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0152 - Der Tod aus der Urne

0152 - Der Tod aus der Urne

Titel: 0152 - Der Tod aus der Urne
Autoren: A.F. Morland
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die Kleine. War in ihren Vater verknallt wie andere Girls in ihren ersten Freund. Jetzt, wo er weg ist, fängt sie zu spinnen an und redet sich ein, daß der Alte doch nicht tot ist. Darum brauchen wir uns weiter nicht zu kümmern. Ehrlich gesagt, traurig bin ich wirklich nicht, daß Abel Rooster sich auf die Reise gemacht hat.«
    Joanne schüttelte ärgerlich den Kopf. »Mr. Jarmyn, so etwas sagt man nicht! Man kann es sich vielleicht denken, aber sagen… nein, sagen sollte man so etwas nicht.«
    ***
    Jill ließ von einem Bekannten einen großen, schwarzen, samtbeschlagenen Sockel bauen.
    Diesen stellte sie in ihrem Wohnzimmer auf die Kommode. Zwei Stunden später wurde die Urne gebracht.
    Das Mädchen richtete links und rechts davon schwarze Kerzen auf, wie sie auch bei Satansmessen Verwendung fanden. Sie kniete vor der Urne nieder und verrichtete ein schwarzes Gebet, in dem sie den Fürsten der Finsternis anrief und diesen bat, ihrem Vater das ewige Leben in der Verdammnis zu schenken.
    Vom ersten Augenblick an spürte das Mädchen die eigenartige Ausstrahlung der Urne.
    Etwas Undefinierbares erfüllte den Raum. Eine seltsame Kraft ging von der Urne aus.
    Im gleichen Maße beunruhigte der Anblick der Urne auch den Beschauer. Jill wußte, daß sie davor keine Furcht zu haben brauchte.
    In diesem Gefäß befand sich die Asche ihres Vaters. Jill war genau wie er. Im Geist bildeten sie eine untrennbare Einheit.
    Er war da.
    Abel Rooster war zurückgekehrt. Er befand sich wieder in seinen vier Wänden, war wieder zu Hause.
    Mit jeder Faser ihres Körpers konnte Jill ihn spüren. Aber das genügte ihr nicht. Sie wollte ihn auch sehen.
    Schnell sprang sie auf. Hastig schloß sie die Fensterläden. Bald war der Raum nur noch von den beiden flackernden Kerzen erhellt. Jill sank vor der unheimlichen Urne wieder auf die Knie. Entschlossen hob sie den Kopf. Ernst musterte sie das Aschengefäß.
    »Vater!« sagte sie mit rauher Stimme. »Ich kann deine Nähe fühlen. Komm und umarme deine Tochter!«
    Erwartungsvoll musterte das Mädchen die Urne.
    Der Behälter begann mit einemmal zu strahlen. Der Raum wurde von einer grellen Helligkeit überflutet, doch dieses gleißende Licht blendete nicht.
    Mit weit geöffneten Augen beobachtete Jill, was nun passierte.
    Langsam kristallisierte sich aus der Helligkeit eine Gestalt. Es war unverkennbar Abel Rooster.
    Das Mädchen lachte. »Vater! Es ist herrlich, dich wiederzusehen!«
    Rooster umarmte seine Tochter, wie sie es von ihm verlangt hatte. Eine eisige Kälte ging von ihm aus.
    Sein Mund war zu einer grausamen Linie geformt. Seine Miene drückte Haß und Bosheit aus. Er wirkte hinterhältig und gemein. Als er gelebt hatte, hatte er diese Züge geschickt zu verbergen gewußt.
    Doch nun zeigte er, wie er wirklich war.
    Roosters Augen glühten dämonisch.
    Seine eingefallenen Wangen wiesen dunkle Schatten auf.
    Das schlohweiße Haar stand von seinem Schädel ab, als würde es sich sträuben.
    »Weshalb hast du mich gerufen?« fragte Abel Rooster hohl.
    Jill zuckte die Achseln. »Ich wollte dich sehen.«
    »Du hattest noch einen anderen Grund!«
    Das Mädchen lächelte verschlagen. »Du hast recht, Vater. Ich vergaß, daß du nun in meinen Gedanken lesen kannst.«
    »Du möchtest, daß ich etwas für dich tue.«
    »Ja, Vater. Ich will sehen, mit welcher Macht dich der Höllenfürst ausgestattet hat.«
    »Ich vermag sehr vieles zu tun.«
    »Robert Newman besitzt einen vierbeinigen Freund«, sagte Jill mit funkelnden Augen. »Das Tier geht mir auf die Nerven. Eines Tages wird es versuchen, mich zu beißen. Ich möchte, daß du den Dobermann tötest!«
    Abel Rooster nickte mit zusammengezogenen Brauen.
    Knurrend versprach er seiner Tochter: »Wenn du es wünschst, wird es geschehen.«
    ***
    Newman war auf seinem Zimmer. Hassan lag neben dem Sofa und schaute seinem Herrn aufmerksam zu. Er war Newmans Publikum.
    Der Schauspieler stand in großartiger Pose vor dem großen Wandspiegel und deklamierte mit donnernder Stimme Shakespeare, König Richard der Dritte, zweiter Aufzug, zweite Szene, Buckingham: »Umwölkte Prinzen, herzbeklemmte Pairs, die diese schwere Last des Jammers drückt! Nun tröstet euch in gegenseit'ger Liebe. Ist uns're Ernt' an diesem König hin, so werden wir des Sohnes Ernte sammeln…«
    Plötzlich heulte Hassan.
    Newman wandte sich irritiert um. »Kusch!« schrie er den Dobermann an. »Hast du denn keine Achtung vor der Kunst? Wie kannst du mitten in meine Rede
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