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0195 - Die Modegangster von New York

0195 - Die Modegangster von New York

Titel: 0195 - Die Modegangster von New York
Autoren: Die Modegangster von New York
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paar Leute, die den Vorfall bemerkt hatten, waren ebenfalls stehen geblieben.
    Die Frau steckte das Stückchen Stoff in ihre Handtasche und steuerte langsam und mit einem Gesicht, als ob sie über etwas Unfassbares nachdenke, das Café VIENNA an.
    »Ich möchte tatsächlich wissen, was sich da abgespielt hat«, sagte Phil nachdenklich, und mir ging es genauso.
    Ich fuhr also an die Bordsteinkante, und wir stiegen aus. Im Café VIENNA waren wir die einzigen männlichen Lebewesen. Dementsprechend wurden wir angestarrt. Die mollige Wirtin, Mrs. Wedemeier aus Wien, nickte uns freundlich zu und belud dann das Tablett ihrer Serviererin mit einer Unzahl Stücken von Apfelstrudeln, Sachertorte, Mohnkuchen und anderen Süßigkeiten.
    Es war ziemlich voll, und so konnte es nicht auffallen, dass wir uns höflich grüßend, an den Tisch der Frau setzten, die unsere Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie nickte geistesabwesend und schreckte erst auf, als die Kellnerin nach ihren Wünschen fragte.
    »Tee bitte«, sagte sie, während wir uns jeder einen Kaffee und einen Brandy bestellten, Wir schwiegen uns aus, und ich wartete auf eine Gelegenheit, die Fremde, die ungefähr Anfang der Vierziger war und dafür sehr gut aussah, anzusprechen. Diese Gelegenheit ergab sich schneller, als ich gehofft hatte.
    Ihr Tee wurde serviert, und als sie im Begriff war, sich Zucker zu nehmen, zitterten ihre Hände so, dass die Zuckerzange zu Boden fiel. Ich bückte mich und hob sie auf.
    »Fehlt Ihnen etwas? Ist Ihnen nicht gut?«, fragte ich und machte ein besorgtes Gesicht.
    »Sind Sie schon einmal einer Toten begegnet?«, fragte sie zurück. »Vor genau fünf Minuten habe ich diese Erfahrung gemacht, und sie sitzt mir immer noch in den Gliedern.«
    »Glauben Sie vielleicht an Geister?« Ich lächelte. »An Ihrer Stelle würde ich mir das schleunigst abgewöhnen.«
    »Keineswegs. Ich bin alles andere als abergläubisch. Ich bin das, was man eine smarte Geschäftsfrau nennt. Da -ich Ihnen etwas gesagt habe, was Sie veranlassen könnte, zu glauben, ich sei nicht recht bei Trost, so bitte ich Sie zur Kenntnis zu nehmen, dass ich Mildred Pardo bin, Besitzerin des Modegeschäfts DE VALERA in der Fifth Avenue.«
    Wir murmelten unsere Namen. DE VALERA war uns bestens bekannt. Es war eines der führenden und sicherlich teuersten Modehäuser der Stadt, wenn nicht der USA. Wer dort kaufte, musste über ein ansehnliches Bankkonto verfügen.
    »Wenn ich Ihnen eben gesagt habe, ich sei einer Toten begegnet, so ist dies der Eindruck den ich hatte. Ich kann mir den Vorfall tatsächlich nicht erklären. Im Januar - wir waren gerade dabei, unsere Frühjahrskollektion zusammenzustellen - verunglückte unsere hervorragendste Kraft tödlich. Wenigstens waren wir alle der Überzeugung. Blanche Santou verschwand am 3. Januar spurlos. Sie hatte die Absicht geäußert, eine Freundin in der 125. Straße zu besuchen, und war mit ihrem weißen Porsche, den sie sich, als sie in Paris war, mitgebracht hatte, den Roosevelt Drive hinaufgefahren. Wenigstens wurde sie dort in der Gegend des Schurz Parks zum letzten Mal gesehen. Wer die Freundin gewesen war, haben weder wir noch die Polizei herausfinden können. Trotz aller Mühe konnte sie nicht gefunden werden. Aber vierzehn Tage später fischte man Blanches Wagen bei der Triboro Bridge aus dem River. Er wies nur ganz geringe Beschädigungen auf, und da wir am 3. Januar Glatteis hatten, waren die Experten der City Police der Ansicht, sie hätte die Gewalt über das Steuer verloren und wäre in den Fluss gefahren. Allerdings war der Wagen leer, bis auf ihre Handtasche. Die linke Tür war aufgesprungen, und die Vermutung lag nahe, dass sie hinausgefallen war, oder sie selbst geöffnet hatte und bei dem Versuch, sich zu retten, ertrank. Im März wurde ich aufgefordert, zum Leichenschauhaus zu kommen, um eine weibliche Tote zu identifizieren, die aus dem River geborgen worden war. Es waren seit dem Unglücksfall fast drei Monate verstrichen. So lange hatte die Leiche im Wasser gelegen und war sicherlich auch mit verschiedenen Schiffen und Schiffsschrauben in Berührung gekommen. Ich hätte sie nicht mit Bestimmtheit erkennen können, wenn nicht ein, wie ich glaubte, untrügliches Merkmal gewesen wäre. Blanche machte eine Wissenschaft aus ihrer Kleidung, eine Wissenschaft, die so weit ging, dass sie zum Kult wurde. Sogar der Lack ihrer Finger- und Zehennägel war jedes Mal auf die Farbe ihrer Wäsche und ihres Kleides abgestimmt. Die
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