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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze
Autoren: Rolf Michael
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Innere der Erde strahlte die Aura des Bösen nur so aus. Jörg Bernhard blieb in respektvoller Entfernung stehen und wartete, bis der Professor und Peter aufgeschlossen hatten.
    »Hinter diesen Steinen lauert das Ver- derben!« murmelte Peter Michael tonlos. Er hatte in einem stummen Gebet seine Seele dem, der das Universum regiert, anvertraut und war entschlossen, im Kampf gegen die Kräfte des Bösen auch sein Leben in die Waagschale zu werfen.
    »Zurück, tretet hinter mich!« raunte der Professor. »Wir sind am Ziel. Die ganze Luft riecht nach Dämonen!«
    »Ich spüre sie förmlich, die Kräfte des Bösen!« schauerte Jörg Bernhard.
    Aller Augen lagen auf dem Parapsychologen, der plötzlich wie in Gedanken versunken zu sein schien. Murmelnde Worte drangen aus seinen Lippen, Worte, die teilweise in einer fremden, unbekannten Sprache gesprochen wurden. Stumm blickten die beiden Jungen den Meister des Übersinnlichen an, dessen Murmeln langsam in einen halbmelodischen Singsang überging.
    Der Sinn der Worte blieb im Dunkeln, Peter und Jörg ahnten nur, daß Zamorra hier gewaltige Worte der Macht aus den Lehrbüchern der Weißen Magie sprach. Für einen Augenblick schien sich die Gestalt des Parapsychologen mythisch zu verklären, das unwirkliche, weiße Leuchten verblaßte jedoch schnell. Professor Zamorra hatte den Weihezauber eines Schamanen der Wüste Gobi gemurmelt. Es war dies die älteste ihm bekannte Weihe an die reinen Geister, deren sich der Mensch unterziehen soll, bevor er seine Kräfte mit denen der Dunkelheit mißt.
    Die Worte Professor Zamorras brachen ab, die Gestalt des Parapsychologen straffte sich. »Was haben Sie eben gemacht?« fragte Peter scheu. »Was für Worte waren das?«
    »Ich habe die Geister der Elemente in einer Beschwörung zu Hilfe gerufen, die bei den Schamanen Asiens schon uralt war, bevor Attilas Horden Europa in Brand setzten!« erklärte Zamorra in flüsterndem Tonfall. »Ich habe diese Art von Magie immer als eine Art Hokus-Pokus gehalten und mich nur in Stunden der Muße damit beschäftigt, ähnlich wie ihr einen Abenteuerroman lest. Aber jetzt sagte mir eine innere Stimme, daß diese Art von Magie hier am besten angebracht sei. Nie hätte ich für möglich gehalten, daß die Elementargeister ein Zeichen geben würden, daß sie auf unserer Seite sind !«
    Mit einer unwilligen Handbewegung schnitt Zamorra die tausend Fragen ab, die seine beiden Begleiter an ihn richten wollten. »Nehmt die Schwerter fest in die Hände!« sagte er gebieterisch. Sirrend beschrieb ›Friedensstifter‹ einen silbernen Bogen, weiß glitzerten ›Argument‹ und ›Silberzunge‹ als Antwort. »Und nun steht fest, während ich die Gewalt des Bösen herausfordere. Denn wer das Schlachtfeld wählt, ist im Vorteil!«
    Tief holte der Meister des Übersinnlichen Luft, dann begann er Rufe auszustoßen, deren Sinn kein Mensch der heutigen Tage je ergründen wird. Zamorra kannte diese Beschwörung von einer sumerischen Steintafel. Der Text hielt bis heute den Bemühungen der Übersetzer stand. Nur so viel vermochten die Altphilologen sinngemäß zu entnehmen, daß es sich um eine Kampfansage an die Geisterwelt handelte. Die Tafel hatte schon unter Schutt und Staub gelegen, als Abraham und Lot mit ihren Herden ins gelobte Land Kanaan aufbrachen.
    Ein fürchterliches Zischen war die Antwort. Aus dem Felsspalt drang ein eisiger Luftzug, wie er über die Gletscher der Antarktis pfeift. Ein trockenes Krachen wie Brechen im Felsen, das helle Geknatter kleiner, rollender Steine.
    Und dann kamen sie hervor!
    ***
    Ein Jahr war für sie wie Sekunden gewesen, denn die Hölle kennt keine Zeit. Sie waren ihrem Meister, ihrem Abgott, willig in den Tod gefolgt. Und als dieser dem Leben wiedergegeben ward, hatte er auch sie in ihrer einstigen irdischen Hülle zum Leben erweckt.
    Ja, er lebte und hatte die Macht, Leben zu nehmen und zu geben. Das Opfer zweier Jungfrauen hatte ihm vierzig treue Diener verschafft, Sklaven, die sich eher in Stücke hauen ließen, als die Sache ihres Herrn zu verraten.
    Wie einst in den Tagen, da er noch auf dem Krakenthrone von Atlantis regierte, herrschte Amun Re über eine Armee der lebenden Leichen. Fürs erste war der Magier zufrieden. Hier lag die Keimzelle kommender Macht. Seiner Macht. Aber erst mußte er seine volle Stärke zurückerlangt haben. Seine magische Stärke. Denn mächtig war er nur dann, wenn er auf die Kraft der alten Dämonen zurückgreifen konnte, die einst seine
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