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0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb

0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb

Titel: 0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb
Autoren: Mord ist kein Geschäftsbetrieb
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nicht, welche Vorsichtsmaßnahmen Chester Ground zu beachten pflegte, aber ich wusste, dass Ground ein nervöser Mann war, der längst von der großen Angst ergriffen worden war. Leute dieses Schlages pflegen ungewöhnlich vorsichtig zu sein, und ich wollte es nicht riskieren, das Wild in letzter Sekunde zu vergrämen.
    Ich hatte das Glück, vor dem Welley Kino eine Parklücke zu finden, in die ich den Chevrolet zwängte. Dann ging ich auf die andere Straßenseite, denn ich hielt es für möglich, dass Ground nicht kam, wenn er nur mich im Kinoeingang stehen sah. Wenn Hank Sulley schon vorsichtig genug war, sofort zu schießen, nur weil ich allein aus dem Haus gekommen war, so war die gleiche Vorsicht sicherlich von Ground zu erwarten. Andererseits hoffte ich, dass er kommen würde, wenn er nur den Chevrolet sah. Er mochte dann annehmen, dass wir in irgendeine der Kneipen auf einen raschen Drink gegangen waren.
    Ich sah nach der Armbanduhr. Wenn Sulleys Zeitangabe stimmte, und wenn Ground pünktlich war, dann musste er in rund einer Viertelstunde kommen.
    Ich machte es mir in einer Türnische, dem Kino gegenüber, bequem. Die Filbert Street brodelte von Menschen. Matrosen aller Herren Länder zogen in größeren und kleineren Trupps durch die Straßen. Aus den billigen Kneipen dröhnten die Musicboxen. Über der Kinokasse plärrte ein Lautsprecher ununterbrochen die Geräusche, die den im Inneren laufenden Film untermalten. Manchmal waren es Liebesschwüre, manchmal Musik. Die Wagen quälten sich in einer langen Schlange über die schmale Fahrbahn. Da ich in der Türnische erhöht auf drei Treppenstufen stand, konnte ich über die Dächer der Autos hinweg den Kinoeingang im Auge behalten. Ich achtete auch auf die vorbeischleichenden Fahrzeuge. Wahrscheinlich benutzte Ground den gleichen, schwarzen Lincoln, in dem er auch in der Winding Street vor Charly Browns Haus aufgetaucht war. Ich hielt es für möglich, dass er zunächst mit dem Auto durch die Straße fuhr, um zu sehen, ob wir schon angekommen wären.
    Die Viertelstunde verging. Ich zündete mir eine neue Zigarette an, und ich rauchte sie zu Ende, ohne dass Ground oder der Lincoln aufgetaucht wären.
    Gerade als ich die Kippe fortschnickte, sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite Chester Ground hinter einem Trupp von englischen Matrosen auftauchen. Er überholte die Sailors, die sich eingehakt hatten und lautstark Englands Seeherrschaft priesen, blieb im Kinoeingang stehen und sah sich um. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber dann erspähte er den Chevrolet und ging auf den Wagen zu. Ich sah noch, wie er sich bückte, um hineinzusehen. In diesem Augenblick verließ ich meinen Beobachtungsposten, überquerte den Bürgersteig und stürzte mich zwischen die Wagen auf die Fahrbahn.
    Eine Hupe dröhnte, Bremsen quietschten, ein Fluch wurde mir an den Kopf geworfen, aber ich schlängelte mich durch, zwängte mich zwischen der Schnauze des Chevrolets und dem Heck des Vorderwagens durch und tauchte vor Chester Ground in dem Augenblick auf, in dem er sich wieder aufrichtete.
    Wir starrten uns an. Grounds Augenlider zuckten.
    »Hallo«, sagte er, fast ohne die Lippen zu bewegen. Er machte eine Bewegung in Richtung auf den Wagen und fuhr fort: »Es ist Blut in den Polstern. Ist etwas passiert?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich habe Grool niedergeschlagen und Sulley angeschossen.«
    Ground riss die Augen weit auf. Seine Hand machte eine Bewegung zu der Tasche seines Trenchcoats.
    »Ich bin FBI-Beamter, Chester«, sagte ich ruhig.
    Seine Hand hielt inne, verharrte eine Sekunde zitternd in der Luft und fiel dann kraftlos zurück.
    »Ich verhafte dich wegen der Organisierung und der Beteiligung und der Anstiftung mehrerer Morde, Chester Ground«, fuhr ich fort. »Von jetzt an kann jedes deiner Worte gegen dich verwandt werden.«
    Ich trat dicht an ihn heran. Meine Hand tastete seine Taschen ab. Ich fühlte die Pistole in der Seitentasche des Trenchcoats, zog sie heraus und steckte sie in meine Brusttasche. Das ging so schnell, dass keiner der Passanten, die ununterbrochen an uns vorbeiströmten, etwas davon merkte. Ground ließ die Maßnahme gesenkten Kopfes und ohne eine Bewegung über sich ergehen.
    Ich packte ihn und zog ihn in den Kinoeingang.
    »Ground, du weißt, dass deine Chancen miserabel sind«, sagte ich.
    »Ich… ich bin gezwungen worden«, stammelte er. »Ich habe das alles nicht freiwillig getan. Er… er hatte mich in der Hand, und
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