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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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jetzt Morgan dazu herhalten muß. Wir spielen sie wechselseitig gegeneinander aus. Erfahrungsgemäß fördert so etwas immer die Redelust.«
    Phil steckte zwei Zigaretten an und schob mir eine zwischen die Lippen. Ich nahm ein paar Züge, bis mir der Rauch in die Augen stieg und ich die Zigarette ausdrückte.
    Well, Sie haben vielleicht schon mal was von Harlem gehört. Es ist New Yorks Negerviertel und sowohl seiner Ausdehnung als auch seiner Einwohnerzahl nach eine Großstadt für sich. Einige Straßen in Harlem durchquert man als Weißer nachts besser nicht und tagsüber auch nur, wenn man in Gesellschaft einiger starker Männer ist. Natürlich gibt es auch andere Ecken, die geradezu darauf reisen, daß sie von den Weißen besucht werden. Nachtlokale mit erstklassigen Jazzsängern und -Sängerinnen. Revuetheater mit Negertanzgrifepen, die akrobatische Meisterleistungen vollbringen, und so weiter. Aber diese Blocks liegen meist an den Übergangslinien zwischen den Vierteln der Weißen und denen der Schwarzen.
    Die Hundertsechsundzwanzigste gehört zwar nicht zu den saubersten Straßen Manhattans, aber mit der völlig heruntergekommenen Gegend an der Bowery ist sie auch nicht zu vergleichen. Sie hält ein gewisses Mittelmaß von Schmutz, sozusagen.
    Je näher wir dieser Straße kamen, um so häufiger sahen wir Farbige auf den Bürgersteigen, und schließlich war es eine Seltenheit, wenn man einmal einen Weißen entdeckte.
    Die richtige Hausnummer fanden wir nicht ohne weiteres, weil die Häuser keine Nummern hatten. Hold hatte längst die Polizeisirene abgeschaltet, um nicht allzuviel Aufsehen zu erregen, und er fuhr zweimal an die Bordsteinkante heran, um nach dem Haus zu fragen, das wir suchten.
    Als er beim drittenmal hielt, nickte er in unsere Richtung. Wir stoppten ebenfalls, stiegen aus und schlossen den Jaguar ab. Ein paar junge Neger, die mit ihren schwarzen Schönen bummeln gingen, sahen uns neugierig an, kümmerten sich aber nicht weiter um uns.
    Eine Treppe, steil und ausgetreten, führte zur Haustür hinauf. Wir stapften die Stufen hinan, stießen die Haustür auf und betraten das Haus, in dem Morgan wohnen sollte. Rechts hörten wir das wütende Kreischen einer Negerin hinter einer Tür.
    Hold klopfte.
    »Come in!« schrie eine laute Stimme.
    Hold zog die Tür auf, trat einen Schritt über die Schwelle und sagte höflich:
    »Entschuldigen Sie, Ma’am! Können Sie uns sagen, wo wir Mister Morgan finden können?«
    »Ja, Sir. In der vierten Etage. Ganz rechts.«
    »Danke.«
    Hold kam heraus, schloß die Tür wieder und wiederholte zu uns:
    »Vierte Etage.«
    Wir nickten. Einen Lift gab es nicht. Wir blieben am Fuße der Treppe stehen und lauschten ein paar Sekunden. Kein auffälliges Geräusch war zu vernehmen. Irgendwo rauschte die Wasserspülung einer Toilette. Ein Radio dudelte schräge Töne von irgendwoher.
    Phil räusperte sich und fing als erster an, die Stufen hinanzusteigen. Wir folgten ihm schweigend. Der vorletzte Akt konnte beginnen.
    ***
    Wenn man an den Lift gewöhnt ist, kommt man etwas außer Atem, wenn man auf einmal vier Stockwerke zu Fuß erklimmen muß. Wir verschnauften deshalb einen Augenblick, als wir die vierte Etage erreicht hatten.
    Der Gang, der nach rechts führte, hatte fünf Türen. Drei nach vorn und zwei nach hinten hinaus. Wir probierten zunächst die letzte auf der Vorderseite, fanden sie aber verschlossen und probierten nun die rückwärtige Tür.
    Eine junge Negerin fuhr vom Boden hoch wie eine angriffsbereite Schlange. Über ihr breites Gesicht liefen lautlos die Tränen.
    Morgan lag zu unseren Füßen. Auf dem Rücken. Denn in seiner Brust stak ein Messer. Bis zum Heft.
    Die Negerin wich vor uns bis an die Wand zurück. Holds Gesicht versteinerte sich. Einen Augenblick standen wir alle wie gelähmt von diesem grausigen Anblick. Dann bückten wir uns.
    Die große Blutlache rings um den Toten war schon fast geronnen. Nach einer oberflächlichen Untersuchung brummte Hold:
    »Mindestens schon seit ein paar Stunden tot.«
    Wir richteten uns wieder auf. Hold legte ein Taschentuch über seine Fingerspitzen und durchsuchte damit die Taschen des Toten. Er förderte nichts Nennenswertes zutage — außer einer schweren Pistole.
    »Komisch«, knurrte der Captain. »Hat eine Kanone und läßt sich mit einem Messer umlegen! Noch dazu mit einem Brotmesser.«
    Ich deutete auf den Tisch weiter hinten.
    »Und sogar noch mit seinem eigenen.«
    »Was? Wieso?«
    »Da steht doch noch das
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