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0180 - Sonderauftrag Maracaibo

0180 - Sonderauftrag Maracaibo

Titel: 0180 - Sonderauftrag Maracaibo
Autoren: Sonderauftrag Maracaibo
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frische Seeluft hatte uns hungrig gemacht, und so waren wir dankbar für die belegten Brote, die wir auswickelten. Aus einer großen Kanne gab es lauwarmen Tee. Die Chinesen bekamen nichts und mussten unter der Plane bleiben, was sie mit der sprichwörtlichen asiatischen Geduld taten.
    Allmählich brach der Abend herein. Die See war nahezu spiegelglatt, und es war fast wie eine Erholungsreise auf dem Golf von Mexiko. Wenn die Plane nicht gewesen wäre und die Waffen in den Gürteln der Schmuggler.
    Ab und zu hatten wir die dreieckige Rückenflosse eines Haies gesehen. Zweimal war auch ein Delfin übermütig neben uns aus dem Wasser geschossen, hatte im Zurückfallen zum Boot geschielt und war dann wieder in der blauschwarzen Tiefe des Ozeans verschwunden. Fliegende Fische gab es ziemlich viel.
    Phil und ich vertrieben uns die Zeit mit der Beobachtung der Fische, solange es die Helligkeit zuließ. Als sich aber die Dunkelheit des zunehmenden Abends ausbreitete, legten wir uns einfach auf das Vorderdeck und versuchten, eine Mütze voll Schlaf zu bekommen.
    Und das hätten wir nun nicht tun sollen. Denn ich wurde plötzlich davon wach, dass ein großes Gewicht auf meiner Brust lag und mir das Atmen fast unmöglich machte. Ein paar Sekunden blinzelte ich verschlafen in den grellen Lichtschein, der meine Augen traf, dann wurde es endlich auch in meinem Gehirn hell.
    Es kostete mich nur zwei Bewegungen, um zu entdecken, dass meine Füße schon gefesselt waren, während sie mit drei oder vier Mann noch dabei waren, die Hände zusammenzubinden.
    »He, zum Teufel, was soll denn dieser blöde Spaß?«, rief ich.
    Die Stimme des Pockennarbigen kam aus der Dunkelheit hinter der grellen Stablampe.
    »Ausgespielt, ihr Halunken! Befehl vom Boss! Kapiert? Euer Spiel ist vorbei! War kurz, aber schön, was? Genauso schön wird jetzt das Ende werden. Ratet, wo wir sind?«
    Ich gab ihm keine Antwort, aber dafür hörte ich neben mir Phils Stimme: »Wahrscheinlich sind wir in Florida?«
    »Noch lange nicht!«, lachte der Pockennarbige. »Bis Florida haben wir noch gut zwei bis drei Stunden. No, hier ist ein Gebiet, in dem es von Haien wimmelt. Dämmert’s bei euch?«
    In meinem Gehirn dämmerte es nicht nur, dort gingen sogar ein paar grelle Scheinwerfer an. Der Kerl war ja deutlich genug gewesen. Aber er wollte uns noch mit ein paar Einzelheiten dienen.
    »Wir werden euch Schwimmwesten umbinden, damit ihr nicht untergeht«, erklärte er. »Spätestens, wenn es hell wird, werden euch dann die Haie schon entdecken. Wenn sie euch bis dahin nicht schon gefuttert haben. Hahaha!«
    Er schien das lustig zu finden. Ich war froh, dass der Kerl endlich aufstand, der auf meiner Brust kniete, sodass ich wenigstens wieder richtig atmen konnte.
    »Los, die' Schwimmwesten!«, befahl Bill.
    ***
    Na ja. Sie machten also Ernst. Wir Idioten! Warum waren wir nur auf Fanster hereingefallen? Wenn ich es jetzt noch einmal überdachte, schien es mir, als hätte man sich sofort sagen müssen, dass unser Plan nicht gut gehen konnte. Wenn sie jeden hergelaufenen Landstreicher gleich vertrauensvoll in ihre Bande aufgenommen hätten, wäre die Bande vielleicht schon vor Jahren über die Klinge gesprungen. Es lag doch auf der Hand, dass sie äußerst vorsichtig sein mussten.
    Hinterher ist man immer klüger. Aber in diesen Augenblicken befriedigte mich mein Klugsein ganz und gar nicht. In mir brannte eine Mischung von Wut, Empörung, Ärger und - nun ja, und Angst. Richtige, erbärmliche, jämmerliche Angst. Vor den verfluchten, verdammten Haien.
    Aber es nützte uns nichts. Sie wälzten uns hin und her, um uns die Schwimmwesten anzulegen. Pockennarben-Bill versetzte uns noch zwei kräftige Tritte und befahl mit genießerischer Stimme: »Los, ihr faulen Hunde! Werft sie über Bord!«
    Kräftige Männerhände rissen mich hoch, nahmen Schwung - und ich klatschte in das lauwarme, tödliche Gefahren bergende Wasser des Golfs von Mexiko. Ich kam mit dem Kopf unter Wasser, schluckte auch noch ein bisschen von dem salzigen Kram und wurde dann von der Schwimmweste wieder an die Oberfläche getragen. Mit vor dem Bauch gefesselten Händen und mit zusammengeschnürten Füßen schaukelte ich auf der See, hörte am Klatschen, dass nun auch Phil in freundschaftlicher Verbundenheit mit mir den Aufenthaltsort teilte, und -well, ich dachte an die Haie…
    ***
    »Du machst dir Vorwürfe, nicht wahr?«, fragte Delora Rosega ihre Mutter.
    Es war abends gegen elf Uhr, und sie saßen im
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