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02 Jesses Maria: Wechseljahre

02 Jesses Maria: Wechseljahre

Titel: 02 Jesses Maria: Wechseljahre
Autoren: Carla Berling
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nahm einen Brief aus seinem Kasten, steckte ihn unter die Achsel, schloss mit einer Hand den Briefkasten wieder zu und reichte mir die andere.
    „Angenehm, Daniel Drossel aus dem ersten Stock, wir kennen uns noch gar nicht.“
    Ich dachte, dass wir das sehr gerne ändern können, konnte aber nix sagen, als ich seine Hand anfassen musste. Schlank, lange Finger, kräftiger Händedruck.
    Trocken. Das ist auch wichtig, dass einer keine feuchten Hände hat.
    Ich piepste: „Maria Jesse, angenehm, ich bin aber bloß auf Besuch“.
    Daniel Drossel wünschte mir noch einen schönen Tag und schwebte wie ein junger Gott die Treppe hinauf. Ich sah ihm nach. Toller Hintern. Einen Moment lang wurden meine Gedanken richtig unanständig, das muss ich zugeben.
    Das war mal ein schöner Mann. Mit knackigem Poppes und beknackten Namen. Daniel Drossel.
    Als ich an seiner Tür vorbeiging, lauschte ich ein paar Sekunden. Nichts war zu hören. Saubere Fußmatte. Es stand nur ein Name an der Klingel.
    Ob er verheiratet war?
    Gestern ging ich dann in die Waschküche, morgens um acht. Ich war noch nicht gekämmt und hatte nur ein T-Shirt und meine orangen Jogginghosen an.
    Keinen Büstenhalter. Es war ja erst acht, vor acht zieh ich nie einen Büstenhalter an, wenn ich nicht aus dem Haus muss.
    Ich gehe also in die Waschküche und wer steht da und faltet blütenweiße Calvin-Klein-Unterhosen? Richtig.
    Daniel Drossel. Weißes Shirt, Jeans, Flipflops.
    Ping.
    Ping.
    Ich merkte, dass man plötzlich sah, dass ich ihn toll fand und ich sah, dass Daniel Drossel das sah und riss mir die Wäschewanne vor die Brust.
    Nie wieder ohne BH, schwor ich mir.
    Daniel Drossel lächelte und ich hörte nicht, was er sagte. Schnell steckte ich die Handtücher in die Maschine und ging mit erhobener Wanne wieder nach oben.
    Fast hätte ich mich verliebt, wenn ich nicht vorhin ganz zufällig durch den Spion geguckt hätte, als Daniel Drossel grade durchs Treppenhaus ging.
    Er hatte zwei Möpse dabei.
    Erleichtert atmete ich auf. Ein Mann mit Möpsen, das war ein klarer Fall.
    Das wäre sowieso nicht gut gegangen, so ein schöner Kerl. Jetzt war mir auch egal, dass er in der Waschküche gesehen haben musste, dass ich ihn gut fand.
    Später machte ich einen Spaziergang.
    In der kleinen Parkanlage an der Kirche sah ich einen Mann. Es war kein schöner Mann, nein, aber er hatte einen dicken beigen Mops dabei. Ich nickte dem Mann ihm zu. Er nickte zurück.
    „Sie haben aber einen schönen Mops!“ sagte ich freundlich. Der Mann wies auf das breite cremefarbene Halsband des Hundes, auf dem mit rosa Buchstaben stand: „Kein Mops!“
    Ich guckte irritiert.
    „Englische Bulldogge“, sagte der Mann, „kein Mops.“
    Einen Moment überlegte ich, ob Daniel Drossel gar keine Möpse hatte, sondern auch Bulldoggen.
    Aber dann riss ich mich zusammen und dachte an etwas anderes.

Angewohnheiten
    Heute ist mir im Rewe an der Kasse der Kragen geplatzt.
    Ich habe die Kassiererin angekeift. Irgendwie war dann plötzlich alles ganz leise und alle haben mich angestarrt. Ich glaube, demnächst muss ich beim Plus einkaufen, zum Rewe geh ich jetzt nicht mehr.
    Das kam so:
    Erst war ich bei Eva Hansmeier im Lottoladen und habe meine Rubbellose gekauft. Das mache ich jeden Freitag, das ist traditionell mein Einstieg ins Wochenende. Hab ich mir so angewöhnt, seit ich alleine lebe. Fünf Rubbellose, und die rubbel ich immer mit demselben alten Markstück auf.
    Ich hatte meine Frauenzeitschrift, die Fernsehzeitung für diese Woche und die Rubbellose bezahlt, ging zur Tür und Eva Hansmeier krähte hinter mir her:
    „Schön‘ Tach noch!“
    Da hab ich noch: „Danke gleichfalls.“ gesagt.
    Danach war ich beim Bäcker. Jede Woche, wenn ich aus Hansmeiers Lottoladen komme, hole ich mein Sechskornbrot ab, die legen das bei Bäcker Klimke schon immer für mich zurück. Ich nahm noch eine Rosinenschnecke mit, zahlte und drehte mich zur Tür, als Frau Klimke rief: „Tschüss, schön‘ Tach noch!“
    Da hab ich „Auch so!“ gesagt.
    Bei Schlachter Sulzbacher hab ich mein Viertel gemischten Aufschnitt gekauft, das reicht immer bis Mittwochs,dann noch zwei Bratwürstchen und für Sonntag ein schönes Kasslerkotelett, gehe raus, ruft Frau Sulzbacher: „Schön‘ Tach noch!“
    Dann musste ich zur Reinigung, der schwarze Blazer war fertig, was höre ich beim Rausgehen?
    „Schön‘ Tach noch!“
    Zuletzt ging ich zum Rewe. Ich kaufe mir Freitags immer zwei Piccolöchen und einmal im Monat
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