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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Ungeborenen und Lebenden zu erfahren. „Die Ausbildung dauert drei Jahre. Allerdings kannst du in dieser Zeit mit niemandem Kontakt haben außer mit deinen Lehrerinnen.“
    „Und was ist mit Joshua? Ohne ihn will nicht sein!“
    „Ich habe mit meinen Freundinnen auch darüber gesprochen. Ich habe ihnen gesagt, wie es um Joshua steht und dass ihr beiden nicht getrennt werden dürft. Sie haben betont, dass kein männliches Wesen ihren Hain betreten darf.“ In Amaras ernstes Gesicht trat ein plötzliches Lachen. „Es sind weise Frauen. Sie wissen, dass ein knapp zweijähriges Kind keine Geheimnisse verraten wird. Selbst, wenn es ein Junge ist..“
    „Ich werde darüber nachdenken“, sagte ich nur verwirrt. Ich konnte mich unmöglich auf der Stelle entscheiden, zu plötzlich kam Amaras Vorschlag damals für mich. Einerseits bot sich mir eine einmalige Chance, die ich eigentlich nicht ausschlagen durfte - zumal die weisen Frauen mir erlaubt hatten, meinen über alles geliebten Joshua mitzunehmen. Zum anderen würde ich mich schon wieder für eine lange Zeit von mir lieb gewordenen Menschen trennen müssen. Ich hatte bei Amara ein neues Zuhause gefunden und fühlte mich dort geborgen. Das alles musste ich nun hinter mir lassen. Und Mutter - was, wenn ihr etwas zustieß?
    Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, doch schließlich machte ich mir bewusst, dass ich eine Aufgabe hatte. Ich wollte so vielen Menschen und vor allem Kindern dabei helfen, die schreckliche Krankheit zu besiegen. Und wenn ich bei den weisen Frauen mehr über Heilkräuter und deren Nutzen lernen konnte, so war damit allen gedient.
    Die Heilerin brachte uns beide bald darauf an einen Ort weit entfernt von Lagos, zu meinen Lehrerinnen. Gemeinsam mit meinem Sohn blieb ich dort drei Jahre, in denen ich Dinge erfuhr, über die ich nicht ungeschützt sprechen darf. Dies Schweigegelübde kann ich nur einer Person gegenüber brechen, die selbst durch die Initiation genannte Schule meiner Lehrerinnen gegangen ist oder die sich von mir ausbilden lassen will.
    Der Todeskuss
    Für mich hatte sich ein neuer Weg erschlossen. Doch diejenigen, die im Harem lebten, mussten ihren noch zu Ende gehen. Bei meiner Abreise zu den weisen Frauen waren es nur die Kleinsten gewesen, die unter der Seuche litten. Aber nach und nach erkrankten immer mehr queens. Felix sonderte sie ab, sobald sie die ersten Symptome, wie Hauterkrankungen, langanhaltendes Fieber oder Durchfall, aufwiesen. Trotzdem sprach sich außerhalb des Harems das Unglück der Familie herum. Die Angst vor Ansteckung machte den Harem zu einer Insel, auf der mein Mann, die Kinder und die Frauen wie Aussätzige lebten.
    „Es war schrecklich! Wo ich hinkam, blickte ich in erloschene Augen und abgemagerte Gesichter, aus denen die Hoffnung gewichen war“, erzählte mir Amara bei meiner Rückkehr von dieser schweren Zeit, die ich gemeinsam mit Josh bei den weisen Frauen weit entfernt von all diesem Elend im Busch verbrachte. „Dein Vater hatte den Menschen Kraft gegeben und nun glich dieser Ort dem Vorhof zur Hölle.“
    Erstaunt und bestürzt zugleich lauschte ich ihrem Bericht: Die älteren Frauen, wie Mama Patty, Felicitas, Bisi, Mutter oder auch die trotz aller Schicksalsschläge starke Ada, trotzten der sich ausbreitenden Hoffnungslosigkeit mit schwerer Arbeit. Aidskranke zu versorgen, ist eine sehr aufreibende Tätigkeit, denn ab einem gewissen Stadium sind die Patienten rund um die Uhr auf Pflege angewiesen.
    Einzig der Gedanke, eine wirkliche Familie zu sein, die sich gegenseitig hilft und unterstützt, rettete diese geschwächte Gemeinschaft vor dem Zerfall. Vorerst. Doch dann mussten selbst die letzten Frauen einsehen, dass die Zeit gegen den Harem arbeitete. Felix wurde immer schwächer, konnte schließlich das von Papa David übernommene, klimatisierte Zimmer nicht mehr verlassen.
    Als die weise Frau mir von diesem letzten Treffen mit Felix berichtete, bei dem er ihre Medizin als nutzlose Spinnerei abgekanzelt hatte, ereiferte sie sich, als hätte es gerade erst stattgefunden. „„Bin ich denn ein Wunderdoktor?“, schleuderte ich ihm die Worte entgegen“, berichtete Amara mir. „Dann habe ich ihm gesagt, was ich von ihm halte. „Du hast das prächtige Haus eines guten Mannes in einen Friedhof verwandelt. So wie du das Leben aller Menschen verdorben hast, die je das Unglück hatten, dir zu begegnen!“„
    „Amara, hast du ihm von mir erzählt? Dass er einen Jungen hat? Was Josh für ein
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