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0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

Titel: 0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
Autoren: Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
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in einem Anfall von Wut gegen die Wand.
    Ein paar Schritte weiter war Cillys Bar. Das Schild war trübe, die Vorhänge an dem schmierigen Schaufenster starrten vor Schmutz.
    Der Alte zögerte nur einen kurzen Augenblick und stieß die Tür auf.
    »Hallo, Cilly«, lallte er. »Cilly, gib mir ’nen Gin.«
    Die dicke Wirtin lächelte.
    »Macht einen Quarter, Luigi.« Sie streckte die fette Hand aus.
    »Ich will einen Drink, und zwar schnell«, maulte der Alte.
    »Geld«, forderte die lakonisch.
    Der Mann griff in die Jacke, dahin, wo solide Bürger die Brieftasche aufbewahren, aber seine Hand kam leer zurück.
    ***
    In der gleichen Nacht, in der Cilly ihrem alten Stammgast einen schäbigen Gin verweigerte, saßen Phil und ich mächtig vornehm bei-Vooisin in der Park Avenue. Allerdings wussten wir damals noch nichts von dem alten Luigi, der uns erst später und recht unangenehm aufstoßen sollte.
    Hätten wir stattdessen zufällig bei Cilly auf der Bowery gesessen, so wäre wahrscheinlich alles anders gelaufen. Wir hätten für den Penner ein paar Gin ausgegeben und ihm vielleicht sogar noch einen Dollar in die Hand gedrückt.
    Nun, wir saßen aber bei-Vooisin, und zwar auf Kosten des Direktors einer Großbank, die ich nicht nennen darf, die wir aber vor Schaden hatten bewahren können.
    Eine Scheck mussten wir leider ablehnen, hatten uns allerdings kein Gewissen daraus gemacht, seine Einladung für diesen Abend zu akzeptieren.
    Es war einmal ganz interessant zu sehen, wie die oberen Zehntausend sich aufführen, wenn sie glauben, unter sich zu sein. Es ging ziemlich hoch her. Die einzigen Gentlemen schienen die Kellner zu sein, die so hoch gestochen waren, dass ich es kaum gewagt hätte, sie zu ersuchen, mir einen Drink zu bringen, aber das erledigte Direktor X, der sich darauf verstand.
    Drinks!
    Es gab nur teure Sachen, und die wurden entweder in vergoldeten Silberbechern oder in geschliffenem Bleikristall serviert. Wenn eines dieser kostbaren Gefäße, was des öfteren passierte, zerbrach oder eine Beule bekam, so zuckte der dienstbare Geist mit keiner Wimper und räumte die Scherben weg.
    Als wir unseren Direktor schüchtern fragten, ob diese Dinge dann auch auf der Rechnung erschienen, lacht er.
    »Wo denken Sie hin? Das ist im Preis einbegriffen.«
    Nim, die Preise waren bestimmt auch danach.-Besonders hoch ging es am Nachbartisch her. Dort saß ein vielleicht fünfundvierzigjähriger Gentleman in einem der teuersten Smokings, die man in New York auftreiben kann, mit zwei jungen Damen, die sicherlich noch viel teurer waren.
    »Kennen Sie den Knaben?«, fragte ich leise den Direktor.
    »Natürlich, es ist einer unserer prominentesten Anwälte, Mr. Smiton. Er muss noch viel mehr verdienen, als ich gedacht habe. Die kleine Blonde zu seiner Linken ist Lu Simon, eine neue Fernsehgröße, und die zu seiner Rechten Marylin Alberta, ein kommendes Sternchen aus Hollywood, das zur Abwechslung einmal seine Freunde in New York besucht.«
    »Au, au, muss der Kerl Geld haben«, sagte ich, was mir einen wohl gezielten Tritt gegen das Schienbein, von Seiten meines Freundes Phil, eintrug.
    Phil hält nun einmal auf gutes Benehmen. Wie er so da saß, war er fast so wohl erzogen wie die Kellner.
    Am Nebentisch wurden in kurzen Abständen immer neue Flaschen französischen Sekts aufgefahren, und das inspirierte unseren Gastgeber eine Flasche Pommery Cordon rouge zu bestellen. Das Zeug schmeckte süß und mild, aber es stieg mir in den Schädel. Ich hätte mich lieber an Whisky gehalten, wollte aber nicht, dass der Wohltätigkeit des Herrn Direktor Grenzen gesetzt würden.
    Auch die beiden Mädchen am Nebentisch hatten langsam und deutlich, sicht- und hörbar, einen Schwips bekommen. Sie lachten viel und ließen sich von ihrem Begleiter umfassen und an sich ziehen. Es sah sogar so aus, als ob ihnen das Vergnügen mache.
    Um zwei Uhr hatten wir reichlich genug und machten den Vorschlag, irgendwo in der Nähe noch ein Tasse Kaffe zu trinken. Das war das Zeichen zum Aufbruch.
    Als unser Gönner die Rechnung bezahlte, traf mich fast der Schlag. Es war ungefähr soviel, wie ich in einem Monat verdiente. In einem weit bescheideneren Lokal schlürften wir unseren Kaffee, und kamen auch endlich zu einem Scotch, der mich direkt wieder nüchtern werden ließ. Dann bedankten wir uns pflichtschuldigst, worauf Direktor X ebenso pflichtschuldigst erwiderte es sei ihm ein Vergnügen gewesen.
    Ich war sicher, dass er, sobald er in seinem zwar
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