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0161 - Zamorras Sarg

0161 - Zamorras Sarg

Titel: 0161 - Zamorras Sarg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vor?« fragte Nicole.
    »Ich werde in den Keller gehen und mich ein wenig umsehen«, erklärte Zamorra. »Vielleicht findet da unten eine Party statt, an der ich teilnehmen kann«
    »Paß auf dich auf«, warnte Nicole. Zamorra lächelte ihr zu und verließ das Zimmer.
    Stimrunzelnd sah Nicole ihm nach. Es gefiel ihr nicht, daß Zamorra allein hinunterging. Sollte sie Raffael bitten, dem Professor zu folgen?
    Aber Raffael war ein alter Mann. Er wäre nur eine Behinderung für Zamorra. Und Nicole selbst…?
    Sie hatte Angst vor dem Keller, seit sie den Sarg gesehen hatte!
    Doch dann überwand Nicole ihre Angst. Sie setzte sich in Bewegung, um ihm zu folgen - und erstarrte im gleichen Moment.
    Sie kam keinen Schritt weit. Etwas überfiel sie. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum verwischten.
    ***
    Die hagere Gestalt kauerte in der düsteren Höhle neben dem Sarg. Die spinnenbeindürren Finger umschlossen die Kristallkugel, in der sich ein Bild abzeichnete, das menschliche Augen niemals zu verwerten vermocht hätten. Die veränderten Sehzellen des Vampirs jedoch, sein unmenschliches Gehirn, vermochte die verwirrenden Linien zu enträtseln, zu einem sinnvollen Ganzen zu verarbeiten. Er sah ein Bild darin.
    Und er verfolgte vermittels seiner Kristallkugel den Weg, den Zamorra beschritt. Der Meister des Übersinnlichen begab sich abermals in die Tiefe hinab. Doch auch diesmal würde der Vampir ihn zum Narren halten.
    Er kicherte hohl. Die langen Fangzähne schoben sich über die Unterlippe. Doch er beherrschte sich. Noch war es zu früh zum Eingreifen, die Situation war noch nicht reif. Er mußte warten.
    Der Vampir zeigte keine Ungeduld. Starr betrachtete er das Bild in der Kristallkugel, die wie der Bildschirm einer frei schwebenden Kamera wirkte.
    Näher und näher kam Zamorra.
    ***
    Auf den ersten Metern nach Verlassen der Treppe verharrte Zamorra plötzlich. Ihm war, als werde er beobachtet. Dieses eigenartige Gefühl, als berühre etwas seinen Nacken. Blitzschnell fuhr er herum. Doch da war nichts. Der Scheinwerferstrahl ging ins Leere.
    Es war an der Zeit, hier unten endlich elektrisches Licht verlegen zu lassen; überlegte er. Suchend tastete er mit der starken Handlampe seine unmittelbare Umgebung ab. Doch der große Raum, in den die Treppe führte und von welchem aus verschiedene Korridore abgingen, war leer.
    Aber das Gefühl, beobachtet zu werden, wich nicht. Es gab keinen Zweifel. Zamorra kannte sich selbst gut genug, konnte sich auf seine Para-Sinne verlassen und wußte, daß er keiner Sinnestäuschung unterlag, keine nervliche Überreizung, die manchmal dafür sorgt, daß man Dinge zu sehen glaubt, die nur in der eigenen Fantasie existieren.
    Unwillkürlich griff seine freie Hand nach dem Amulett. Doch es reagierte nicht.
    Trotzdem mußte etwas Fremdes in der Nähe sein, das ihn beobachtete! War sein Para-Sinn diesmal empfindlicher als das Amulett? Kaum zu glauben, aber es mußte so sein!
    Zamorra riskierte einen telepathischen Tast-Versuch. Er konzentrierte sich auf den oder das Fremde - und stieß abermals ins Leere! Da war einfach nichts, und doch war es da!
    Keine Spur von Magie, keine Bewußtseins-Aura…
    Zamorra murmelte eine Verwünschung. Er begann nervös zu werden. Diese Ungreifbarkeit des Unheimlichen gefiel ihm nicht. Langsam ging er weiter, war sich sicher, immer noch beobachtet zu werden.
    Der Lichtfinger der Lampe fraß sich durch die Finsternis. Zamorra suchte jenen Raum auf, in dem der Sarg gestanden hatte. Es konnte einfach keine Halluzination gewesen sein. Aber dann mußte es irgendwie eine Möglichkeit geben, mittels derer er hereingebracht und wieder entfernt worden war.
    Zamorra sah seine Spuren und die Nicoles und Raffaels. Sonst nichts. Er öffnete die schwere Tür und betrat den bewußten Raum.
    Vorsichtig sah er sich um.
    Und erstarrte jäh!
    ***
    Nicole erschauerte unwillkürlich. Von einem Moment zum anderen war sie nicht mehr im Château Montagne. Übergangslos fand sie sich auf einem Waldfriedhof wieder.
    Sie war nicht allein. Jemand war bei ihr, ein großer blonder Mann, den sie nur zu gut kannte. Bill Fleming! Der Historiker hatte den Arm um ihre Schulter gelegt. Sie konnte den leichten Druck spüren, mit dem er sie wie tröstend an sich zog. Und tief in ihrem Innern fraß ein furchtbarer Schmerz. Schmerz über einen unersetzlichen Verlust.
    Es war kalt, sie fror. Am Himmel jagten sich Gewitterwolken, von fern kam das Grollen des Donners. Nicht mehr lange, und es würde
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