Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt
Autoren: Uwe Anton
Vom Netzwerk:
wirbelte herum. Ein unartikulierter Laut entrang sich seiner Kehle, und er taumelte.
    McCrofty hatte recht! Die Straße war leer. Es schien, als hätte sich das wölfische Wesen in Luft aufgelöst!
    ***
    »Es gibt Leute«, verkündete James Penderton kauend, »die würden bei diesem Sauwetter nicht einmal ihren Hund auf die Straße jagen!« Er biß ein großes Stück von der erkalteten Truthahnpastete ab und starrte mißtrauisch aus dem regentropfenübersähten Wagenfenster. »Aber es gibt auch andere Leute… leider!«
    »Zum Beispiel mich«, nickte Professor Zamorra lächelnd. Vorsichtig steuerte der kräftige Mann mit dem markanten Gesicht die schwere Limousine über die dunkle, schmale Landstraße. Wie zwei nikotingelbe Finger stachen die Scheinwerferstrahlen durch die Finsternis und rissen die vom Sturm geknickten Sträucher und Bäume am Straßenrand aus der Schwärze der Nacht.
    Er sah kurz auf die Uhr. Fast Mitternacht! »Es tut mir leid, James, aber Sie wissen, daß der Kongreß der Britischen Gesellschaft für Parapsychologie bereits morgen früh beginnt. Und ich muß unbedingt mit dieser Eileen O’Shea Zusammentreffen! Im übrigen wirken Sie noch ziemlich trocken. Davon, daß man Sie wie einen Hund auf die Straße hetzt, kann also keine Rede sein.«
    Penderton seufzte. »Ich bin ein sensibler junger Mann«, vermeldete er beleidigt. »Man sollte mich nicht zu wörtlich nehmen.«
    Nicole Duval drehte den Kopf und zwinkerte dem blondschopfigen Kurator ironisch zu. »Wenn wir das täten, Sie armer Sensibler, dann säßen Sie schon lange irgendwo in einer aparten Gummizelle!«
    »Es ist das Schicksal aller großen Geister, auf Spott und Hohn zu treffen«, murmelte er entsagungsvoll. Er reinigte seine fettigen Finger mit einer Serviette und entzündete eine filterlose Zigarette. »Wie lange brauchen wir noch bis Glasgow?«
    Zamorra zuckte die Achseln. »Wenn der Sturm nicht nachläßt, kann es noch eine Weile dauern. Durch den dichten Regen sieht man keine zehn Schritte weit!«
    »Ich weiß immer noch nicht, was dich an diesem Medium, dieser Eileen O’Shea, so interessiert!« Nicole blickte Zamorra schräg von der Seite an. »Versprichst du dir wirklich neue Erkenntnisse von ihr?«
    Zamorra verringerte die Geschwindigkeit und steuerte den Wagen vorsichtig an einem wassergefüllten Schlagloch vorbei. Ein heftiger Windstoß ließ das schwere Fahrzeug erzittern. »Zumindest waren die Berichte von Doktor Wellington sehr vielversprechend, und ich halte ihn nicht für einen Mann, der sich leicht täuschen läßt! Das Mädchen scheint tatsächlich ein echtes Medium zu sein; und wenn sogar Wellington mich dringend bittet, umgehend nach Glasgow zu kommen, um mir sie anzusehen…«
    »Ich habe die Protokolle gelesen«, warf James Penderton ernst ein. »Es ist ein Wunder, daß sie noch bei klarem Verstand ist! Einen normalen Menschen hätten diese Visionen schon längst in den Wahnsinn getrieben.«
    Der Professor nickte knapp. »Das Mädchen muß irgendwie einen Zugang zur Dimension der Dämonen gefunden haben. Das letzte Protokoll berichtet zweifelsfrei von einem Pandämonium, einem Zentrum der Kräfte des Bösen. Und die letzten Bemerkungen deuten darauf hin, daß sich irgend etwas Großes anbahnt. Vielleicht wissen wir mehr, wenn ich mit Eileen gesprochen habe!«
    Nicole Duval rieb sich fröstelnd ihre nackten Arme. Sie war eine hochgewachsene junge Frau mit einem ebenmäßig geschnittenem Gesicht und wohlproportioniertem Körper, dessen Bewegungen harmonisch und geschmeidig waren. Nachdenklich betrachtete sie ihre schmalen Finger. »Wenn es zutrifft, was sie gesehen hat, dann schwebt sie in höchster Gefahr!« murmelte sie. »Sobald die Dämonen merken, daß jemand sie beobachtet, werden sie nicht zögern, das Mädchen zu töten!«
    Gleichmäßig brummte der starke Motor, erfüllte das geräumige Innere der Limousine mit einem leisen, aber einschläfernden Vibrieren.
    Wie ein dünner Wurm zog sich die Straße durch das hügelige, sturmzerzauste Land. Immer wieder wetterleuchteten am Himmel tausendfach gezackte Blitze, gefolgt von ohrenbetäubenden Donnerschlägen, die wie mit metallenen Fäusten auf den feuchten Boden hämmerten.
    »Vielleicht sollten wir…« begann Penderton, doch plötzlich schoß er nach vorn und griff in das Steuer. »Vorsicht!« brüllte er.
    Geisterhaft langsam schälte sich der Schatten eines mannsdicken Baumes aus der Dunkelheit, neigte sich mit beängstigender Stille und senkte sich wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher