Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby
Autoren: Linda duBreuil
Vom Netzwerk:
Benjie mit den aufgerissenen Augen gesehen hatte.
    Seit er sprechen konnte, schlief der Junge häufig unruhig und litt unter Alpträumen, auf die Minuten folgten, in denen er nicht wusste, ob er träumte oder wach war. Eleanor hatte ihn von Arzt zu Arzt geschleppt. Jeder stellte nur fest, dass das Kind für äußere Einflüsse empfänglicher war als andere und über eine lebhafte Phantasie verfügte. Man tröstete sie, dass seine Alpträume von selbst aufhören würden, je älter er wurde. Der alte Landarzt hatte gesagt: »Früher glaubte man, ein solches Kind spreche mit den Engeln. Heute weiß man es besser.«
    Benjie seufzte und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. »Mama, das war ein furchtbarer Traum!«
    »Aber es war nur ein Traum, nicht wahr, mein Liebling?«
    »Hm. Aber – sag, Mama, muss Großmama wirklich schon sterben?«
    »Oma? Natürlich nicht. Deine Großmutter erfreut sich bester Gesundheit. Benjie, du hast nur geträumt.«
    »Aber Mama, ich habe diese Damen doch gesehen und gehört. Die eine sagte, sie würde Großmama töten, und die andere sagte, das solle sie ja nicht wagen. Das war die Dame, die damals aus dem Arbeitszimmerfenster herausgeschaut hat. Erinnerst du dich? Du hast gesagt, sie sei nicht im Haus gewesen. Aber sie war da! Ich habe sie ganz bestimmt gesehen. Und dann sagte die andere wieder, sie würde Pamela doch umbringen. Pamela, so heißt Oma doch, nicht wahr, Mama?«
    Eleanor drückte ihren Jungen fest an sich und wiederholte immer wieder, dass er nur geträumt hätte, bis er schließlich müde wurde und bat, wieder ins Bett gehen zu dürfen.
    Eleanor selbst konnte den Rest der Nacht keinen Schlaf finden.
    Remember saß am Fuße des Bettes und blickte besorgt auf den bewusstlosen Embryo im Schoss seiner Mutter. Dieses verdammte Balg! Remember hatte Kinder noch nie gemocht, außer natürlich ihre jeweilige Wirtin. Diese Fratzen! Sie waren lästig und unberechenbar, laut und destruktiv. Sie hatte schon oft Kinder aus dem Weg räumen müssen – weil sie die Fähigkeit besaßen, sie zu sehen. Knaben waren am schlimmsten. Zweimal war sie von einem Jungen getötet worden.
    Als die Sonne aufging, ließ der Schmerz in Eleanors Rücken wieder nach und sie wusste, dass dem Baby nichts passiert war. Beruhigt schloss sie die Augen und schlief endlich ein.
     

     
    Remember vermochte sich an nichts zu erinnern, was vor 1665 lag. Falls sie leibliche Eltern gehabt hatte – und sie nahm an, dass das der Fall war – so wusste sie nichts mehr von ihnen. Ihre Erinnerung setzte ein mit der Zeit, als sie Dienstbote einer Familie Walton in Maine gewesen war. Da sie nicht hatte zugeben wollen, nichts über ihre Familie, ihre eigene Vergangenheit und sich selbst zu wessen, hatte sie erzählt, sie wäre aus Irland eingewandert, was auch ohne weiteres möglich gewesen wäre, da die Waltons sie O’Dell nannten und sie die klaren grünen Augen und den makellosen milchigen Teint der Iren hatte. Ihre schwarzen Wimpern und Brauen bildeten einen berückenden Kontrast zu ihren dichten goldblonden Locken. Louis Walton verliebte sich in seiner Mutter Zofe und heiratete sie. Remember nahm ihn, weil der niedrige Stand ihr missfiel, empfand jedoch nur Gleichgültigkeit für ihn. Nach der Geburt ihres ersten Kindes, Wellington, begann sie dann, ihn zu verabscheuen. Die Schmerzen bei der Geburt und Louis’ närrisches Getue mit dem unerwünschten Balg ließen sie auch das Kind hassen.
    Als Wellington sieben war, wurde Honora geboren. Vom ersten Augenblick der Empfängnis an wusste sie, es würde ein Mädchen werden. Sie überschüttete das Töchterchen mit all der Liebe und Fürsorge, die sie Wellington verweigert hatte.
    Remember war klar gewesen, dass sie einmal Honoras Körper übernehmen würde. Sie hatte einen untrüglichen Einblick in die höhere Ordnung der finsteren Mächte, obwohl sie nicht zu sagen vermochte, woher sie diese Fähigkeit hatte.
    Remember wurde zum dritten Mal schwanger, als Honora zwei Jahre alt war. Sie versuchte mit allen Mitteln, das Kind abzutreiben, doch es gelang ihr nicht. Der zweite Sohn war nicht nur schön von Angesicht, sondern hatte auch alle Anlagen für einen guten, edlen Charakter. Remember hasste den Kleinen und weigerte sich, ihm einen Namen zu geben. Ihr Mann trug den Buben schließlich zur Taufe. Zwei Wochen später wurde
    Remember von einer Ratte gebissen und starb eines qualvollen Todes. Die dreijährige Honora saß am Bett ihrer Mutter, als diese ihr Leben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher