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0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

Titel: 0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
Autoren: Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
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Phil.
    »Trotzdem. Ich erinnere mich genau, dass Alfino dichtes, gepflegtes Haar hatte. Mein Besucher hatte graue, schüttere Zotteln. Er war außerordentlich schlecht gekleidet, hatte eine Stimme, die ich nur als versoffen bezeichnen kann, rot unterlaufene Augen und ein faltiges, verwüstetes Gesicht. Nein«, - er schüttelte den Kopf - »dieser Mann war nicht Mr. Alfino.«
    »Vielleicht irren Sie sich doch, Mr. Smiton«, warf ich ein. »Wir haben gehört dass Alfino bereits vor seinem Verschwinden ein starker Trinker war. Wenn er nun durch dieses Laster abgerutscht und heruntergekommen wäre, so sind zwei Jahre eine ganze Menge.«
    »Da haben Sie natürlich Recht, aber überlegen Sie sich einmal. Mr. Alfino ist ein reicher Mann. Warum hätte er so herunterkommen müssen? Selbst wenn er nicht die Absicht hatte, zu seiner Familie zurückzukehren, selbst wenn er, wie Sie sagten, verkommen wäre, er hätte es nicht nötig gehabt, wie ein Landstreicher herumzulaufen. Er hätte sich jederzeit Geld von mir holen oder mich beauftragen können, es ihm zu schicken. Ich kenne ja seine Unterschrift.«
    »Warum haben sie sich diese Unterschrift heute Morgen nicht geben lassen?«
    »Das habe ich mich selbst gefragt. Ich war so schockiert und so davon überzeugt, dass der Mann ein Schwindler war, dass ich es gar nicht für nötig hielt.«
    »Da haben Sie einen Fehler gemacht, Mr. Smiton.«
    »Das gebe ich zu, aber wer konnte denn diese Entwicklung voraussehen?«
    »Hatte denn Mr. Alfino, bevor er abreiste, nichts mit Ihnen vereinbart, woran Sie ihn erkennen könnten, falls er Ihnen, sagen wir einmal telefonierte oder einen Dritten beauftragte, mit Ihnen zu sprechen. Es wäre ja möglich gewesen, dass er erkrankte und Geld brauchte.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ein Kennwort oder eine Zahl, wie das ja im allgemeinen üblich ist.«
    »Nein, er vereinbarte nichts dergleichen mit mir, und ich hielt es nicht für nötig, weil ich annahm, er würde nur für kurze Zeit abwesend sein.«
    »Ist Ihnen bekannt, warum Alfino seiner Familie nur eine verhältnismäßig geringe Rente aussetzte?«
    »Er sagte, die ganze Gesellschaft habe ihn mit ihren Extravaganzen schon mehr als genug gekostet. Die Herrschaften sollten sich gefälligst einschränken.«
    »Und was sollte geschehen, falls ihm etwas zustieße?«
    »In diesem Fall würde die Familie, abgesehen von einigen Lagaten, die nicht ins Gewicht fallen, das gesamte Vermögen erben. Die Hälfte solle an seine Frau gehen und der Rest zu gleichen Teilen an die drei Kinder.«
    »Wann fand dieser Besuch statt?«
    »Zwischen halb neun und neun. Als ich ins Office kam, wartete er bereits.«
    »Und wann telefonierten Sie an Mrs. Alfino?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau, jedenfalls bald danach.«
    »Aber Mrs. Alfino hat ausgesagt, sie hätte dieses Gespräch erst um neun Uhr vierzig erhalten. Warum haben Sie solange gewartet?«
    »Ich habe mir grünlich überlegt, ob ich die Frau durch diese Mitteilung erschrecken sollte, oder ob es besser sei, ihr gar nichts zu sagen. Ich bezweifelte sehr stark, dass er seine Absicht ausführen werde. Er konnte ja nichts dabei gewinnen.«
    »Das denken Sie. Er scheint aber anderer Ansicht gewesen zu sein und ist bei dem Besuch ums Leben gekommen.«
    »Wenn es überhaupt derselbe Mann war. Ich bin der Überzeugung, es handelte sich lediglich um ein zufälliges Zusammentreffen. Es treiben sich so viel Obdachlose herum, die in Schuppen, Garagen und Gartenhäuschen unterkriechen, dass es sehr leicht möglich ist, dass der Tote gar nicht mein Besucher ist.«
    »Das wird sich feststellen lassen. Die Leiche liegt im Schauhaus in der Centre Street. Fahren wir sofort dorthin.«
    »Sie erlauben, dass ich zuerst meinen Terminkalender nachsehe.«
    Er drückte auf einen Klingelknopf auf der Schreibtischplatte, und das junge Mädchen aus dem Vorraum erschien.
    »Haben Sie den Terminkalender da? Sind innerhalb der nächsten Stunde irgendwelche Verabredungen mit Klienten?« fragte der Anwalt.
    Die Angestellte schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mr. Smiton. Ich habe vorhin erst nachgesehen.«
    »Es ist gut, Ellen.«
    Gerade wollte die Kleine gehen, als ich sie zurückrief.
    »Einen Augenblick, bitte. Erinnern Sie sich an den Besucher, der heute bei Ankunft des Mr. Smiton auf ihn wartete?«
    Sie rümpfte ihre sommersprossige Nase und meinte: »Ganz genau. Ich habe noch nie im Leben einen so verkommenen Menschen gesehen.«
    »Danke schön, Miss
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