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0178 - Wir spielten mit dem Feuer

0178 - Wir spielten mit dem Feuer

Titel: 0178 - Wir spielten mit dem Feuer
Autoren: Wir spielten mit dem Feuer
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war, gleich zum Hauptquartier der Kriminalabteilung. Oben im Archiv setzte er sich an einen Tisch und zog sich eine der großen Standlupen heran. Er rechnete die Fingerabdruckformel aus, sah im Katalog nach, welche Regalreihe die infrage kommenden registrierten Prints enthielt und machte sich auf die Suche.
    Er hatte fast viertausend ähnliche Abdrücke zu prüfen, und es wurde nachmittags vier Uhr, bis er wusste, dass sein Mann in New York jedenfalls nicht registriert war. Er zuckte die Achseln. Pech gehabt, mehr konnte man dazu nicht sagen.
    Er fuhr zurück zum Revier und machte unterwegs eine kleine Pause, um das bisher versäumte Mittagessen nachzuholen. Als er später das Revier betrat, rief ihm der diensttuende Lieutenant von seinem Pult her zu: »Na, was ist mit dem seltsamen Vogel, der auf dem Pier gefunden wurde?«
    »Nichts in den Taschen, Fingerabdrücke in New York nicht registriert, er selbst ohne Bewusstsein und mit schwerer doppelseitiger Lungenentzündung und einigen Beulen rätselhafter Herkunft nicht vernehmungsfähig. Eine reichlich mysteriöse Sache.«
    »Jedenfalls kein Betrunkener?«
    »So wenig, wie wir in diesem Augenblick betrunken sind.«
    Paddington stieß mit der Fußspitze die mit Milchglas undurchsichtig gemachte Verbindungstür auf, die in den Flur zu den einzelnen Büros führte. Er steckte kurz den Kopf bei Detective-Lieutenant Swallow hinein, dem Leiter der Detectives dieses Reviers, und rief ihm fast die gleichen Stichworte wie dem uniformierten Lieutenant vorn in der Wache zu.
    Anschließend ging er in sein Office, das er mit zwei anderen Detectives teilte. Der junge Anfänger Martens war nicht da, Jackson aber saß vor seinem Schreibtisch und hämmerte verbissen auf einer vorsintflutlichen Schreibmaschine herum.
    Paddington warf seinen Hut mit geübtem Schwung auf einen Haken an der Wand, zog mit dem Fuß den Drehstuhl heran und suchte einen großen gelben Umschlag aus seinem Schreibtisch heraus.
    Er spannte ihn in die Schreibmaschine und tippte die Adresse:
    United States Department of Justice, Federal Bureau of Investigation, Identification Division, Washington 25. D. C.
    Er schob die Karte mit den Fingerabdrücken des unbekannten Mannes in den Umschlag und füllte auf der Schreibmaschine rasch den Vordruck aus, der bei einer Anfrage an die zentrale Fingerabdruckkartei des FBI als Begleittext einzusenden war. Nachdem er den Umschlag sorgfältig zugeklebt hatte, stand er auf und ging damit ins Nebenzimmer. Dort stand ein großer Wäschekorb, der ein Schild trug: Postausgang. Paddington warf den Umschlag hinein. Fürs Erste war der Fall jetzt für ihn erledigt.
    ***
    »Ja«, knurrte unser alter Kontaktmann Neville am Donnerstagmorgen gegen neun, »zu unserer Zeit war das so: Du gingst in eine verräucherte Kneipe, sahst dich kurz um und dann tratest du an die Theke. Du legtest ihm die Hand leise auf die Schulter und sagtest so leise, dass es nicht gleich der ganze Stall hören konnte: Tag, Joe! Ich bin G-man Neville. Wenn du vernünftig bist, lässt du deine Kanone sitzen und kommst mit. Wenn du’s aber nicht anders haben willst, na schön, dann komm mit raus auf die Straße. Erledigen wir’s draußen! So war das zu unserer Zeit. Damals, als sie Dillinger nach einem Kinobesuch stellten, als Pretty Boy Floyd sich auf seiner Farm in Ohio nicht ergeben wollte oder als Baby Face Nelson auf einem Highway in Illinois erschossen wurde. Da war noch was los! Da war ein G-man noch ein Mann, der täglich mit einem Bein im Grabe stand! Aber heute! Ach du lieber Himmel! Wenn ich mir das schon begucke!«
    Er hob ein Blatt Papier hoch. Mein Freund Phil Decker warf mir einen belustigten Blick zu. Wir kannten Neville nun schon seit einer halben Ewigkeit, und wir kannten auch seine Geschichten. Er hatte noch die rauen Zeiten des FBI mitgemacht, und seither schwärmte er unentwegt von den Tagen, wo eine Kanone so locker saß, wie man es sich heute gar nicht mehr vorstellen kann.
    Unser guter alter Neville also kam am Donnerstagmorgen in unser Office und begann vorzulesen, was auf dem Papier stand, das er in seinen Händen hielt: »Fernschreiben vom Hauptquartier Washington, Fingerabdruck-Zentralkartei. Hört zu: Vom FBI wegen Rauschgifthandels gesuchter Joe Racketeer anscheinend aufgefunden. Sofort mit Detective-Sergeant Mac Paddington vom elften Revier Verbindung auf nehmen! Da habt ihr den Kram. Der Chef sagt, ihr sollt euch drum kümmern. So was! So einfach haben’s die Leute heutzutage!
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