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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby
Autoren: Linda duBreuil
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aushauchte.
    Zuerst war Remember verwundert, von einer höheren Warte herabzuschauen und sich selbst im Sarg liegen zu sehen. Sie besaß von nun an die Fähigkeit, überall dort zu sein, wo sie gerade sein wollte, ohne dass jemand sie zu sehen oder hören vermochte – außer Honora. Das kleine Ding verstand nicht, wie die Leute sagen konnten, die Engel hätten ihre Mutter geholt, wo sie doch immer um sie war. Manche Leute glaubten auch, der Teufel hätte sie mitgenommen, aber das ließen sie Honora nicht hören.
    Es dauerte mehrere Jahre, ehe Remember es fertig brachte, in den Körper ihrer Tochter zu schlüpfen. Honora war ein braves, kluges und lustiges Mädchen, bis Remember sie übernahm. Doch selbst dann noch brach des Mädchens guter Charakter des öfteren durch, denn sie gehörte nur zur Hälfte den finsteren Mächten an, so wollte es die höhere Ordnung.
    Als sie den Kinderschuhen entschlüpft war, begann man zu munkeln, sie sei vom Teufel besessen oder vielleicht gar eine Hexe, da sie Krankheiten zu heilen vermochte und mit den Tieren sprach. Auch konnte sie besser lesen und schreiben als ihr Vater, der in England studiert hatte, obwohl niemand es ihr beigebracht hatte. Mit sechzehn heiratete die schwarzhaarige, grünäugige Schönheit.
    Honora war die Güte selbst. Sie liebte und respektierte ihren Mann und war ihm mit Freuden eine gute Ehefrau. Innerhalb von fünf Jahren schenkte sie ihm vier Söhne und schließlich auch eine Tochter, Anna Marie. Ihre Fähigkeit, Kranke zu heilen, sprach sich immer weiter herum, und meistens gelang es ihr auch, das Böse, das in ihr steckte, zu unterdrücken.
    Die Männer der Gemeinde verehrten die tüchtige junge Frau und stellten sie ihren Ehefrauen als leuchtendes Beispiel hin. Warum konnten sie nicht so gut backen, kochen, nähen und den Haushalt ohne Dienstboten so tadellos versorgen wie sie, die außerdem noch die Hebamme des Ortes war und ihren Kindern das Lesen und Schreiben selbst beibrachte.
    Eifersucht und Neid wuchs in den Ehefrauen. Es war die Zeit der Hexenverfolgungen in Salem. Sie beschuldigten Honora, eine Hexe zu sein, und schließlich wurde sie vor Gericht gestellt und der Hexerei, des Verkehrs mit Dämonen und der Ausübung der Schwarzen Magie angeklagt. Da die Siebenundzwanzigjährige jedoch auch viel Gutes getan hatte, wollte man Milde walten lassen. Sie sollte nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, sondern stattdessen wollte man die Hexenprobe an ihr vornehmen. Man band ihre Hände und Füße mit schweren Ketten zusammen und stieß sie in den Umbadodsee im Norden von New Hampshire. Sank sie, würde die Anklage zurückgenommen werden, denn das wäre der Beweis gewesen, dass sie keine Hexe war. Die Tatsache, dass sie dann ertrinken würde, spielte keine Rolle; an ihrer Familie würde zumindest kein Makel haften.
    Viele der zahllosen Zuschauer, die schmatzend über ihren Picknickkörben auf das spannende Ereignis warteten, waren überzeugt, sie würde, dem schweren Eisen zum Trotz, aus dem Wasser auftauchen. Sie konnten es kaum erwarten, die schöne junge Frau auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu sehen.
    Honora spürte das Wasser über ihrem Kopf zusammenschlagen und den stetigen Zug nach unten. Da ein Teil von ihr die echte Honora war, kämpfte sie dagegen an, aber ohne Erfolg. Als sie endlich bewusstlos wurde, ließ Remember den Körper auf den Grund sinken. Sie wusste, dass Honoras erste Tochter Anna Marie am Seeufer stand und um ihre Mutter weinte.
    Die zweite Transition war ein Kinderspiel für Remember. In Sekundenschnelle drang sie in den Körper des kleinen Mädchens ein.
     

     
    Am 12. August begannen die Sommerferien. Professor Nelson war glücklich, sich drei Wochen erholen zu können, ehe das Herbstsemester begann. Erholung bedeutete für ihn Gartenarbeit und Erledigung kleiner Reparaturen im und um das Haus. Verlegen blinzelte er seine Frau über den Tisch hinweg an, als er sie fragte, ob sie in der letzten Augustwoche tatsächlich nach New York fahren wolle.
    »Ja, natürlich. Wir hatten es doch bereits fest ausgemacht. Oder willst du dich nun vielleicht davor drücken?«
    »Aber nein! Es ist nur – New York ist so entsetzlich heiß um diese Jahreszeit. Ich dachte, es ist dir möglicherweise zu anstrengend. Du gefällst mir in letzter Zeit gar nicht. Du hast dunkle Ringe um die Augen und viel zu viel abgenommen. Wirklich, Pamela, du solltest zu einem Arzt gehen.«
    »Ach, es ist nur die Hitze. Du weißt, ich vertrage sie nicht
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