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0180 - Die Horror-Katzen

0180 - Die Horror-Katzen

Titel: 0180 - Die Horror-Katzen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die blonde Perücke. Neben der Sucht nach ständig neuen Kleidern ihre zweite Marotte, ständig anders frisiert aufzutauchen. Entweder ließ sie ihr Originalhaar umfärben und umfrisieren, oder sie benutzte Perücken, von denen sie bereits eine Unmenge verschiedenster Ausführungen besaß. In diesen Tagen war nun einmal blond und schulterlang an der Reihe, vielleicht morgen schon etwas anderes.
    April Hedgeson folgte der Aufforderung ihrer Freundin. »Und?« fragte sie. »Was nun?«
    »James Bond verfolgt uns«, sagte Nicole leise und heuchelte Aufmerksamkeit für ein Paar sündhaft teurer Disco-Rollschuhe in einem Schaufenster. Die Roller-Welle schien sich sintflutartig über ganz Europa auszudehnen, nachdem sich die Amerikaner, die diesen Gag in die Welt gesetzt hatten, bereits wieder anderen Dingen zuzuwenden begannen.
    »Ich sehe keinen James Bond«, stellte April fest.
    »Aber einen verspäteten Jüngling mit Stirnglatze«, behauptete Nicole Duval. April Hedgeson, deren Vater von der Queen persönlich in einem schwachen Moment in den erblichen Adelsstand versetzt worden war, nickte nach einem weiteren prüfenden Blick. »Tatsächlich. Seit wann ist er hinter uns?«
    »Seit wir aus dem Wagen gestiegen sind«, sagte Nicole. »Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat, aber…«
    April nickte verständnislos.
    Nicole war mißtrauisch geworden. Die Jahre an Zamorras Seite, ständig im Kampf gegen dämonische und schwarzblütige Wesenheiten, hatten ihren Blick geschärft und sie gelehrt, auch auf scheinbar Unwesentliches zu achten. Dieser Bursche kam ihnen in stetig gleichbleibendem Abstand nachgeschlichen. Stets dann, wenn die beiden Mädchen stehen blieben, verharrte auch er.
    Sicher, es konnte Zufall sein. Aber Nicole hatte den Glauben an solche Zufälle aufgegeben. Ihr »sechster« Sinn gab Alarm, und auf dieses Gespür hatte sie sich bisher immer verlassen können.
    »Ich bin gespannt, ob er weitergeht, wenn wir mal eben in der Boutique nebenan verschwinden«, sagte sie und setzte sich in Bewegung. April folgte ihr kopfschüttelnd.
    Ein Glockenspiel ertönte, als sie den kleinen Laden betraten, der klein, aber außerordentlich gemütlich und einladend eingerichtet war. Im Hintergrund sah ein schwarzhaariges Mädchen auf. April murmelte den Morgengruß auf italienisch.
    Das winzige Schild an der Tür besagte, daß diese junge Dame die Besitzerin der kleinen Boutique sein mußte. Zwar war es in Italien immer noch Tradition, daß der Mann alle geschäftlichen Dinge regelte und die Frau lediglich für die häuslichen Arbeiten da war, aber in größeren Städten setzte sich auch hier ganz allmählich die Emanzipation durch. Nicole überlegte, wann es auch innerhalb der Cosa nostra Frauen geben würde.
    Sie sahen sich um. Die Auswahl war nicht gerade überwältigend, aber dafür äußerst erlesen. Nicole blieb schließlich bei der Bademode stehen. Ihr Blick fiel auf ein winziges Etwas, das wohl die Miniaturausgabe eines Tangas darstellen sollte, und das wahlweise in Gold und in Silber erhältlich war.
    Nicole nahm eines der Teile prüfend in die Hand. Das Höschen war in Form einer nur wenig mehr als lebensgroßen Rose geformt und wurde von vernachlässigbar dünnen Schnüren gehalten, das Oberteil erinnerte an Blätter und war allem Anschein nach ebenfalls nur dazu gedacht, anzureizen statt zu bedecken.
    »Gold paßt eigentlich zu blond besser als zu Silber, nicht wahr?« fragte Nicole. April nickte und zeigte ihr vergnügtes Lächeln. »Das wäre doch glatt was für den Disco-Abend«, stellte sie fest. »Du müßtest darin unheimlich toll aussehen, bei deiner Figur. Dazu noch goldene Stiefeletten…«
    »Ich werde mich hüten«, erwiderte Nicole. »Damit dann im Vorbeihopsen jeder Papagallo seine Hand an meinen anatomischen Südpol legt, wie? Nee, für den Strand reicht’s gerade noch. Wie heißt es doch so schön: ›Bleibe am Strand und wehre dich redlich‹ , oder so…«
    »Wenn du meinst«, erwiderte April. »Aber irgendwas für die Disco brauchst du noch. Da drüben, der gelbe Overall mit den Glitzerstreifen, wie wäre das?«
    Nicole sah zu dem angegebenen Teil hinüber und schüttelte dann den Kopf. »Etwas zu grell«, stellte sie fest, »und zu schlabberig. Ich glaube, es bleibt bei diesem Teil.«
    Die junge Besitzerin der Boutique nannte den horrenden Preis. Nicole erinnerte sich, daß sie sich nicht auf einem orientalischen Bazar befand und zückte Zamorras Scheckbuch. Vor ihrem geistigen Auge erschien
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