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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze
Autoren: Rolf Michael
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herangeschafft hatte, die nötig waren, das große Werk zu vollbringen. Er, der dafür gesorgt hatte, daß der Meister seinen ersten Sieg erringen konnte. Er, dessen Wissen der Meister in sich aufgenommen hatte, der so zu einem Teil des Meisters selbst geworden war.
    Die Gestalt, die einmal Hermann Zartes geheißen hatte, im Leben ein freundlicher, junger Mann gewesen war, jederzeit zu einem Scherz aufgelegt, sie spürte nur die dumpfe Leere des Nichts. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - der Mohr kann gehen!
    Die Gestalt war echten Denkens und Empfindens nicht mehr fähig. Aber sie war ein Teil jener Kraft geworden, die dem Dämonenreich angehörte, vor dem auch die Macht der Schwarzen Familie wich. Wie es bei den Menschen üblich ist, sich in die Nähe prominenter Künstler, Sportler oder Politiker zu begeben, so bemühen sich die Geister, möglichst nahe an den ihnen gebietenden Thronen zu stehen. Und das Hermann-Zartes-Wesen, es hätte gern zur Rechten des Meisters gestanden, wenn er als Eroberer der Welt über seine Widersacher triumphiert hätte.
    Aber der Allgewaltige hatte sich aus dem Staube der Vergangenheit neue Helfer erstehen lassen. Dürre, fleischlose Gestalten in langen, grauen Gewändern, deren krallengleiche Finger seltsame Schwerter hielten. Vom Knauf aus stießen drei Klingen nach vorn, ähnlich die der Zinken einer Gabel. Ein gefährliches Flackern ging von den Waffen einer vergangenen Epoche aus, die Schärfe glich der eines Rasiermessers. Aus den Augen der dem Leben zurückgegebenen kahlköpfigen Priester sprühte Wahnsinn und Fanatismus.
    Es mochten ungefähr dreißig bis vierzig Gestalten sein, die den Ruf des Meisters vernommen hatten, genug, um ein neues Imperium des Grauens zu errichten. Sie waren das personifizierte Böse. Das waren die Handlanger, die der Herrscher des Krakenthrones benötigte, um seine Macht auszubreiten. Eine herrische Gebärde des Amun Re hatte den, der ihm das Wissen der heutigen Zeit überlassen hatte, aus der Gruft getrieben. Es war wie ein Werkzeug, was man nach getaner Arbeit zur Seite legt.
    Nein, er mußte dem Meister zeigen, daß er würdig war, für die Sache des Bösen zu streiten. Er würde gehen - aber auch zurückkommen. Und er würde ein neues Opfer für die namenlosen Dämonen Amun Res bringen. Dann würde ihn der Meister erneut in seine Scharen aufnehmen.
    Und nun standen sie vor ihm. Drei menschliche Wesen. Große, kräftige Gestalten, wie geschaffen, die Gier der Dämonen des Krötengottes zu stillen. Sie schienen ihn zu kennen, kamen langsam auf ihn zu. Sie sprachen ihn an! Warum? Wie nannten sie ihn? Hermann. - Gockel.
    - Er konnte sich keine Rechenschaft darüber abgeben, was die Worte, die ihn nur, wie aus weiter Feme kommend, berührten. Vielleicht war er einmal Hermann gewesen. Aber nun war er tot und die irdischen Namen bedeuteten ihm nicht viel. Was für silberne Stäbe die drei Männer in den Händen hielten. Und sie näherten sich ihm furchtlos, so wie die Fliege sich auf dem Netz der Spinne niederläßt, nichtsahnend, daß sie gleich vom giftigen Biß der Jägerin vom Leben zum Tode befördert wird.
    Wäre das Hermann-Zartes-Wesen ein Dämon und Mitglied der Schwarzen Familie gewesen oder hätte Amun Re seinem Faktotum einen Schimmer von Denken und Gefühl gelassen, es wäre vor der Macht der geweihten Klingen zurückgewichen.
    Die Gestalt, die am schnellsten gelaufen war, berührte ihn freundschaftlich. Wie eine reißende Bestie sprang ihn Amun Res Geschöpf an!
    ***
    Klauengleiche Hände krallten sich um Jörg Bernhards Hals. Ein furchtbarer Druck dämmte seinen Atem ab. Das Schwert entfiel seinen Händen, er griff zu seinem Hals, um den Griff zu lösen. Das Grauen sprang ihn an. In den toten Augen der Gestalt, die ehemals sein Freund gewesen war, schimmerte blicklose Leere.
    Verzweifelt versuchte er, die seinen Hals umspannenden Finger zu lockern. Vergeblich.
    Todesangst ergriff ihn. Rote Nebel waberten vor seinen Augen. Dieses Gesicht - dieser leidenschaftslose Blick, mit denen sich sein Freund anschickte, ihn ohne Vorwarnung umzubringen.
    Jörg Bernhards klares Denken setzte aus, jede Faser seines Körpers war nur noch auf ›Uberleben‹ eingestellt. Das war nicht mehr der Mensch, den er gekannt und geschätzt hatte.
    Die starren Augen erinnerten Jörg an die eines Bären, in dessen Lichtem man ebenfalls nicht feststellen kann, wann das Tier zum Angriff übergehen wird. Die Kraft seiner Hände wurde zusehends schwächer gegen die
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