid ist ärmellos. Falls ich die Jacke ausziehe und man dann die Haare sieht, das wär schon peinlich.
    Untenrum lass ich so.
    Da ist Natur in Ordnung. Meine Güte, wie lange hat das keiner mehr gesehen. Wo ist eigentlich der Taschenspiegel? Wär schon besser, wenn ich vorher mal gucke,ob alles noch ordentlich aussieht.
    Haare offen oder hochgesteckt?
    Brille oder Kontaktlinsen? Keine Linsen,
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