Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0195 - Die Modegangster von New York

0195 - Die Modegangster von New York

Titel: 0195 - Die Modegangster von New York
Autoren: Die Modegangster von New York
Vom Netzwerk:
Tote hatte ein grünes Seidenkleid getragen, von dem allerdings nur noch Reste vorhanden waren, aber ihre Nägel waren in dem gleichen Farbton gelackt und mit Silberpuder bestäubt. Die Ärzte versicherten mir, ihr Alter sei ungefähr fünfundzwanzig Jahre, und das stimmte ebenfalls. So entschloss ich mich, wenn auch unter Vorbehalt, zu erklären, dass ich sie für die verschwundene Blanche Santou hielte.«
    »Konnte man denn sonst gar nichts erkennen?«, fragte Phil. »Wie war es zum Beispiel mit dem Haar?«
    »Hellblond, und auch das hätte stimmen können. Aber wie viel hellblonde Mädchen gibt es in New York.«
    »Und was war nun heute?«
    »Beim Überqueren der Fifth Avenue begegnete ich einer jungen Dame, in der ich mit Sicherheit die verschwundene Blanche zu erkennen glaubte. Zwar war ihr Haar braunrot, aber das will gar nichts sagen. Mit Ausnahme ihres Friseurs wusste wohl niemand, welche Originalfarbe Blanches Haar hatte. Das Mädchen glich ihr vollkommen. Was mich im Augenblick besonders schockierte, war die Tatsache, dass sie mit demselben französischen Akzent sprach wie die vermeintlich Tote. Ich bin vollständig durcheinander, glauben Sie mir.«
    »Und was antwortete Ihnen die junge Dame, als Sie sie ansprachen?«
    »Sie tat, als hätte sie mich noch nie gesehen und wüsste nicht, was ich von ihr wolle. Als ich dann dringend wurde, riss sie sich los und…«, sie öffnete hastig ihre Handtasche, »ließ sogar ein Stückchen Stoff in meiner Hand zurück. Dann sprang sie in ein Taxi und flüchtete. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ›flüchtete‹. Es war einfach eine Flucht. Nun kommt aber die Hauptsache.
    Blanche pflegte ein sehr ausgefallenes französisches Parfüm zu benutzen. Es heißt Cote d’Azur und ist eine Spezialität. Zu meiner Überraschung haftet diesem Stoff derselbe Duft an.«
    »Und was gedenken Sie nun in der Sache zu tun?«, fragte ich lächelnd.
    »Ich werde mich sofort mit der Stadtpolizei in Verbindung setzen und wenn nötig sogar einen Privatdetektiv engagieren. Sie haben keine Ahnung, welch ungeheurer Verlust mir durch das unvermutete Ausscheiden unserer besten Kraft entstanden ist. Sie war eine Künstlerin in ihrem Fach und ist unersetzlich. Wenn ich daran denke, dass sie vielleicht noch lebt, und ich bin fast davon überzeugt, so könnte ich verrückt werden.«
    Das war nicht so merkwürdig, wie es den Anschein hatte. Uns waren verschiedene Fälle bekannt, in denen Menschen nach einem schweren Unfall das Gedächtnis verloren hatten und sich an nichts mehr erinnern konnten. Manchmal waren derartige Leute nach einer ganz anderen Stadt gefahren und hatten sich unter fremden Namen ein vollkommen neues Leben auf gebaut. Es kam vor, dass die mit der Zeit oder als Folge eines Schocks ihr Gedächtnis zurückbekamen, aber manche blieben einfach verschwunden.
    In diesem Fall gab es allerdings einen Unterschied. Das Mädchen mit dem kastanienroten Haar lebte augenscheinlich in New York. Sie hatte durchaus nicht den Eindruck gemacht, als sei sie unsicher. Sie hatte auch ihre frühere Chefin, vorausgesetzt, dass sie wirklich die verschwundene Blanche Santou war, nicht erkannt. Beides sprach gegen die Theorie von dem Verlust des Erinnerungsvermögens .
    Ich hatte deutlich erkennen können, dass sie über die Belästigung ärgerlich war. Mrs. Pardo sprach von Flucht und legte das in ihrem Sinne aus. Ich hielt es durchaus für möglich, dass die junge Dame ihrerseits geglaubt hatte, es mit einer Verrückten zu tun zu haben, und darum so schnell wie möglich verschwunden war, um Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Da war allerdings noch die Sache mit dem Parfüm, das bestimmt nicht von vielen New Yorkerinnen benutzt wurde.
    »Bitte, zeigen Sie mir das Stückchen Stoff noch einmal«, bat ich.
    Es war ein feiner Stoff, den ich für Batist hielt und der mit einem bizarren Blumenmuster bedruckt war. Der Duft, den er ausströmte, war herb, und ich konnte mich nicht erinnern, ihn schon einmal verspürt zu haben; aber auch das wollte nichts besagen. Als Mann achtet man nicht so auf solche Dinge.
    »Wissen Sie, ob noch andere Personen die Leiche, die man aus dem Fluss zog, gesehen und identifiziert haben?«, fragte ich.
    »Ich glaube, man hat irgendwelche Verwandte oder Freundinnen gefragt. Jedenfalls sagte mir Lieutenant Brown von der Vermisstenabteilung, er sei auf Grund der Zeugenaussagen seiner Sache sicher.«
    »Und was geschah mit der Toten?«, fragte Phil.
    »Sie wurde eingesargt und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher