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0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte sie in ihrer Angst viel zu spät gesehen - und da war sie schon mittendrin.
    »Schön«, murmelte Jens Walker. Er hatte sie jetzt erreicht. Die Sonne sank bereits merklich tiefer, die Dämmerung setzte ein. Walker begann noch rascher zu arbeiten. Die Nacht war die Zeit der Finsteren. Dann gewannen sie an Macht.
    »Allmählich könnten Sie mir mal verraten, wie ich Sie nennen darf«, sagte er. Sie sah ihn abschätzend an. »Kerstin Molyn«, sagte sie schließlich.
    »Okay, Kerstin. Jetzt wollen wir mal sehen, ob wir die Fäden nicht von Ihrer Haut losbekommen.«
    Er »entklebte« eine zweifache handbreite Stelle eines Fadens in unmittelbarer Nähe ihres linken Handgelenks und umschloß die freie Stelle dann. Mit der anderen Hand hielt er die ihre fest und begann langsam an dem Faden zu ziehen.
    »Au!« schrie sie auf.
    »Nur ruhig«, murmelte er sanft. »Das ist genauso, als wenn man ein Pflaster entfernt und…« Er zog wieder.
    Sie schrie lauter, diesmal weniger vor Schmerz als vor Entsetzen.
    Denn der Faden löste sich nicht - er hatte sich auf irgendeine Weise mit der Haut verbunden!
    Walker löste seinen Griff sofort. Er würde eher die Haut abschälen als den Faden lösen, und mit der Flamme an den Klebepunkt kommen konnte er auch nicht.
    »Teufelskram«, mumelte er verbissen und ratlos zugleich, während es merklich dunkler wurde. Auf der Haut des Mädchens bildeten sich leichte Unebenheiten; eine Gänsehaut. Mit der Dunkelheit kam die Kühle der Nacht.
    ***
    Sie hatten sich im Hotel einquartiert, saßen jetzt auf der Terrasse und tranken bayrisches Bier. Zu viert hatten sie sich einen kleinen Tisch erkämpft und begannen jetzt damit, sich näher kennenzulernen, während um sie her nicht unerheblicher Trubel herrschte. Ständig änderte sich die Szene; einzelne Personen oder ganze Gruppen kamen hinzu oder verließen die Terrasse wieder. Die Geräuschkulisse war zu einem lauten Summen geworden, aus dem hin und wieder Wortfetzen hervorragten.
    Professor Zamorra streckte seine Beine aus. Der hochgewachsene, durchtrainiert wirkende Parapsychologe und Dämonenjäger hatte sich in legere Freizeitkluft geworfen und unterschied sich kaum von den anderen meist jungen Leuten. Halb von dem offenen Hemd verdeckt, hing auf seiner Brust an einer dünnen silbernen Halskette das Amulett des Leonardo de Montagne, die geheimnisvolle Scheibe mit der ungeheuren magischen Kraft, die dem Professor schon oftmals das Leben gerettet hatte.
    Neben ihm saß, leicht an ihn gelehnt, seine Lebensgefährtin und Sekretärin Nicole Duval. Entspannt und versonnen lächelnd folgte sie dem Gespräch der anderen, beteiligte sich aber nicht. In ihrem knapp sitzenden T-Shirt und dem knöchellangen, hochgeschlitzten Rock, der momentan viel von ihren langen, schlanken Beinen zeigte, wirkte sie wie eine zufriedene Katze.
    Jljuschin hatte die Ärmel seines Hemdes hochgerollt und sorgte dafür, daß sein Bierglas sich mit Luft füllte. »Es freut mich außerordentlich, Sie persönlich kennenzulernen, Zamorra«, erklärte er. Der Professor lächelte. »Meinerseits, ganz meinerseits. Als ich hörte, daß Sie diesen Convent besuchten, habe ich mich ebenfalls zu kommen entschlossen. Ich betrachte es nebenbei als eine Art Urlaub. Ein lustiges Volk, diese Science Fiction-Fans.«
    »Morgen werden Sie vielleicht auch auf Ihre Kosten kommen«, sagte der Sibirier. »Ein Autor hat sich angesagt, der Grusel- und Gespenstererzählungen schreibt.«
    Zamorra hob die Brauen. »Tun Sie das nicht auch?«
    »Manchmal«, erwiderte der andere. Er hob sein leeres Glas an. »Wissen Sie, dieses Bier hier hat einen ganz entscheidenden Fehler.«
    Gespannt sahen Zamorra, Nicole und Helga ihn an. Der Russe räusperte sich.
    »Es wird zu rasch alle«, erklärte er und winkte der Bedienung. »Fast wie auf dem Oktoberfest«, murmelte Helga. »Wollen die sich tatsächlich alle hier treffen? Die passen ja gar nicht in den Tagungs-Saal.«
    »Ach, so zwei oder drei werden auch Einheimische sein«, murmelte Zamorra.
    Iljuschin sah sich um. »Die Menge ist kein Problem«, behauptete er. »Wenn sie alle hineinströmen, stelle ich mich an die Tür und markiere den Pförtner. Wetten, daß sich keiner hineintraut? Ich bin nämlich der Urenkel von Frankenstein…«
    »Genauso siehst du auch aus«, stellte Helga trocken fest.
    »Sklavin, was erfrechet Sie sich, Unsere Hochwohllöbichkeit zu lästern? Das kostet eine Streicheleinheit!« Aber sie entzog sich seinem Zugriff. »Nur keine
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