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0154 - Staatsgeheimnis

0154 - Staatsgeheimnis

Titel: 0154 - Staatsgeheimnis
Autoren: Staatsgeheimnis
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Harvay: »Erkennen Sie ihn wieder, Sir?«
    Harvay sah ihn nicht einmal an. Ganz gleichmütig erklärte er: »Ich vertraue völlig auf Ihre Fähigkeiten, meine Herren. Wenn Sie mir sagen, dass es dieses Subjekt war, bin ich bereit, es auf meinen Diensteid zu nehmen, damit die Verurteilung so schnell wie möglich erfolgen kann. Kidnapper gehören auf den Stuhl, das ist meine Überzeugung.«
    Ich beugte mich ein wenig zu Harvay und sagte vertraulich: »Es tut mir leid, Sir, aber unsere Vorschriften zwingen mich, Sie ganz,direkt zu fragen: Erkennen Sie in diesem Mann den einen der beiden Kidnapper wieder, die gestern Morgen um elf Uhr vor dem Gebäude der Atom-Energie-Kommission den John Hail entführt haben?«
    Coogan war kreidebleich.
    Harvay nickte.
    »Ja, ja«, sagte er ungeduldig. »An so einer Formalität soll es doch nicht scheitern!«
    »Danke, Sir«, sagte ich ergeben und wandte mich an Phil: »Hast du die Antwort des Herrn Generals?«
    »Sofort!«, erwiderte Phil und klapperte noch ein bisschen auf seiner Schreibmaschine herum.
    In diesem Augenblick fing Coogan an, so zu reagieren, wie wir es gehofft hatten. Er sprang auf, beugte sich vor und schrie mir ins Gesicht: »Seid ihr denn verrückt geworden? Ich soll einer der Kidnapper von gestern sein? Das ist doch Wahnsinn! Ich habe nichts damit zu tun! Nichts! Das schwöre ich euch!«
    Ich nickte gelassen.
    »Jawohl natürlich. - Phil, lass sein Gebrüll weg! Der Tatbestand ist ja eindeutig, und für die Geschworenen wird der Eid eines Generals wohl ausreichen, um einen Kidnapper auf den Stuhl zu schicken.«
    »Ja, natürlich«, sagte Phil und tippte.
    Coogan brüllte mit einer Stimme, die sich überschlug, dass er nichts mit dem Kidnapping zu tun gehabt hätte. Wir nickten, wie man einem Irren zunickt, der einem gerade plausibel machen will, dass er Napoleon wäre.
    Harvay stand auf. »Brauchen Sie mich noch, meine Herren?«
    Wir sprangen ergeben von unseren Stühlen hoch.
    »Nein, Sir! Vielen Dank, Sir!«
    »Nichts zu danken«, erklärte Harvay lächelnd. »Verständigen Sie mich bitte, sobald eine Verurteilung erreicht und die Hinrichtung festgesetzt ist. Ich habe keine Zeit, die Zeitungen nach so etwas abzusuchen.«
    »Jawohl, Sir!«
    Harvay grüßte militärisch und marschierte so würdevoll ab, wie sich wohl kein vernünftiger General benimmt. Aber gerade das machte auf Coogan den tiefsten Eindruck. Er nahm etwas wie Haltung an, als Harvay an ihm vorbeiging, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Als aber Harvay an der Tür war, sprang Coogan plötzlich hoch, krallte sich an Harvays Uniform fest und winselte: »Sir, das ist doch ein Irrtum! Ich habe doch nichts damit zu tun! Bitte, sehen Sie mich doch einmal richtig an! Sie können mich doch gar nicht wiedererkennen! Ich war doch gar nicht dabei! Ich…«
    Harvay schob in fast lässig weg, klopfte sich ein unsichtbares Staubteilchen von der Stelle, wo Coogan ihn berührt hatte, und ging endgültig.
    Ich gähnte.
    »Na, das hätten wir hinter uns.«
    Coogan hatte Schaum vor dem Mund. Mit verdrehten Augen krächzte er: »Ich weiß, wer die Kidnapper sind! Ich sag’s euch! Aber lasst mich aus dem Spiel! Ich will nicht auf den elektrischen Stuhl! Ich will nicht unschuldig brennen! Ich will nicht sterben!«
    Ich nahm den Telefonhörer ab und rief unseren Zellentrakt an. Man solle den Kidnapper bei mir abholen, sagte ich und legte den Hörer wieder auf. Coogan brüllte, schrie und tobte. Wir zuckten nicht mit der Wimper. Jeder Braten muss ein bisschen im eigenen Fett schmoren.
    Zwei Minuten später holten ein paar Kollegen den Gangsterchef. Er schrie mit einer Stimme, die schon völlig heiser war. Man musste ihn hinaustragen, er klammerte sich an jedem Halt fest, den er greifen konnte, und schrie immer wieder, er kenne die wirklichen Kidnapper, er sei unschuldig, er wolle nicht auf den elektrischen Stuhl.
    Wir taten so, als interessiere uns das alles nicht. Gleichmütig sahen wir zu, wie er hinausgezerrt wurde.
    Wir hörten ihn noch kreischen, als er schon in den Lift geschoben wurde, der ihn hinabbringen würde in den Zellentrakt im Keller.
    Phil sah auf seine Uhr.
    »Es ist sechs«, sagte er abgespannt. »Wir haben nur noch vier Stunden Zeit.«
    ***
    Um halb sieben rief ein Mann mit offensichtlich verstellter Stimme unsere Zentrale an.
    »Hier sind die Leute, die Dr. Hail haben«, sagte die Stimme, die von unserem Kollegen in der Zentrale geistesgegenwärtig auf Tonband auf genommen wurde. »Wir haben ihn
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