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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt
Autoren: Uwe Anton
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urplötzlich eiskalten Körper und sprintete zu Nicole, die halb ohnmächtig am Boden lag. Pfeifend schoß das Amulett durch die Luft, ließ die Tierwesen furchtsam auseinanderspritzen und sich ducken. Der silberne Glanz des Erbstücks des Leonordo de Montagne fällte die zottigen Kreaturen, beendete in Windeseile ihr dämonisches Dasein.
    Das Mädchen warf ihm einen dankbaren Blick zu. Dann rappelte es sich auf und eilte hinter Zamorra her, der sich bereits James Penderton zugewandt hatte. Trotz der vierfachen Übermacht verteidigte sich der Kurator mit dem Mut eines Löwen, und ein bewußtlos daliegender Tiermensch zeugte davon, daß diese Monstren auch durch Entschlossenheit und normale Mittel zu besiegen waren.
    Zamorra peitschte mit dem magischen Amulett die felligen Rücken der restlichen Angreifer. Endlich verstummte auch das letzte Wolfsheulen.
    Stille senkte sich über die Straße.
    Völlig durchnäßt und erschöpft sahen sich die drei Menschen an. Leise Verwünschungen murmelnd, rieb sich Nicole Duval den Schlamm aus ihrem blassen Gesicht und betastete mit den Fingerspitzen ihre dreckverschmierte Bluse und die zerrissene Jeanshose.
    »Teufel, Teufel!« keuchte James Penderton. Auf seiner Wange befand sich ein zentimerterlanger, klaffender Riß, aus dem helles Blut tropfte. »Fair haben diese Burschen nicht gekämpft! Tja, wenn ich so aussehen würde wie sie…« Er schluckte. Ungläubig weiteten sich seine Augen. »Aber das gibt es doch nicht!«
    Die Straße war verlassen. Von den bewußtlosen oder toten wölfischen Kreaturen war nichts mehr zu sehen!
    Zamorra betrachtete sein Amulett. Glanzlos und kühl ruhte es in seiner Hand. »Der dämonische Einfluß ist verschwunden«, erklärte er mit belegter Stimme. »Vorübergehend scheint man sich zurückgezogen zu haben!«
    Nicole lehnte sich an ihn. »Mir ist kalt!« flüsterte sie mit klammen Lippen. »Und wir sollten uns so schnell wie möglich davonmachen! Beim nächstenmal sind die Feinde gewarnt; sie wissen jetzt über dein Amulett und seine Fähigkeiten Bescheid! Sie werden von nun an vorsichtiger vorgehen.«
    »Gehen wir zu diesem Hotel!« stimmte James Penderton zu. Müde schlurfte er zu dem im Morast liegenden 38er und reinigte ihn notdürftig von dem klumpigen Schmutz. »Ich glaube zwar nicht, daß wir im Moment noch etwas zu befürchten haben, aber ich würde trockene Kleidung und ein Glas guten Whisky einer Stehparty im Regen vorziehen!«
    Wortlos legte sich Zamorra das Amulett wieder um den Hals und blickte mit zusammengekniffenen Augen hinaus in das öde, sturmdurchtoste Hügelland. Er war sehr nachdenklich geworden.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte man zweimal versucht, sie umzubringen.
    Nun, gestand er sich ein, dies war nichts Ungewöhnliches. In all den Jahren, seit er sein Leben dem Kampf gegen die Mächte der Finsternis, gegen die zahllosen Manifestationen des absolut Bösen gewidmet hatte, war er tausendmal diesen und ähnlichen Situationen ausgesetzt gewesen und oft nur mit knapper Not dem Tod entkommen.
    Nein, dies war es nicht, was ihn nachdenklich stimmte. Etwas anderes beschäftigte ihn mehr.
    Der Gegner operierte aus dem Dunkel. Jede Sekunde konnte er erneut zuschlagen. Und sein bisheriges Vorgehen bewies, daß er keine Skrupel kannte und über vielfältige Möglichkeiten zur Vernichtung gebot. Und er war klug. Er hatte damit gerechnet, daß sie dem fallenden Baum entrinnen würden. Also griff er zu einem stärkeren Mittel… den Werwölfen. Und dann…
    Fröstelnd fragte sich Zamorra, was als nächstes kommen würde.
    ***
    Karmann ging unruhig in dem großen, luxuriös eingerichteten Hotelzimmer auf und ab. Seine langen, sorgfältig manikürten Finger krochen wie eigenständige Lebewesen über den handgestrickten Saum seines teuren Jacketts.
    »Ich begreife einfach nicht, Doktor«, sagte er heiser, »warum Sie sich derart gegen meinen Vorschlag sträuben! Bislang haben wir ausgezeichnet zusammengearbeitet! Warum also jetzt dieses Zögern?«
    Wellington seufzte demonstrativ und rieb seine müden Augen. Gähnend blickte er auf die Uhr. »Können wir denn nicht bis morgen früh warten, Mister Karmann?« fragte er mit sanfter Stimme. »Es ist Mitternacht. Ich habe eine anstrengende Woche hinter mir und wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie…«
    Karmann lachte verhalten. Er blieb vor Wellington stehen und beugte sich leicht zu ihm hinunter. Der Doktor konnte überdeutlich das scharfe Parfüm des schwarzhaarigen, untersetzten
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