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0180 - Die Grabstein-Bande

0180 - Die Grabstein-Bande

Titel: 0180 - Die Grabstein-Bande
Autoren: Jason Dark
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Suko bekannt. Der Schloßbesitzer schaute sich um. »Ja,« meinte er nach einer Weile. »Ich habe sie immer gewarnt, aber sie wollten nicht hören.«
    »Wovor gewarnt?«
    »Vor dem Fluch, der in diesem Gemäuer haust. Wirklich, er lauert zwischen den Steinen. Das Schloß ist mit dem Blut Unschuldiger erbaut worden, irgendwann einmal mußte dieser Fluch frei werden. Nun ist es geschehen.«
    »Wissen Sie mehr?«
    »Kaum. Einer meiner Vorfahren hat hier gewütet. Und er hat das Schloß im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Blut seiner Gegner gebaut, indem er jeden Stein damit tränkte. Er war ein grausamer Despot, mein Ahnherr.«
    »Das haben wir gesehen«, sagte ich. »Das Blut stürzte aus den Wänden, es erschienen zwei Gestalten, die sich als mordende Geister entpuppten. Es war schlimm, wir hatten drei Tote.«
    »Seien Sie froh.«
    »Worüber?«
    »Daß es nicht mehr geworden sind.« Der alte Mann schaute mich an. Seine Augen blickten klar und ernst. »Wirklich, Oberinspektor, es hätte schlimmer sein können.«
    »Und was werden Sie jetzt machen?« wollte ich wissen.
    »Vielleicht reiße ich die Mauern ab. Hier kann doch keiner leben. Das ist ein schlimmer Fluch, er wird immer existieren, er ist nicht ausgelöscht, verlassen Sie sich darauf. Wahrscheinlich zieht er etwas nach sich, nein, das Blutschloß hat kein Recht, zu existieren. Es soll keine Menschen mehr ins Unglück reißen. Ich will es nicht.«
    Möglicherweise war es wirklich das beste, wenn das Schloß abgerissen wurde. Aber das war Sache des Besitzers.
    »Haben Sie mit dem Spuk aufgeräumt?« fragte er mich.
    »Ja, Sir.«
    »Meine Hochachtung. Nicht jeder wird mit einem Geist fertig.« Er fragte nicht nach dem Grund, darüber war ich froh.
    »Gibt es sonst noch etwas, das ich für Sie tun könnte?« erkundigte ich mich.
    »Nein, Sie haben ihre Pflicht getan. Ich werde heute noch den Abriß in die Wege leiten.«
    »Dann darf ich mich verabschieden, Sir.«
    Er nickte und reichte mir seine kalte Hand. Ich nahm Suko mit.
    Draußen atmete der Chinese die frische Luft ein. Auf dem Dach des Wagens lag noch der Tau. Das Blech wirkte, als hätte man es mit hellen Perlen übergossen.
    Ich schloß auf und ließ erst Suko einsteigen. Das Wetter besserte sich. Die Sonne stand hoch am Himmel, ein gelber Ball, der zu explodieren schien.
    Ich nahm hinter dem Lenkrad Platz. Ein paar Sekunden wartete ich noch. Dann drehte ich den Schlüssel. Der Wagen sprang willig an. Ich wendete und verließ den Schloßhof.
    Als ich einen Blick in den Rückspiegel warf, sah ich den Besitzer des Schlosses am Ende der Treppe stehen. Stocksteif stand er da und rührte sich nicht.
    Mir kam er vor wie ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert.
    ***
    Am Nordrand von Faversham stand ein gewaltiger Rundbau, der noch aus dem letzten Jahrhundert stammte und von den Bewohnern nur die Killerkugel genannt wurde.
    Killerkugel deshalb, weil der Rundbau auch das Provinzgefängnis war.
    Oder besser gesagt, Zuchthaus. Hier wurden Mörder, Totschläger und Räuber oft lebenslang eingesperrt. Die Kugel war ein Hort der Gewalt, nicht der Buße, denn untereinander kannten die Häftlinge keine Gnade.
    Sie malträtierten sich gegenseitig, es hatte Morde gegeben, und Gewaltakte waren an der Tagesordnung. Die Beamten standen dem Phänomen oft machtlos gegenüber, sie waren bei solchen Gefangenen überfordert.
    Dem Rundbau war an der Westseite auch ein Untersuchungsgefängnis angegliedert. In den Polizeirevieren selbst war kein Platz, und ein Gerichtsgebäude befand sich im Bau. Es wurde wohl nie fertig, denn der Staat hatte wenig Geld. Deshalb blieb den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als Untersuchungsgefängnis und Zuchthaus zusammenzulegen und dennoch streng voneinander zu trennen.
    Es war unmöglich, vom Zuchthaus her in das Untersuchungsgefängnis zu gelangen, die Sicherheitsvorkehrungen waren perfekt.
    Momentan befanden sich nur zwei Häftlinge in den Zellen. Es waren die Gebrüder Cornetti. Bekannt geworden waren sie unter dem Begriff Grabstein-Bande. Sie galten als Erpresser und Kidnapper, waren aus den Staaten geflohen und in England durch einige spektakuläre Entführungsfälle aufgefallen. Sie holten sich die Kinder reicher Eltern, verlangten Lösegeld und hatten eine spezielle Art der Übergabe ausgeklügelt. Die Eltern mußten das Geld auf Friedhöfen hinterlegen.
    Und zwar suchten sich die Cornettis bestimmte Grabsteine aus, wo dann die Tüten oder Koffer mit dem Lösegeld lagen.
    Deshalb
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