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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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vor Aufregung die Hand nicht ruhig halten.
    Eine halbe Minute gönnte ich mir zum Luftschöpfen. Danach ging es weiter. Dicht an der kahlen Betonwand des Fahrstuhlaufbaues entlang. Zwanzig Schritte geradeaus bis zur nächsten Ecke.
    Lauschen. Irgendwo weit unten heulte noch immer eine Polizeisirene. Aber ihr greller Ton klang nur schwach bis hier herauf. Ein kühler Wind strich über das Dach. Alles wirkte seltsam still, fremd und unwirklich.
    Ein Satz nach links, ich war um die Ecke. Wieder zwanzig Yard nackte Mauer. Und rechts davon das flache Dach, bis vor zur Kte menschenleer. Vorn die niedrige Brüstung.
    Ich lief an der Mauer entlang. Ich bekam die nächste Ecke, ohne daß jemand aufgetaucht wäre. Aber als ich um diese Ecke bog, sah ich den Mann, der drei Schritte vor der Feuerleiter war und den schweren Reisesack hinter sich herzog.
    »Stehenbleiben! FBI!« rief ich.
    Meine Stimme klang schneidend durch die Stille.
    Er erstarrte gleichsam. Dann ließ er den Sack los und warf sich herum. Er war gut dreißig Schritt von mir entfernt, aber ich sah die Pistole, die er hochriß.
    Well. Meine Kugel war schneller.
    Ein paar Herzschläge lang stand er starr wie eine Statue. Dann polterte die Waffe aus seinen Fingern. Er wankte einen Schritt rückwärts.
    Mich durchfuhr ein eisiger Schreck.
    »Stehenbleiben!« brüllte ich. »Bleiben Sie doch stehen!«
    Es war nicht mehr aufzuhalten. Seine Hände hatten sich auf der Brust verkrampft, wo ihn meine Kugel getroffen haben mußte. Irgendwelche Reflexbewegungen setzten seine Beine torkelnd rückwärts. Mit den Kniekehlen stieß er gegen die niedrige Brüstung. Seine linke Hand tastete nach hinten ins Leere. Eine Zehntelsekunde sah es so aus, als könne er das Gleichgewicht wiedererlangen, dann stürzte er rückwärts in die Tiefe.
    ***
    Den letzten Mann fand ich zitternd vor Angst hinter dem Lukendeckel, er sah mich schlotternd und bebend am ganzen Körper und mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Bitte, nicht schießen!« greinte er. »Bitte, bitte!«
    Ich sagte nichts. Ich nahm ihm die Pistole aus der rechten Hand, zog ihn am Rock hoch und schob ihn vor mir her.
    Schweigend brachte ich ihn hinab. Das Geld auf dem Dach mochten andere holen.
    Bei den Fahrstühlen sah ich, daß jetzt alle in Bewegung waren. Und zwar kamen alle heraufgekrochen.
    Ich wartete. Die sechs Lifts kamen fast gleichzeitig an. Der Einsatzleiter kam aus dem ersten. Mit dem dritten erschien Mister High. Und in allen drängten sich die Kollegen.
    »Das ist der letzte«, sagte ich und zeigte auf meinen Mann. »Der andere stürzte ab. Vom Dach.«
    Meine Stimme klang heiser.
    Mister High schluckte und räusperte sich. Er sagte gar nichts. Er drückte nur meine Hand.
    Ich sah mich um. Eine Bank neben einer großen Zimmerpalme stand wie eigens für mich aufgestellt. Ich ließ mich darauf niederfallen. Erst jetzt merkte ich, daß meine Knie zitterten.
    Jemand schob mir eine brennende Zigarette zwischen die Lippen. Ich bedankte mich mit einem Blick.
    Mister High kam heran.
    »Die Lohnbuchhaltung«, sagte er. »Zum Glück ist niemand getötet worden. Aber die männlichen Angestellten werden für ein paar Tage arbeitsunfähig sein. Man hat sie alle mit Pistolenkolben bewußtlos geschlagen.«
    Ich nickte nur. So ungefähr hatte ich mir die Sache vorgestellt.
    »Was machen die Boys auf dem Bowling Green?« fragte ich nach eine Weile.
    »Sofort nachdem wir Ihr Zeichen sahen, daß der Coup in der Morris Street gelandet würde, gab ich den Befehl zum Einsatz der Wasserwerfer. Kaltes Wasser wirkt in solchen Fällen immer besser als ein Heer von Polizisten mit ihren Gummiknüppeln.«
    Ich glaube, ich brachte ein Grinsen fertig.
    »Kann mir‘s denken, Chef. Kaltes Wasser macht den Verstand wach. Und mit Verstand tobt keiner so wie vorhin auf dem Bowling Green.«
    Ich ließ die Zigarette von meinen Lippen zu Boden fallen, trat sie aus und stand auf.
    »Wir sollten uns jetzt um die Hauptsache kümmern«, sagte ich. »Jetzt müssen wir Phil finden — oder wir werden ihn nie finden.«
    Mister High nickte ernst.
    »Ich habe alles vorbereitet. Kommen Sie!«
    Zusammen fuhren wir wieder hinab. Als wir das Gebäude verließen, trugen G-men die Geldsäcke wieder ins Haus. Der Lohn von ein paar tausend Arbeitern, die eine Woche lang dafür geschuftet hatten.
    ***
    Der Bowling Green lag menschenleer — und naß vor uns. An drei Ecken standen die Wasserwerfer und hielten ihre Rohre wie Kanonen in die Gegend gerichtet.
    »Holen Sie
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