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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren
Autoren: Choga Regina Egbeme
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ebenmäßig sein Gesicht ist. Ich glaube, ich habe noch nie ein so süßes Kind gesehen.“
    „Joshua“, sagte ich zu meinem kleinen Jungen, „deine Oma hat dir einen schönen Namen ausgesucht.“ Ich rufe Joshuas Namen noch immer gerne. Er klingt so lebensbejahend, so positiv und zärtlich zugleich.
    Dies war also mein Sohn. Gott hatte gewollt, dass ich ihn bekomme. Seine Haut war noch hell, seine Haare dicht und schwarz, er war zart, aber nicht zu dünn. Es war nichts an ihm, das nicht so war, wie es sein sollte. Die Ärztin hatte mir inzwischen gesagt, dass er den Virus in sich trägt. Doch Joshua sah genauso aus, wie ich ihn mir gewünscht hatte: gesund! Um mehr hatte ich die Madonna nicht gebeten. Ich merkte nicht, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen.
    „Mach dich nicht verrückt, mein Kind“, versuchte Mutter mich zu trösten, „dass er HIV-positiv ist, heißt noch nichts. Das kann sich ändern, hat mir deine nette Ärztin erklärt. Und glaube mir, es wird sich ändern.“
    Nachdem ich aufstehen konnte, besuchte ich Joshua jeden Tag im Säuglingszimmer. Es war ein riesiger Raum, dicht vollgestellt mit Gitterbettchen. Ich erkannte meinen Sohn aus der Vielzahl der anderen Kinder auf den ersten Blick heraus. Er trug mein selbst gehäkeltes, aus rosa und hellblauem Baumwollgarn gearbeitetes Jäckchen. Ich war richtig froh über meine Unentschiedenheit bei der Auswahl des richtigen Farbtons.
    An seinem Bett hing in einer Plastiktasche seine Akte. Darauf befand sich ein ziemlich großes rotes Kreuz, das ich zunächst für das Rote Kreuz hielt. Dann stellte ich fest, dass dieses Zeichen auf den meisten Taschen fehlte.
    „Die mit dem Kreuz sind die Positiven“, erklärte mir die Säuglingsschwester.
    Sie durften nicht zum Stillen zu ihren Müttern gebracht werden. In jener Woche, in der Joshua dort geboren wurde, kamen auf dieser Station zwölf andere Kinder zur Welt, die das rote Kreuz des HIV-Virus mit durch ihr Leben trugen.
    Millionen von Kindern werden jedes Jahr in Nigeria geboren und die Säuglingssterblichkeit ist extrem hoch. Unter normalen Umständen - zum Beispiel, wenn Joshua auf der Farm zur Welt gekommen wäre - hätte ich niemals erfahren, dass wir beide diese schreckliche Krankheit in uns tragen. So lebe ich zwar mit der Angst, dass uns eines Tages eine „harmlose“ Krankheit das Leben kosten kann, aber dieses Bewusstsein lässt mich jeden Tag, den Joshua und ich gesund erleben, wie ein Geschenk genießen.
    Ich durfte das Krankenhaus eine Woche nach der Entbindung mit meinem Sohn verlassen. Wieder zu Hause, wurden wir von Amaras Mädchen aufs herzlichste begrüßt. Alle hatten ihre Arbeit unterbrochen und sich vor dem Eingang versammelt, um unsere Ankunft nicht zu verpassen. Nun überschlugen sie sich fast vor Begeisterung.
    „Was für ein schönes Kind!“, rief die eine aus und strich dem kleinen Joshua über den Schopf.
    „Genau, und er sieht Sister Mary unglaublich ähnlich“, bestätigte eine andere.
    Ich freute mich natürlich sehr über die Komplimente, war jedoch dem Ansturm gar nicht richtig gewachsen. Da schritt Amara ein und sorgte mit einem „jetzt lasst die beiden doch erst einmal in Ruhe auspacken“ für ein wenig Ordnung.
    Amara hatte für uns ein neues, größeres Zimmer bereit gestellt, in dem wir beide uns wohl fühlen konnten. Joshua bekam sein Fläschchen, wie er es in der Klinik gewohnt war, denn die Heilerin hatte Trockenmilchpulver besorgt. Ich hätte ihn gerne gestillt, aber ich tröstete ihn und mich damit, dass es so besser für ihn war.
    Ich musste versuchen, nicht selbst für meinen geliebten Sohn eine Gefahr darzustellen. Zumindest, soweit es in meiner Macht stand.
    In den ersten vier Monaten seines Lebens entwickelte sich Josh völlig normal.
    Er schlief viel, schrie selten, nahm aber in einem Maße zu, das Amara besser als ich beurteilen konnte.
    „Joshua ist nicht zu dick und nicht zu dünn, nicht zu groß und nicht zu klein“, freute sie sich und zwickte den Kleinen. Wenn er lachte, bildeten sich auf seinen Wangen kleine Grübchen, die ihn wie einen kleinen Engel aussehen ließen.
    Meine ängstliche Sorge, dass dieser unheimliche Virus, den ich nicht sehen und nicht einschätzen konnte, ihm doch noch schaden könnte, löste sich allmählich auf. Unser Leben fand in normale Bahnen. Mit der Zeit begann ich mich wirklich zu entspannen: Ich war durch dunkle Nacht gelaufen, nun schien die Sonne des Glücks auf Joshua und mich.
    Ich fühlte mich in der
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