Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
Vom Netzwerk:
geschlossene Tür.
    »Ja. Was gibt es?«
    »Ich habe ein Telegramm für Sie.«
    Nicole runzelte die Stirn. Ein Telegramm?
    »Schieben Sie es unter der Tür durch«, rief sie.
    Die Stimme schwieg einen Moment. Dann: »Sie müssen den Empfang quittieren. Wenn Sie bitte öffnen würden. Es dauert nur einen Augenblick.«
    Nicole griff verärgert nach dem Morgenrock, der über der Sessellehne hing, und streifte ihn über das durchsichtige Négligé. Wahrscheinlich wollte der Mann nur ein Trinkgeld. Hotelpagen waren in dieser Hinsicht von manchmal bewunderungswürdiger Hartnäckigkeit.
    Sie ging zur Tür, drehte den Schlüssel herum und öffnete.
    Der Mann war kein Page.
    Er war klein, schmal, und trug einen Trenchcoat, dessen Kragen hochgeschlagen war, dazu einen breitkrempigen Hut und Handschuhe.
    Es war überhaupt kein Mann.
    Es war nicht einmal ein Mensch.
    Nicoles entsetzter Aufschrei erstickte unter der Hand, die sich über ihren Mund legte. Der Mann stieß sie ins Zimmer zurück und warf die Tür hinter sich ins Schloß.
    Nicole wehrte sich verzweifelt, aber der Zombie war viel zu stark, als daß sie eine Chance gehabt hätte. Sie fühlte sich hochgehoben und zum Bett getragen. Die Augen des Zombie leuchteten gierig.
    Irgend etwas geschah mit ihr. Sie spürte, wie irgend etwas wie ein Ventil in ihr geöffnet wurde, durch das ihre Kraft, ihre Lebensenergie, zu dem schrecklichen Wesen dort hinüberfloß. Ihre Abwehrbewegungen wurden schnell schwächer, und nach wenigen Augenblicken erfaßte sie eine Art wohltuende Mattigkeit.
    Aber dann packte eine unsichtbare Gewalt den Zombie und riß ihn zurück. Er fuhr hoch, ließ sie los und stieß ein zorniges Fauchen aus, wie ein Raubtier, das sich um sein Futter betrogen sieht. Der unsichtbare Wirbel, der ihre Lebenskraft aufgesaugt hatte, verebbte. Aber die Müdigkeit blieb.
    Das Wesen näherte sich erneut dem Bett. Nicole fühlte sich hochgehoben und davongetragen. Irgendwo auf dem Weg nach unten verlor sie das Bewußtsein.
    ***
    »Diesmal werde ich ihn vernichten«, flüsterte Norton. Der Dämon hatte jetzt ganz von seinem Körper Besitz ergriffen. Das, was einmal die Persönlichkeit des Mannes ausgemacht hatte, dieses immaterielle, nicht mit Worten zu beschreibende Etwas, das den Unterschied zwischen toter und belebter Materie ausmachte, dämmerte irgendwo am Rande des Bewußtseins des Körpers dahin, nur noch ein schwacher Lebensfunke, der kaum noch Notiz von den Vorgängen nahm. Mühsam versuchte er, wenigstens in Gedanken zu antworten; Altuun wachte eifersüchtig darüber, daß er am Leben und bei Bewußtsein blieb. Auf eine geheimnisvolle Weise schien sein Schicksal von der Existenz Nortons abzuhängen; so, als könne er die Herrschaft über diesen Körper nur ausüben, wenn der Geist, der ihn einstmals bewohnt hatte, noch anwesend war. Norton war in diesem Augenblick der Lösung des Rätsels näher als jemals ein anderer Mensch zuvor, wenngleich ihm dieses Wissen nichts nützte.
    »Ja«, wisperte er leise. Das winzige Wort schien ihn alle Kraft zu kosten, die er noch hatte.
    Altuun lachte grausam. »Ich wußte nicht, wer dieser Mensch ist«, sagte er leise. »Aber das spielt auch keine Rolle mehr. Noch bevor der Tag zu Ende ist, wird er sterben - und dann hindert mich nichts mehr daran, die Macht über diese Welt zu ergreifen.« Er sah sich nachdenklich in dem kleinen, schäbigen Hotelzimmer um, in dem er Zuflucht gesucht hatte.
    In einer Ecke saßen stumm zwei kleine, schmale Gestalten mit lederartiger Haut und brennenden Augen; die kümmerlichen Reste seiner geschlagenen Schreckensarmee. Aber der Zorn, der bei der Erinnerung an den vergangenen Abend in ihm aufflammte, erlosch sofort wieder, als sein Blick weiterwanderte und bei der schlafenden Gestalt auf dem Bett verharrte. Es war überraschend leicht gewesen, die Frau zu entführen. Mit unglaublicher Zielsicherheit hatte er erkannt, daß sich hier die beste Chance bot, Zamorra zu treffen. Diese Menschen, diese seltsame, schwächliche Rasse, die jetzt die Welt bewohnte, die einst seinem Volk gehört hatte, verfügten über eine Fähigkeit, die Altuun vollkommen fremd war. Zuerst hatte er nicht verstanden, was dieses Wort bedeutete: Liebe. Aber dann hatte er in den Gedanken der Menschen darüber gelesen. Diese Liebe -was immer das sein mochte - schien sie zu außerordentlichen Taten und Handlungen zu befähigen. Aber sie stellte auch gleichzeitig eine ihrer größten Schwächen dar.
    Und Altuun gedachte diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher