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019 - Bei Vollmond wird gepfählt

019 - Bei Vollmond wird gepfählt

Titel: 019 - Bei Vollmond wird gepfählt
Autoren: Dämonenkiller
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gegen die Mächte der Finsternis sein konnte.
    Am meisten bedrückte Dorian jedoch Cocos Abwesenheit. Er kannte ihren Aufenthaltsort nicht, hatte nichts von ihr gehört und fühlte sich allein und verlassen. Er war mürrisch, unwirsch und gereizt, und wer keinen Streit bekommen wollte, sprach am besten nicht mit ihm. Im Zimmer hingen dicke Rauchschwaden, trotzdem steckte Dorian sich eine neue Zigarette an. Sein Hals kratzte. Eine Erkältung hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Es klopfte, und auf Dorians mürrisches »Herein!« trat Miß Pickford ein, die Haushälterin der Jugendstilvilla, in der sich das Hauptquartier der Inquisitionsabteilung befand.
    Miß Pickford war eine resolute Person um die Sechzig mit einem glatten Gesicht, grauem Haar und einer spitzen Zunge: Zwischen ihr und Dorian bestand eine Art Haßliebe. Sofort nach ihrem Eintritt riß sie die Fenster auf.
    Dorian hustete. »Ich bin erkältet, wollen Sie mich umbringen?«
    »Hier kann ja kein Ochse mehr atmen!«
    Er grinste. »Ich habe Ihren Besuch nicht erwartet, verehrte Miß Pickford, und im übrigen eine Menge zu tun. Ich muß Berichte schreiben, Akten abzeichnen, Spesenabrechnungen machen. O verdammt, lieber würde ich mich mit ein paar Vampiren herumschlagen als mit diesem verfluchten Papierkram.«
    »Manche Menschen fühlen sich eben nur in der Unordnung wohl«, bemerkte Miß Pickford spitz. »Ich habe mit Ihnen zu reden, Mr. Hunter. Es geht um Phillip. Er macht mir Sorgen. Sein Benehmen ist so … so eigenartig. Ich fürchte, da braut sich etwas zusammen.«
    Dorians Interesse war geweckt. In der letzten Zeit hatte er wenig Gelegenheit gehabt, sich um den Hermaphroditen zu kümmern. Phillip verfügte über einige übernatürliche Fähigkeiten und war ein lebendes Orakel. »Erzählen Sie, Miß Pickford!« Er streckte seine langen Beine von sich.
    »Phillip ist ein paarmal aufgestanden und aufgeregt umhergelaufen, wenn im Radio, im Fernsehen oder im Gespräch der Vorort Fulham erwähnt wurde. Im letzten Monat hat Phillip bei Vollmond heimlich das Haus verlassen. Er kam erst im Morgengrauen zurück. Ob er davor schon mal weg war, weiß ich nicht. Aber gestern nacht war er wieder unterwegs.«
    »Wir haben doch noch gar nicht Vollmond.«
    »Noch nicht. Aber Phillip wird immer unruhiger und nervöser. Einen alten Kupferstich, der Fulham zeigt, wie es vor hundert Jahren einmal ausgesehen hat, riß er von der Wand und trampelte darauf herum. Aus seinem Gestammel kann man nicht klug werden. Ich verstand nur Worte und Satzfetzen wie Arme Kinder, Blut und Schrecken und Nimmt kein Ende – wieder und wieder .«
    »Das ist in der Tat höchst rätselhaft. Phillip will auf etwas aufmerksam machen. Aber worauf?« Dorian runzelte die Stirn. »Ich werde ihm folgen, wenn er wieder die Villa verläßt, und sehen, wohin er geht.«
    »Tun Sie das, Mr. Hunter! Es wird Zeit, daß Sie allmählich wieder etwas arbeiten. Ihre Laune wird von Tag zu Tag mieser. Seit Coco Zamis weg ist, sind Sie ganz verdreht.« Miß Pickfords Augen funkelten boshaft. »Im Vertrauen gesagt, Mr. Hunter, mich wundert, wie Coco es überhaupt so lange mit Ihnen ausgehalten hat.«
    »Wundern Sie sich bitte woanders, Miß Pickford. Warum gehen Sie nicht auf Ihr Zimmer und trinken ein schönes Glas Essig? Das möbelt die Galle auf, macht einen schönen Teint und gibt Ihrer Stimme das richtige Timbre.«
    Miß Pickford rauschte beleidigt ab.
    Dorian trat ans Fenster und starrte in den strömenden Regen hinaus. Nach einer Weile kehrte er an den Schreibtisch zurück.

    Zwei Nächte passierte nichts. In der dritten Nacht betrat Steve Powell, der rothaarige Exekutor Inquisitor, der zur Zeit ebenfalls in der Jugendstilvilla wohnte, das Zimmer des Dämonenkillers.
    »Phillip verläßt gerade das Haus«, sagte er zu Dorian, der sich bei seinem Eintreten aufgesetzt hatte. »Er steuerte auf den hinteren Teil des Parks zu, und es sieht ganz so aus, als wolle er über die Mauer steigen.«
    Dorian war sofort hellwach. Er hatte angezogen auf der Couch gelegen und war eingeschlafen; es war bereits kurz nach dreiundzwanzig Uhr.
    Der Dämonenkiller verließ das Haus. Das bleiche Mondlicht überflutete das Häusermeer von London. Die Schatten der Bäume und Büsche im Park waren so schwarz wie Tinte. Dorian schauderte leicht. Der Vollmond hatte eine mystische Bedeutung. Es gab allerlei Kreaturen der Nacht, die angesichts seines bleichen Lichtes zu einem dämonischen Leben erwachten.
    Es regnete nicht mehr, aber alles war
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