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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt
Autoren: Uwe Anton
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reglose Gestalt im Morast!
    Er wechselte einen raschen Blick mit Higgins und erhob sich dann, schlich mit unsicheren Schritten auf den zusammengekrümmten Körper zu. Kalt tropfte der Regen in seinen Nacken, Endlich hatte er den Unbekannten erreicht.
    Es war ein Mann. Sein kurzgeschnittenes Haar war naß und strähnig, der Rumpf muskulös, und die kräftigen Beine unnatürlich angewinkelt. Vorsichtig drehte Larringer den Unbekannten auf den Rücken.
    »Großer Gott!« flüsterte er.
    An allen Gliedern zitternd wich er zurück, die Lippen blutleer und das Gesicht zu einer Fratze verzerrt.
    Denn das Antlitz des Unbekannten glich einer wölfischen Schnauze.
    ***
    Higgins bekreuzigte sich und starrte stumm auf die unglaubliche Gestalt. »Ein Dämon, Mister Larringer!« stieß er krächzend hervor. »Wir müssen fort! Wer weiß, ob nicht noch mehr von ihnen…«
    »Seien Sie still!« verlangte Larringer barsch. Mit bebenden Fingern versuchte er sich eine Zigarette anzuzünden, aber der dichte Regenvorhang machte seine Arbeit zunichte. Fluchend schleuderte er die durchweichte Zigarette in eine Pfütze. »Wir müssen einen klaren Kopf bewahren!« murmelte er. »Wir dürfen uns nicht…«
    Seine Stimme versagte. Panisch pochte das Herz in seiner Brust und pumpte das Blut wie einen glühenden Sturzbach durch seine Adern. Er begriff, daß sie vor etwas standen, was sich allen logischen Erklärungen entzog. Immer wieder stierte er auf den monströsen Schädel, betrachtete die glänzend weißen Zahnreihen des in stummer Agonie geöffneten Rachens, die kleinen, gelblich funkelnden Augen, die selbst im Tod noch Entsetzen verbreiteten, das kurze, graue Fell, das am Halsansatz endete und sich wie eine obszöne Maske von der menschlichen Haut des Körpers abhob.
    »Er ist ermordet worden!« sagte Higgins ausdruckslos. Der Butler hatte seinen Schrecken überwunden und wirkte nun irgendwie unbeteiligt.
    Larringer nickte schwach und strich vorsichtig über das silberne Messer, das bis zum Heft in der Brust der grauenhaften Kreatur steckte. »Aber wer…«
    »Guten Abend, meine Herren!«
    Larringer erstarrte. Eine alles durchdringende Furcht rieselte über seinen Rücken und lähmte seine Gedanken, ließ ihn unwillkürlich aufstöhnen.
    Langsam wandte er sich um.
    Hinter ihnen stand ein dicker, untersetzter Mann von unbestimmbarem Alter und musterte sie mit dem Anflug eines spöttischen Lächelns. Seine massige Gestalt wurde von einem grauen, durchweichten Straßenanzug verhüllt und verbarg die speckigen Fett- und Muskelwülste an Oberkörper und Bauch. Das Gesicht war füllig und von jener ungesunden Farbe, wie sie bei beleibten Menschen häufig anzutreffen war. Seine Augen wirkten wie feurige Murmeln.
    Der Fremde neigte entschuldigend den Kopf. »Darf ich mich vorstellen?« beendete seine tiefe Stimme die lastende Stille. »Mein Name ist Ian McCrofty. Ich hörte Ihre Stimmen und war neugierig, wer sich um diese nachtschlafende Zeit noch im Regen herumtreibt.« Er deutete auf den Wagen. »Hatten Sie eine Panne?«
    Larringer sah zu Higgins. Der ehemalige Butler kratzte sich unsicher am Kinn.
    »Nun, heute Nacht werden Sie wohl nicht mehr weiterkommen«, fuhr McCrofty leutselig fort, aber das Zucken seiner Mundwinkel und der lauernde Ausdruck seiner Augen straften seinen vertrauensheischenden Tonfall Lügen. »Nicht weit von hier befindet sich Arrowin’s Hotel; ich kann es Ihnen empfehlen - schließlich wohne ich selbst dort seit einigen Tagen! Wollen Sie mich nicht begleiten? Soweit ich weiß, sind dort noch einige Zimmer frei…«
    Larringer erholte sich von seiner Verwirrung und räusperte sich. Seine Furcht verflog. McCrofty war ein normaler Mensch, kein Tierwesen wie dieser Tote! Selbst wenn er irgend etwas im Schilde führte, sollte es ihm gelingen, ihn zu überwältigen! Zumal Higgins ja auch noch da war…
    »Wir müssen sofort die Polizei informieren!« sprudelte es aus ihm heraus. »Sie muß den Toten unverzüglich untersuchen!«
    McCrofty runzelte die Stirn. »Den Toten?« echote er. »Welchen Toten meinen Sie?«
    Larringer ächzte. »Sind Sie denn blind, Mann?« schrie er am Rande seiner Beherrschung. »Sehen Sie denn nicht, was dort hinter uns liegt? Sehen Sie nicht dieses… dieses Ungeheuer?«
    Der Dicke trat vorsichtig einige Schritte näher. Dann lächelte er breit. »Ich sehe nichts! Wahrscheinlich liegt es am Unwetter! In derartigen Stunden kommen einem die seltsamsten Gedanken…«
    »Aber…« keuchte Larringer und
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