Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell
Autoren: Ich und das Todeskarussell
Vom Netzwerk:
aufeinander.
    »Warum willst du den Boß eigentlich noch schonen, he?« sagte ich spöttisch. »Woher, glaubst du wohl, haben wir euer Versteck erfahren?«
    Er riß den Kopf in die Höhe. Sein Gesicht hatte sich rot gefärbt, und er schrie wütend:
    »Das glaube ich nicht! Das ist nicht wahr! Niemals ist das wahr!«
    »Doch, doch, mein Junge«, sagte ich ruhig. »Rosita Ferrano hat euch alle verpfiffen.«
    Er fuhr zusammen, als hätte ich ihn mit einer Peitsche geschlagen. Tränen der Wut stiegen in seine Augen. Ich verstand, wodurch Rosita Ferrano die Bande regiert hatte. Jeder einzelne war vermutlich ein Verehrer von ihr, vielleicht sogar ein ihr hündisch ergebener.
    »Wie war das mit dem Rechtsanwalt?« fragte ich.
    Der Junge sah mich unsicher an:
    »Mit welchem Rechtsanwalt?«
    Ich drückte es anders aus:
    »Warum habt ihr das Haus in Brand gesteckt?«
    »Der Boß hatte es befohlen.«
    »Rosita Ferrano?«
    Leise, kaum hörbar, kam sein:
    »Ja…«
    »Warst du vorher mit im Hause?«
    »Nein. Nur Huckson.«
    Ich nickte Hold zu. Der, gab einem seiner Leute einen Wink, und der Junge wurde abgeführt.
    ***
    Es war halb zehn, als wir in der 126sten Straße fertig waren. Wir setzten uns in der Nähe in ein Lokal und bestellten Kaffee. Wir hatten ihn nötig.
    »Sagen Sie, Cotton«, brummte der Captain, »wie kamen Sie darauf, daß diese Frau hinter der ganzen Geschichte stecken könnte?«
    »Das erste Mal kam mir der Verdacht, als der Wirt unten in der Downtown sagte, Huckson riefe die Frau immer nur ,Rou‘. Seit Beginn dieses Falles grübelte ich nämlich immer wieder über ein Rätsel nach, das bisher überhaupt keinem aufgefallen ist.«
    »Und zwar?« wollte Hold wissen, während Phil mich nur gespannt ansah.
    »Es hängt mit Jane Lorren zusammen. Oder besser mit Hopkins’ Ermordung. Die Nachbarin sagte vor dem Gericht aus, sie hätte gehört, wie Bill kurz vor den beiden Schüssen gerufen hätte: ›Du, bist du verrückt geworden? Du wirst mich doch nicht umbringen?‹«
    »Was finden Sie daran rätselhaft?«
    »Die Formulierung des ersten Satzes, Captain. Welcher Mensch sagte denn: ›Du, bist du verrückt geworden?‹ Das tut doch keiner. Aber die Nachbarin bestand so fest auf dieser Formulierung, daß man annehmen mußte, sie habe es tatsächlich so gehört. Und das wollte mir eben nicht in den Kopf, denn jeder vernünftige Mensch würde sich doch damit begnügen, einfach zu sagen: ›Bist du verrückt geworden?‹ Also ohne das vorangestellte Du.«
    »Schön, ich gebe Ihnen recht. Aber wieso lenkte das Ihren Verdacht auf die Spanierin?«
    Ich grinste:
    »Wären Sie ganz sicher, Captain, wenn Sie diesen Satz hörten, daß Sie ein ,R‘ von einem ,d‘ unterscheiden würden? Noch dazu, wenn der Satz gebrüllt wird in höchster Todesangst?«
    Holds Augen wurden groß.
    »Meine Güte«, flüsterte er. »Dann hat Hopkins also gerufen: ›Rou, bist du verrückt geworden?‹ Meinen Wie das?« Ich nickte.
    »Ja, Hold. Hopkins selbst rief den Namen seines Mörders in seiner letzten Minute. Aber eine alte Frau mit einem Hörgerät, die den Namen ›Rou‹ womöglich noch nie vorher gehört hatte! Die hielt es eben für ein ›Du‹.«
    Phil klopfte mir auf die Schulter. »Großartig, Jerry! Ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen.«
    Ich winkte ab.
    »Keine Blumen, mein Lieber. Du hast auch schon Einfälle gehabt, um die ich dich fast beneidete. — Ich denke, die Zusammenhänge sind doch jetzt klar: Rosita Ferrano war der Chef der Bande. Ihr Vormann war Huckson. Was sie Bande im einzelnen für Verbrechen verübt hat, werden die Verhöre schon noch an den Tag bringen. Das Verhängnis der ganzen Bande fing praktisch an dem Tage an, da Hopkins unsere kleine Jane kennenlernte. Irgendwo muß in Hopkins ein guter Kern gewesen sein. Er verliebte sich in Jane, wußte aber selbst, daß er kein Gangster bleiben konnte, wenn er Jane erringen wollte. Das war das Problem, was ihn bedrückte und worüber er auch zu Jane zunächst nicht sprechen wollte. Auf jeden Fall trug er sich mit der Absicht, Schluß zu machen mit seiner Gangsterlaufbahn. Er wollte eine ehrliche Arbeit annehmen und Jane vermutlich heiraten. Wahrscheinlich beging er den Fehler, seine Absichten der Ferrano offen zu sagen. Die Spanierin witterte sofort eine Gefahr für die Bande.«
    »Klar«, nickte Phil. »Wenn einer erst mal abspringt, kann man nie mehr sicher sein, ob er nicht eines Tages auch die anderen der Polizei meldet.«
    Ich bestätigte Phils Ansicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher