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0152 - Der Tod aus der Urne

0152 - Der Tod aus der Urne

Titel: 0152 - Der Tod aus der Urne
Autoren: A.F. Morland
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schwarzer Schleier verbarg ihr blasses Gesicht. Ihre Augen glänzten zornig.
    Ein kleiner Park lag um das Feuerbestattungsinstitut. Der Herbst hatte die Blätter von den Bäumen geholt.
    Sie bedeckten in verschiedenen Brauntönen den Boden.
    Plötzlich erhob sich ein Wind.
    Jill blieb mitten im Park stehen. Sie schaute zu den gelichteten Baumkronen hinauf, die von unsichtbaren Fäusten gerüttelt zu werden schienen.
    Ein eigenartiges Knurren mengte sich in das Geräusch des Windes.
    Mehr und mehr verdichtete sich dieses Knurren, wurde zu einer hohlen, unnatürlichen Stimme, formte Worte…
    »Jill!«
    »Vater!« stieß das Mädchen erstaunt hervor. Es zeigte keine Furcht. »Vater, warum hast du mir das angetan?«
    »Ich hatte genug vom Leben.«
    »Und genug von mir?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Warum hast du mich verlassen, ohne mich darauf vorzubereiten?«
    »Du wärst dagegen gewesen.«
    »Allerdings!« sagte Jill trotzig. »Und das mit Recht. Es war unfair…«
    »Du denkst immer nur an dich, Jill!« hallte die kräftige Stimme aus dem Nichts.
    »Du weißt, wie sehr ich das Alleinsein hasse, Vater!«
    »Du wirst nicht allein sein. Ich werde bei dir sein. Du wirst meiner Urne einen Ehrenplatz geben.«
    Jill fielen jene grauenvollen Szenen ein, die ihr die Flammen im Krematorium vorgegaukelt hatten.
    Sie sprach ihn darauf an. Er lachte böse.
    »Vielleicht werde ich dem Satan manchen Liebesdienst erweisen, mein Kind. Ich bin es ihm schuldig. Schließlich hat er mich zu sich geholt, als ich ihn darum bat. Dafür kann er von mir verlangen, was er will.«
    Jill nickte langsam. Sie senkte den Kopf. »Und wenn ich mal Hilfe brauchen sollte…«
    »Ich werde für dich dasein, Jill. Und je schlimmer die Gemeinheit ist, um die du mich bittest, desto lieber werde ich sie ausführen!«
    Von einer Sekunde zur anderen legte sich der Wind wieder. Es war, als hätte jemand einen überdimensionalen Ventilator abgeschaltet.
    Das Mädchen setzte seinen Heimweg fort.
    ***
    Es öffnete die Tür und betrat das Haus.
    Es war eine kleine Familienpension, die Joanne und Ernest Goldstone gehörte. Jill warf die Tür hinter sich zu. Sie hatte nie verstanden, warum sich ihr Vater nicht nach einer Wohnung umgesehen hatte.
    Was hatte ihm all die Jahre an diesem miesen alten Haus gefallen? Die Leute, die hier wohnten? Lauter verschrobene Typen waren das.
    Ein Schauspieler namens Robert Newman, der sich für den größten Komödianten aller Zeiten hielt und kaum mal ein Engagement bekam - weil man seine Größe nicht erkannte, wie er behauptete.
    Dann wohnte hier noch ein drogensüchtiger Kerl namens Rick Jarmyn. Alle Welt wußte, daß er dem Heroin rettungslos verfallen war, aber niemand redete darüber.
    Man tat so, als wisse man nichts davon. Und wenn Jarmyn kein Geld für einen neuen Push hatte und in seinem Zimmer wegen der nicht auszuhaltenden Entzugserscheinungen an den Wänden hochging, redeten die Goldstones von einer schlimmen Nierenkolik, die den armen Jungen mal wieder peinigte.
    Nierenkolik!
    Jedermann in dieser verlogenen Familienpension wußte, wie es wirklich um Jarmyn stand.
    Und Randolph Sorensen? Ein komischer Kauz, der sich Magier nannte. Er trat in verschiedenen Varietés auf, zauberte Kaninchen aus dem Zylinder und las in Telefonbüchern, die nicht geöffnet waren.
    Er war der einzige, in den Jill niemals hineinsehen konnte. Er war immer schwarz gekleidet, als müsse er trauern, weil er am Leben war.
    Blieben nur noch die Goldstones selbst zu erwähnen: sie - ein zänkisches Weib mit Haaren auf den Zähnen, er - ein haltloser Trinker.
    Aber er soff heimlich. Und Joanne wunderte sich immer wieder über seinen Erfindergeist, wenn es darum ging, die Flaschen vor ihr zu verbergen.
    Jetzt befand sich die ganze Sippschaft im Aufenthaltsraum.
    Als die Tür hinter Jill zufiel, schauten alle sie an. Das Mädchen schob das Kinn trotzig vor.
    Newmans Dobermann fing zu knurren an. Er hatte neben den Füßen des Schauspielers gelegen. Doch nun richtete er sich auf und fixierte das Mädchen mit seinen glänzenden Lichtern.
    Er mochte Jill nicht leiden. Newman entschuldigte sich deshalb zumeist mehrmals am Tag: »Dieses dumme Tier. Ich kann Hassan nicht verstehen. Sie sind ein so ausnehmend hübsches Mädchen, Miß Rooster. Woher mag es kommen, daß er gerade Sie nicht leiden mag?«
    Jill lächelte in sich hinein.
    Der Hund spürte, daß sie nur nach außen hin ein braves, verträgliches Mädchen war. Das Tier schien gemerkt zu
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