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0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«

0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«

Titel: 0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«
Autoren: Wir gegen das »Hirn von Frisco«
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es groß auffiel. Er fuhr verschiedene Wagen mal ’nen Chrysler, mal einen Ford oder einen Chevrolet. Gebrauchtwagen, verstehen Sie?«
    »Aus dem Stall der Gang.«
    »Genau. Sie hat nicht sagen können, welche Nummern die Wagen besaßen, noch, wo sie zugelassen waren. Bestimmt nicht in Frisco. Sie kannte angeblich nicht mal seine Wohnung.«
    »War ein Haftbefehl gegen sie erlassen worden?«
    »Natürlich. Aber sie kam innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit einem Anwalt, und der holte sie heraus. Selbst der Districtattorney konnte nichts ausrichten. Ich hätte sie liebend gern hinter Gittern gesehen, Mister Decker. Ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Stella Fox ist meiner Ansicht nach der Haken, an dem wir alles aufhängen könnten. Man muss bloß einen ordentlichen Köder an den Haken bringen.«
    »Vielleicht finde ich einen Köder, Captain.«
    Rosato kniff ein Auge zu und musterte mich mit mürrischem Gesicht. Dann meinte er:
    »Die fliegt bloß auf Schwarz, Mister Decker. Auf südländische Männer. Rollins sah aus wie ein Italiener. Dabei war er naturalisierter Engländer.«
    »Arbeitet sie noch bei Bruster und Glave?«
    »Soviel ich weiß, ja. Wollen Sie zu ihr hin?«
    »Haben Sie ein Bild von ihr?«
    »So beantwortet man Fragen«, meinte Rosato beleidigt.
    Er zeigte mir ein Foto. Das übliche Porträt, wie die Polizei es aufnimmt. Leicht überbelichtet und unvorteilhaft. Trotzdem konnte ich erkennen, dass Stella Fox ein wirklich feines Mädchen war. Äußerlich wenigstens.
    »In der Market Street«, erklärte Rosato noch eingehender. »Sie sehen es auf den ersten Blick. Sechzehn Stockwerke hoch. Das größte Kaufhaus von Frisco. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Danke« Ich stand auf und griff nach meinem Hut. »Sie wollen das ›Hirn‹ doch wohl nicht im Alleingang kaltstellen?«
    »Mit Ihnen, Captain, nur mit Ihnen. Besorgen Sie sich schon mal eine ordentliche Krawatte, damit die Boys von der Presse ein vorteilhaftes Bild von Ihnen schießen können. An Ihrem Strick da hängt nicht mal ein Schwarzer seine Wäsche auf.«
    »Hach…!«, fauchte Rosato. Was er sonst noch sagte, weiß ich nicht, denn im nächsten Augenblick hatte ich bereits die Tür hinter mir ins Schloss geworfen.
    Die fünf nervösen Mädchen standen noch immer flüsternd und nach billigem Parfüm riechend in der Gangecke zusammen. Ein fünfzehnjähriger Lümmel mit hellblauen Glanzhosen hockte auf einer Bank und studierte ein Comic-Heft.
    ***
    Um zwölf Uhr landete ich mit einem Taxi an der Ecke Sunset Boulevard und Taraval Street.
    Ein Dutzend Gäste saßen im Quick-Lunch vor der langen Theke, schlangen ihre Hamburger hinunter oder ein Stück Apfeltorte und schlürften den schwarzen, kochend heißen Kaffee. Zwei Mann bedienten an den chromblitzenden Küchenmaschinen. Heiser dudelte die Musikbox.
    »Einen Kaffee, Schinkensandwich und eine Cola.«
    Der Sitz neben mir wurde frei. Ein neues Gesicht tauchte auf, ein älterer Mann in unauffälligem Anzug. Er war seit wenigstens zwei Tagen nicht mehr rasiert. Dafür interessierte er sich aber für die Tageszeitung, blätterte sie umständlich Seite für Seite um, schrieb hier und dort eine Randbemerkung an den Text, knurrte und murmelte, als gefalle ihm der Inhalt keineswegs. Ich betrachtete den Kugelschreiber in seiner Rechten, sah, wie seine Hand flüchtig über das Zeitungspapier glitt und wie die rollende Kugel einen Namen schrieb.
    »Decker..«
    Der Keeper schob ihm einen Kaffee hin, ein Stück Bananentorte. Darauf schlug er die Zeitung zu, schob sie in die Jackentasche und machte sich über seinen Teller her. Ich trank den heißen Kaffee, nahm eine zweite Tasse und ein Päckchen Lucky Strike. Zwei kleine Büroangestellte lauerten hinter meinem Sitz, als könnten sie nicht erwarten, mich verschwinden zu sehen. Immer neue Gäste drängten sich durch die offenen Türen. Es war Mittagspause.
    Gleich darauf zahlte mein Nachbar und ging. Hundert Meter Vorsprung ließ ich ihm, sah, wie er auf die andere Straßenseite zusteuerte und den Sitz eines grauhaarigen Schuhputzers bestieg. Ich nahm den zweiten Sitz, entfaltete die Zeitung, die mir mein Nachbar auf meinen Stuhl gelegt hatte, studierte die Börsennachrichten und die klein geschriebene Adresse zwischen den Notizen über den Schlachtviehmarkt in Chicago und das Steigen der Zinnaktien in Kolumbien.
    »Bloß ’nen Moment noch, Mister«, sagte der alte Neger, ohne von den Schuhen meines Nachbarn aufzusehen.
    »Gleich kommen Sie
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