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0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster
Autoren: Jason Dark
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Grinsen eines Teufels.
    Am liebsten hätte er in diesen Augenblicken kehrtgemacht, doch sein Stolz ließ dies nicht zu. Und was bedeutete schon ein alter Sarg? Er war völlig normal, jeder mußte da einmal hinein, der eine früher, der andere später.
    »Komm doch näher«, lockte Melina. »Du stehst da, als wärst du angewachsen.«
    Der Kragen wurde Vic eng. Er fuhr mit zwei Fingern hinein und fühlte den kalten Schweiß.
    Hatte er Angst?
    »Fürchtet der große Aufreißer sich etwa?« fragte das Mädchen und lächelte. »Das darfst du mir nicht antun, Vic. Ich habe dich immer für einen tollen Burschen gehalten, jetzt erlebe ich das Gegenteil…«
    »Nein, nein, ich komme schon.« Er setzte sich tatsächlich in Bewegung und ging auf Melina zu.
    Ruhig schaute sie ihm entgegen. Der junge Mann konnte dem Blick nicht standhalten, er schweifte ab, und Vic McGovern schaute mehr auf den Sarg.
    Neu war er nicht, auch schmutzig, aber er zeigte noch keinen Verfall, schien völlig in Ordnung zu sein.
    Als er stehenblieb, hob er die Schultern. »Was willst du eigentlich damit?«
    »Mit dem Sarg?«
    »Klar«, Ihre Stimmen klangen seltsam dumpf. Das Echo wurde vom Nebel verschluckt.
    »Der ist nicht für mich.«
    Vic lachte blechern auf. »Das habe ich auch nicht angenommen, ehrlich. Doch er erscheint mir doch als eine unpassende Sitzgelegenheit, findest du nicht auch?«
    »Ja, das stimmt, Vic. Als eine Sitzgelegenheit ist er auch nicht gedacht.« Melina drehte sich halb zur Seite und wandte Vic ihr Profil zu.
    Es schimmerte seltsam bleich. Dann begann sie zu singen. Leise, aber dennoch hörbar.
    »My Bonny is over the Ocean…«
    Vic zuckte zusammen. Dieses Lied paßte überhaupt nicht hierher.
    Eine Gänsehaut strich über seinen Rücken. Die Atmosphäre kam ihm plötzlich noch unheimlicher vor. Der Nebel, die Bäume, das raschelnde, hohe Gras, bewegt vom Wind, die alten Grabsteine und dann das Lied.
    Eine makabre Mischung.
    Er räusperte sich.
    Urplötzlich verstummte der Gesang. Melina drehte sich wieder um, schaute ihm ins Gesicht.
    Kalt wirkten ihre Augen. Und erbarmungslos.
    Vic McGovern trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Melodie geisterte noch in seinem Kopf nach. Da wurden Erinnerungsfetzen aus dem tiefen Dunkel des Vergessens wieder an die Oberfläche geschwemmt.
    My Bonny is over the Ocean wo hatte er dieses Lied schon mal gehört? Und in welchem Zusammenhang.
    »Du willst doch wissen, für wen der Sarg ist, Vic?«
    »Ja«, hörte er sich krächzen.
    »Er ist für dich, mein Lieber. Für dich!«
    ***
    Nein, das ist ein Traum!
    Vic stand da, als wäre er angewachsen. Er hatte die Antwort gehört, weigerte sich jedoch, sie zu glauben.
    Für dich, mein Lieber, hatte sie gesagt. Für dich. Die ist ja wahnsinnig, die ist nicht normal. Vic atmete tief durch. »Kleiner Scherz, wie?«
    Melina schüttelte den Kopf. »Nein, mein lieber Vic. Das ist kein Scherz!« Sie stand auf. »Ich meine es ernst. Wirklich ernst!« Dann drehte sie sich wieder zur Seite, und Vic sah, daß der Deckel nur locker aufgelegt war, er ließ sich leicht hochheben.
    Vic wollte in den Sarg schauen, doch Melina hatte sich so hingestellt, daß er nichts sehen konnte, weil sie die Öffnung mit ihrem Körper abdeckte. Sie bückte sich auch und streckte ihre Hand in den Sarg hinein.
    Das war die Chance. Vic dachte nicht daran, noch länger mit dem Mädchen zusammenzubleiben. Er drehte sich auf dem Absatz um und floh.
    »Vic!«
    Der Ruf klang wie der Knall einer Peitsche. Unwillkürlich zuckte der junge Mann zusammen. Er blieb tatsächlich stehen, ein Phänomen, worüber er sich wunderte.
    »Dreh dich um!«
    Vic McGovern gehorchte.
    Sie stand weiterhin neben dem Sarg. Die Hände hatte sie auf den Rücken gelegt, das Gesicht war zu einem häßlichen Lächeln verzogen.
    Zudem schien es einen anderen Farbton angenommen zu haben. Es glühte in einem tiefen Rot, das sehr deutlich das Grau der Nebelschleier durchdrang.
    »Vic, warum läufst du weg? Du wolltest doch mit mir zusammensein. Du warst so scharf darauf. Jetzt hast du die Chance und nützt sie nicht. Das verstehe, wer will, ich nicht, mein Lieber. Vic, Darling, komm her zu mir.«
    McGovern schüttelte den Kopf. »Du willst nicht?«
    »Geh zum Teufel!« zischte der junge Mann.
    »Ach, was bist du doch für ein Narr. Vic. Wenn du nicht kommst, dann komme ich zu dir. Gib acht, mein Lieber. Es ist jetzt soweit. Ich komme jetzt.«
    Sie kam tatsächlich.
    Schritt für Schritt näherte sich Melina dem
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