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0152 - Der Tod aus der Urne

0152 - Der Tod aus der Urne

Titel: 0152 - Der Tod aus der Urne
Autoren: A.F. Morland
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schreit schreckliche Dinge. Sie müssen sich das anhören. Seine Stirn ist heiß wie eine Herdplatte. Sie müssen Rooster sofort untersuchen.«
    »Okay«, nickte Woodward. Er griff nach seinem Stethoskop. »Kommen Sie, Schwester.«
    Blitze und Donner wechselten in ganz kurzen Abständen.
    Dr. Woodward rümpfte die Nase, während er mit Eve Avery zu Nummer 14 unterwegs war. »Ein Sauwetter ist das. Hoffentlich hört es bald auf. In einer Stunde kann ich nach Hause gehen… ich möchte nicht schwimmen müssen.«
    Plötzlich zitterte der Boden leicht unter ihren Füßen. Eve erschrak. Sie fuhr sich bestürzt an die Lippen.
    Dr. Woodward lachte. »Haben Sie auch Angst vor so einem Gewitter? Die meisten Mädchen fürchten sich davor.«
    »Dieses Beben!« stieß Eve verwirrt hervor. »Das wurde nicht vom Gewitter hervorgerufen, Dr. Woodward.«
    »Natürlich wurde es das«, sagte der Arzt lachend. »Wodurch sollte es denn sonst hervorgerufen worden sein?«
    Die Krankenschwester zuckte nervös die Achseln. »Ich… ich weiß es nicht, Dr. Woodward.«
    Vier Schritte waren sie noch von Zimmer 14 entfernt.
    »Rooster schreit nicht mehr!« stellte das Mädchen fest.
    »Vielleicht ist er soeben drauf gekommen, daß ihm gar nichts fehlt«, witzelte der Arzt. Er erreichte die Tür. Eve blieb wie angewurzelt stehen. Ihre schönen Augen weiteten sich. »Sagen Sie, was haben Sie denn, Eve?«
    »Ich weiß es nicht, Dr. Woodward. Ich… kann es nicht erklären. Angst ist es. Ja, Angst.«
    »Angst?« fragte Paul Woodward erstaunt. »Wovor haben Sie denn Angst? Vor dem Gewitter?«
    »Nicht vor dem Gewitter«, sagte das Mädchen und schüttelte hastig den Kopf. »Vor diesem Raum… in dem Rooster liegt.«
    »Nun machen Sie aber einen Punkt, Schwester Eve. Es ist ein Zimmer wie alle anderen.«
    »Rooster hat so schreckliche Dinge gerufen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Er hat geschrien, der Teufel soll ihm sein Leben nehmen… Und vorhin hat der Boden unter uns gebebt…«
    Woodward lachte. »Jetzt verstehe ich Sie. Sie denken, der Teufel wäre tatsächlich zu Rooster gekommen.«
    »Er schreit nicht mehr.«
    »Vermutlich ist ihm die Puste ausgegangen.«
    »Wenn Sie erlauben, werde ich hier auf dem Gang auf Sie warten, Dr. Woodward.«
    Der Arzt zuckte die Schultern. »Wie Sie wollen.«
    Er öffnete die Tür und trat in das Krankenzimmer. Zunächst stieg ihm ein penetranter Schwefelgeruch in die Nase.
    Und dann traf ihn der Schock wie ein Keulenschlag.
    Steif und stumm lag Abel Rooster im Bett. Gleichzeitig aber stand er daneben. Ein spöttisches Grinsen verzerrte sein hageres Gesicht. Und neben dem stehenden Rooster befand sich eine grauenerregende Person.
    Woodward hatte gedacht, sie würde lediglich in der Phantasie der Menschen existieren: zotteliges Fell, flammende Augen, kurze stumpfe Hörner auf dem häßlichen Schädel, ein peitschender Schwanz und ein stampfender Pferdefuß.
    Für einen kurzen Moment zweifelte Paul Woodward allen Ernstes an seinem Verstand. Wie konnte er - ein nüchterner Mediziner - so haarsträubende Dinge sehen? Dinge, die es nicht gibt! Die es nicht geben durfte! Die ein Schlag in das Gesicht der Vernunft waren! Was war der Grund für diese Halluzination?
    Als Woodward den Schock überwunden hatte, ging er auf Rooster und seinen zotteligen Kumpan zu.
    Da flimmerte mit einemmal die Luft vor Woodwards Augen, und die schaurige Vision wurde trübe, durchsichtig und zerfiel schließlich vollends.
    Benommen wandte sich der Arzt dem Patienten zu.
    Paul Woodward beugte sich über den Mann und stellte mit einem kurzen Blick fest, daß Abel Rooster tot war.
    ***
    Wenn im Mittelalter ein Mädchen rotes Haar gehabt hatte, war es von vornherein als Hexe abgestempelt worden.
    Heute ist das anders.
    Manche Männer finden gerade rotes Haar besonders attraktiv, fühlen sich davon auf eine spezielle Art angezogen, erwarten von einem rothaarigen Mädchen Feuer in der Seele und eine alles versengende Leidenschaft.
    Hin und wieder kommt es jedoch selbst heute noch vor, daß man einem rothaarigen Mädchen hinter der vorgehaltenen Hand nachsagt, es könnte eine Hexe sein.
    Von Jill Rooster wurde dies zum Beispiel behauptet.
    Das Taxi blieb vor dem Hospital stehen. Jill bezahlte den Fahrpreis und betrat das Krankenhaus.
    Das Gewitter, das um die Mittagszeit so heftig getobt hatte, war abgezogen. Ein bleigrauer Himmel hing jedoch nach wie vor über der Stadt.
    Man schrieb den 18. Oktober, und der bevorstehende Winter streckte zum erstenmal
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