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0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bestechungsversuche, mein Lieber…«
    Zamorra schmunzelte. »Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen, die ›Straße der Götter‹ zu schreiben?« schoß er seine Frage überraschend ab.
    Iljuschin winkte ab. »Ich habe ein wenig die alten Legenden von Damon und Byanca studiert. Zugegeben, sie sind kein Allgemeingut, und man muß ein wenig tiefer bohren und suchen, bis man ein Körnchen oder gar eine Quelle findet. Aber so einiges kommt doch zusammen, und als ich dann erfuhr, daß es die sagenhaften Dhyarra-Kristalle wirklich gibt, wunderte mich gar nichts mehr. Irgendwann in grauer Vorzeit muß sich entweder auf der Erde eine ganz entscheidende Wandlung abgespielt haben, oder die Kristalle wie auch die Legenden sind durch Weltentore in unsere Dimension gekommen.«
    »Eine Zeitveränderung vielleicht?« spekulierte Zamorra. Iljuschin verzog das Gesicht. »Zeitparadoxa gibt’s nicht, weil die sich selbst aufheben. Als Wissenschaftler müßte Ihnen das doch geläufig sein. Die Weltentore halte ich für viel wahrscheinlicher. -Sie besitzen einen Dhyarra-Kristall, nicht wahr?«
    Zamorra blinzelte überrascht. »Wer hat Ihnen denn die Weisheit zugetragen?«
    »Gut unterrichtete Quellen«, wehrte der Schriftsteller lächelnd ab. »Sie haben ihn nicht zufällig im Koffer?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte er nur knapp und dachte an den bläulich funkelnden, fast faustgroßen Stein, der im Château Montagne in einem sorgsam gesicherten Tresor lag. Ein Dieb hatte keine Chance; selbst wenn es ihm gelang, den Tresor zu öffnen, würde seine Hand den Kristall nicht berühren. Die Zeit, in der er sich tastend orientieren mußte, wenn er nicht auf Zentimeter genau wußte, wohin Zamorra den Kristall gelegt hatte, reichte der Zeitschaltung der kleinen Tresortür aus, sich automatisch wieder zu schließen -egal, ob sich eine Diebeshand im Weg befand oder nicht. Bis jetzt war dieser Ernstfall allerdings noch nicht eingetreten, denn Unbefugte kamen gar nicht erst in das Schloß im Loire-Tal hinein. Aber in diesen Dingen war Zamorra von Natur aus vorsichtig. Er hatte aus Schaden gelernt.
    Die Sonne versank, es wurde rasch dunkel. In der Dämmerung sah niemand den großen dunklen Körper, der unter der Terrasse an der Mauer kauerte und sich langsam und lautlos vorschob…
    ***
    »Jetzt hilft alles nichts mehr«, brummte Jens Walker und zog ein dolchartiges Messer aus einer flachen Lederscheide. Im Dämmerlicht sah er die geweiteten Augen des Mädchens. Kerstin Molyn hatte Angst. Vor der beginnenden Nacht, davor, nicht aus dem Netz freizukommen, vor… Jens Walker spann seine Überlegungen nicht weiter. Vorsichtig setzte er das Messer an und begann, das Netz anzuschneiden. Doch der Faden erwies sich als enorm zäh. Walker benötigte fast eine Minute, um ihn durchzutrennen, dabei war das Messer so scharf, daß es einen frei schwebenden Wattebausch zerteilt hätte.
    »Nummer eins«, brummte Walker. Er verzichtete von jetzt an daran, das Feuerzeug einzusetzen, sondern rupfte eine Menge Unkrautblätter aus und bedeckte die entscheidenden Stellen der Fäden damit. An den so abgedeckten Stellen begann er dann zu schneiden. »Auf die Idee hätte ich früher kommen sollen«, murmelte er und warf einen Blick zum inzwischen fast nachtdunklen Himmel. Das Mondlicht reichte gerade aus, die Fäden zu erkennen. »Hoffentlich kommt gleich nicht der große Bruder der Spinne oder ihr Papi von der Arbeit aus der Fabrik und überrascht uns hier…«
    Kerstin Molyn stöhnte auf. »Sie haben eine phänomenale Art, anderen Mut zu machen…«
    Walker grinste trocken. Er klopfte auf die Waffentasche mit der Signalpistole. »Die Viecher bedeuten keine Gefahr.«
    Wenn er sie rechtzeitig sah, dachte er weiter. Wenn hingegen die Spinne zuerst ihn entdeckte, konnte es natürlich ein wenig hektisch werden. Vor den Beißzangen der Biester hatte auch Walker einen Mordsrespekt. Es bieb nur zu hoffen, daß das liebe Tierchen das einzige in der näheren Umgebung war.
    Immer weiter schnitt er und schaffte es, Arme und Beine des Mädchens zu lösen. Minute um Minute, Viertelstunde um Viertelstunde schnitt er sich weiter vor. Sterne funkelten blaß am Himmel. Der kühle Nachtwind sang in den Gräsern.
    »Ich werde mir einen fürchterlichen Schnupfen holen in meinem Bikini«, sagte sie besorgt.
    »Wo haben Sie Ihre Kleidung?«
    Sie zuckte mit den schmalen Schultern. »Weiß nicht. Irgendwo. Ich bin nur gelaufen, gelaufen…«
    »Schön, dann werde ich mich
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