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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt
Autoren: Uwe Anton
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Schreien, Flehen und Stöhnen ertönte von allen Seiten zugleich, vereinigte sich zu einer Melodie, die allen Wahnsinn der Welt zu enthalten schien.
    Wellington preßte sich unwillkürlich an Eileens Bewußtsein, das inmitten dieses Alptraums ruhig einem noch unsichtbaren Ziel entgegenstrebte.
    Langsam glitten sie tiefer, eilten an monströsen Gebäuden vorbei, auf deren Zinnen gesprenstische Geschöpfe hockten und ihnen drohend die giftigen Klauen entgegenstreckten. Immer weiter ging es, und bald war Wellington abgestumpft von dem manifestierten Bösen, das sich seinen Augen darbot.
    Dort träge dahinfließende Ströme aus Gift, in denen sich vielarmige Bestien suhlten und mit ihren Tentakeln voller Gier das zerwühlte Ufer bestrichen, blitzschnell nach jeder Bewegung tasteten und ausgemergelte Gestalten ohne Mühe in die Brühe zerrten. Da gigantische, pervertierte Spiegelbilder menschlicher Friedhöfe, auf denen die skeletthaften Toten dämonische Tänze aufführten und voller Wut und tierischer Raserei mit ihren verschimmelten Gebeinen aufeinander einhieben.
    Ein Kaleidoskop des Schreckens bildete diese unglaubliche, verzerrte Welt, die nur errichtet zu sein schien, um die Realität, das Leben auf der Erde zu verhöhnen, alle positiven Werte wie Liebe und Solidarität, Ehrfurcht und Hilfsbereitschaft zu vergewaltigen.
    Wellington glitt schwerelos dahin und nahm all diese Dinge in sich auf, versuchte seinen Geist zu verschließen, um keinen Schaden an seiner Seele zu erleiden.
    Schemenhaft spürte er Karmanns Gegenwart, tastete vorsichtig nach dem Bewußtsein des Industriellen und stieß auf eine undurchdringliche, abweisende Mauer. Verständnislos zog er sich zurück.
    Plötzlich verlangsamte sich der groteske Flug über das höllische Land. Unter ihnen erschien eine kilometergroße, tiefschwarze Burg, ein Koloß aus dunklem Gestein, tausendfach verwinkelt und verschachtelt, mit ungezählten Türmen und Erkern und Vorsprüngen.
    Das Zentrum! vernahm Wellington Eileens lautlose Stimme.
    Die Trutzburg unter ihnen schien leer und verlassen. Ein widerwäriger Geruch nach Moder und Verwesung ging von ihr aus.
    Von hier aus wird diese Schattenwelt gelenkt! erklärte das Mädchen. Ich war schon mehrmals hier, aber … Sie brach unvermittelt ab.
    Eileen! dachte Wellington konzentriert. Was ist? Was haben Sie?
    Irgend etwas ist anders… erwiderte das Mädchen zögernd. Ich kann nicht genau erkennen, was hier vor sich geht! Eine Art Nebel schiebt sich vor meine Sinne!
    Furcht ergriff Wellington. Er bemerkte ebenfalls das engmaschige, substanzlose Netz, das sie mit einemmal umhüllte und sie völlig einschloß. Die satanische Landschaft war nur noch als schwacher Schatten zu erkennen.
    Eilen! Was hat das zu bedeuten? Wellington spürte einen eisigen Hauch, so, als nahe etwas unsäglich Fremdes.
    Zurück! gellte Eileens tonlose Stimme in ihm auf. Wir müssen sofort zurück! Verrat . …
    Im gleichen Moment wurde der Doktor von einer unsichtbaren Faust gepackt und wie ein lästiges Insekt fortgewischt. Tausendstimmiges, hohntriefendes Gelächter brandete auf, erfüllte sein angstgepeitschtes, verwirrtes Bewußtsein. Und er schrie in namenloser Pein, bettelte und schluchzte und schrie nach Eileen und Karmann, aber er erhielt keine Antwort, sondern vernahm nur dieses entsetzliche, satanische Gekicher.
    Dann zerriß die Dunkelheit. Ein greller Schmerz durchzuckte seinen Nacken, und er benötigte einige Sekunden, ehe er begriff, daß er wieder einen Körper besaß.
    Wellington sah auf. Entsetzt weiteten sich seine Augen, und er begann vor Grauen zu zittern.
    Eileen O’Sheas und Gerald Karmanns Stühle waren leer!
    Die beiden waren verschwunden!
    ***
    Mißmutig stapfte Larringer hinter Ian McCrofty und Higgins durch den Regen. Das Unwetter tobte mit unverminderter Wucht, und noch niemals in seinem Leben hatte sich der kleine Mann so wie in diesem Augenblick nach Trockenheit und Wärme gesehnt.
    Nachdenklich nagte er an seiner Unterlippe und schüttelte immer wieder den Kopf. Der Zwischenfall mit dem dämonischen Tiermenschen ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Zum Teufel! dachte er zornig. Er war weder betrunken noch verrückt! Und Higgins hatte den… den Werwolf ebenfalls gesehen! Mausetot hatte das Monstrum im Schlamm gelegen, aber trotzdem war es spurlos verschwunden!
    Ob dieser McCrofty dabei eine Rolle spielte?
    Larringer bezweifelte es, aber zumindest war das plötzliche Auftauchen des beleibten Mannes äußerst verdächtig!
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