Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0180 - Die Horror-Katzen

0180 - Die Horror-Katzen

Titel: 0180 - Die Horror-Katzen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Gas. Mit beruhigendem, sanften Flüstern jagte der großvolumige Motor den Wagen mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Verona.
    ***
    Bei Desenzano di Garda bog Shaker ab und rollte mit dem Wagen von der Straße herunter auf das Ufer des Gardasees zu. Der Boden war hier fest genug und auch nicht zu uneben, daß er mit dem Pick-up bis zum Strand rollen konnte, der um diese frühmorgendliche Zeit noch menschenleer war; außerdem befanden sich an dieser Stelle ohnehin fast niemals Touristen. Die trieben sich weiter nördlich am See, in dem Ort Garda oder auf der aneren Seite des Sees in Salo herum. Der Teufelsbeschwörer stieg aus, ging nach hinten und verstaute den Affenkadaver in dem Leinensack, den er sorgfältig zuschnürte. Ein paar Steine packte er auch noch mit hinein, wuchtete sich den Sack über den Rücken und ging zum Wasser. Er suchte eine Stelle, die ein wenig tiefer war und steiler abfiel. Er hatte fast hundert Meter zu gehen, bis er sie fand, dann setzte er alle seine Kraft ein und legte sie in den Schwung, mit dem er den Sack auf den See hinausbeförderte. Rund fünf Meter vom Ufer entfernt klatschte er in das klare Wasser und versank. -Shaker starrte ihm nach. Die Lichtbrechung sorgte dafür, daß an den Sack noch erkennen konnte. Pech. Aber wer würde schon ausgerechnet hierherkommen?
    Und selbst wenn - was war denn schon ein toter Affe? Ein Tier, weiter nichts. Schulterzuckend kehrte Shaker um und erreichte seinen Wagen. Er wendete und fuhr zur Straße zurück.
    In Verona hatte er ein großzügig ausgestattetes Hotelzimmer gemietet. Wahrscheinlich würde man sich wundern, daß er die Nacht über unterwegs gewesen war, aber wen kümmerte es? Shaker kurbelte am Lenkrad und genoß das Flüstern des großen Motors, der ihn jenseits der Geschwindigkeitsbegrenzung zur Stadt brachte.
    Sein einziges Problem war jetzt, die drei Personen zu finden, die er dem Fürsten der Finsternis verkaufen würde. Aber auch das Problem war nicht unlösbar.
    In Peschiera di Garda wurde er von einem silbrig schimmernden Wagen geschnitten, der, ohne sonderlich auf Vorfahrtsregelungen zu achten in die Hauptstraße einbog. Daß das in Italien üblich war, hatte er mittlerweile festgestellt, pfiff aber doch leicht durch die Zähne, weil man nicht jeden Tag einem Rolls Royce begegnet. Wer konnte sich in dieser Gegend ein solches Schlachtschiff leisten?
    Dranbleiben, dachte er. Hin und wieder trat er als Zauberkünstler auf, wobei nicht jeder seiner Tricks nur Illusion und Täuschung war… Und hin und wieder gab er seine Vorstellungen auf irgendwelchen Festen irgendwelcher Großindustrieller, Politiker oder sonstiger Adliger. Vielleicht ließ sich hier eine Verbindung knüpfen.
    Denn auch wenn er nicht gerade am Hungertuch zu nagen hatte, ging er nie kaltlächelnd an einem Batzen Geld vorbei, den er abstauben konnte.
    Der Rolls fuhr nicht allzuschnell, sondern britisch vornehm. Schließlich fährt man in einem solchen Auto nicht, um schnell ans Ziel zu kommen, sondern um darin gesehen zu werden. Shaker hatte keine Schwierigkeiten, am Ball zu bleiben.
    Der Silver Shadow glitt in das verwirrende Straßengewühl von Verona, in dem soeben die morgendliche Rushhour einsetzte…
    ***
    Der Tee war genau so, wie ihn auch die Queen schätzte, das Frühstücksei war so hart, daß man damit Fensterscheiben hätte einwerfen können, und die beiden Toast-Scheibchen, durch deren Schinkenscheiben man hindurchsehen konnte, weil sie so dünn geschnitten waren, waren nicht weniger hart und trocken. Dafür schien die Sonne, und die Morgenbrise, die vom Lago di Garda herüberwehte, war warm und würzig.
    Professor Zamorra drehte ruckartig den Kopf, nickte James gönnerhaft zu und sagte: »Danke, James, ich bin vollauf zufrieden und habe keine Wünsche mehr.«
    Dabei wurde er nicht einmal rot beim Lügen, registrierte aber befriedigt, daß James eine steife Verneigung andeutete und würdevoll davonschritt.
    Als er außer Sicht war, nahm Zamorra die dünnen Schinkenscheibchen von den trockenen Toast-Scheibchen und stippte jene in den britischen Tee, den er vorher mit Milch verstärkt hatte. Eingeweicht ließ sich das trockene Krümelzeugs endlich verzehren, und zum Schluß rollte Zamorra den Schinken zusammen und besorgte sich damit ein wenig guten Nachgeschmack.
    Viel hatte sich in den anderthalb Jahren nicht verändert, fand er. Der Tee war noch wie damals, der Schinken ebenfalls, auch der Toast - vielleicht hatte man ihn solange aufbewahrt, dachte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher