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0174 - Lupinas Todfeind

0174 - Lupinas Todfeind

Titel: 0174 - Lupinas Todfeind
Autoren: Jason Dark
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Stellen.
    Plötzlich sackte Silva zusammen. Sie selbst hatte ihr Maul ebenfalls aufgerissen. Ein klagender, fast menschlich zu nennender Schrei drang daraus hervor.
    Die beiden Geschwister konnten sie direkt anschauen, und sie sahen die Augen, in denen sich plötzlich die Angst und das Entsetzen widerspiegelten, bis sie schließlich brachen und Silva blutüberströmt am Boden lag.
    Ein letztes Mal zuckte ihr Körper noch, Reflexe irgendwelcher Muskeln, dann war die weiße Wölfin tot.
    Schweigen breitete sich aus.
    Lupina, die Königin der Wölfe, hatte auch diesmal bewiesen, daß sie den Titel zu recht führte. Sie hatte ihre Todfeindin besiegt. Lupina senkte den Kopf und schaute auf die tote Wölfin hinab. Dann schüttelte sie sich, öffnete noch einmal ihr Maul, und Siegesgeheul drang daraus hervor. Beide Vorderläufe legte sie auf den Körper der Toten, während sie den Kopf drehte und zum Mond hochschaute, dem sie das Geheul entgegenschleuderte.
    Sie hatte gewonnen!
    So mußte es sein.
    Auch Lupina blutete. Aber ihre Wunden waren längst nicht so stark, als daß sie sich jetzt ausruhen müßte. Nein, sie war richtig in Fahrt gekommen. Der Kampf mit Silva war für sie nur der Auftakt gewesen, andere würden folgen.
    Lupina verließ ihren Platz und kümmerte sich nicht mehr um die Besiegte. Sie ging zu den beiden Vaselys. Vor ihnen blieb sie stehen.
    »Was ist?« fragte sie. »Steht ihr auch auf ihrer Seite?« Menschliche Laute aus dem Maul der Bestie zu hören, war mehr als seltsam.
    »Nein, sonst hätten wir geholfen«, erwiderte Marcel. »Du bist unsere Königin, so schreibt es die Familientradition der Vaselys vor. Jurina hat es uns mit auf den Weg gegeben.«
    »Ich freue mich, daß ihr euch daran haltet. Ein Anfang ist gemacht, doch der längste Weg liegt noch vor uns. Wir werden alle Gegner ausschalten, und mit dem schlimmsten fangen wir an. Mit John Sinclair. Wo befindet er sich?«
    »Hier bin ich!« gellte meine Stimme.
    ***
    Auch Jane Collins und der Pfarrer George Frambon hatten den Kampf beobachtet. Noch nie in ihrem Leben hatten sie so etwas gesehen und waren dementsprechend fasziniert und abgestoßen zur gleichen Zeit.
    Sie lagen in Deckung eines Erdhügels dicht am Eingang zum Burghof. Jane hatte die Hände zu Fäusten geballt, aus der rechten schaute das Kreuz hervor.
    Sie hielt mit keiner Wölfin. Am liebsten wäre es ihr, wenn sich beide gegenseitig töteten.
    Der Pfarrer murmelte ununterbrochen vor sich hin. Jane konnte nicht verstehen, was er sagte, sie glaubte aber, daß es Gebete waren.
    In der Rechten hielt er seine Axt mit der silbernen Schneide. Die Wangenmuskeln zuckten, die Augen leuchteten, denn sie waren weit aufgerissen.
    »Mein Gott«, flüsterte er, als er den blutüberströmten Körper der weißen Wölfin sah. »Sie wird es nicht schaffen.«
    Diesmal hörte Jane die Worte, doch sie reagierte nicht darauf. Sie beobachtete weiter.
    Und auch die beiden anderen Bestien ließ sie nicht aus den Augen. Den Gesprächen hatte sie entnommen, daß es die Geschwister der weißen Wölfin waren.
    Sie hatte also eine regelrechte Werwolf-Sippe vor sich.
    Nur von John Sinclair sah sie nichts. Jane machte sich Sorgen. Wo steckte der Geisterjäger? Hielt man ihn irgendwo gefangen? Oder hatte man ihn schon getötet? Und was war mit Suko, dem Chinesen, geschehen? War er vielleicht auch schon ausgeschaltet worden?
    Jane merkte, wie sie von einer wilden Wut überschwemmt wurde.
    Sie wollte diese Bestien töten, beide Wölfinnen sollten mit der Weißen Magie des Kreuzes zerstört werden.
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen, denn die weiße Wölfin, schon angeschlagen, startete ihren letzten verzweifelten Angriff.
    Und sie legte alles hinein, zu dem sie noch fähig war.
    Trotzdem lief sie Lupina in die Falle.
    Jane hatte Mühe, einen Schrei zu unterdrücken, als sie sah, wie die Königin der Wölfe zubiß. Ihre Zähne fanden genau die schwache Stelle bei der Gegnerin.
    Tot sank die weiße Wölfin zu Boden.
    »Das war’s dann wohl«, sagte der Pfarrer und atmete schwer.
    Auch ihn hatte das Zuschauen erregt.
    Jane nickte. Sie fragte: »Sollen wir jetzt eingreifen?«
    »Nein, warten Sie. Ich will wissen, was die Siegerin jetzt vorhat.«
    Zunächst heulte sie nur. Dieser klagende, schaurige und doch triumphierende Ton rief bei Jane Collins eine Gänsehaut hervor, und sie schüttelte sich.
    Dann brach er ab.
    Nur noch das Echo schwang zwischen den alten Mauern der unheimlichen Werwolfburg.
    Jane und der Pfarrer
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