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0146 - Hinter der Zeitmauer

Titel: 0146 - Hinter der Zeitmauer
Autoren: Unbekannt
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Richtung und Entfernung gar nichts befand. Gab man zu Theta jedoch eine halbe Bogensekunde zu, zog von Phi eine Zehntelbogensekunde ab und verlängerte den Radiusvektor um vierhundert Astronomische Einheiten - alles Fehler, die bei einer solchen Schnellpeilung nicht vermieden werden konnten - dann landete man genau auf dem grünen Zentralgestirn von Taphors Planet.
    Der Hilferuf war also von dort gekommen, und das gab der Sache einen neuen Anstrich. Nike Quinto hielt sie von nun an für wichtig genug, um sich mit allem Elan darum zu kümmern.
     
    *
     
    25. Juni 2114 „Edler Tufatz... ich hab furchtbare Angst!"
    Der edle Tufatz dachte gar nicht daran, auf diesen Aufschrei zu reagieren. Die Augen unverwandt auf den großen Bugbildschirm gerichtet, mit geschickten Fingern ein halbes Dutzend Hebel, Knöpfe und Schalter zugleich manipulierend, steuerte er sein halbwrackes Raumschiff auf eine weite, grüne Sandfläche zu, die infolge der Neigung des Schiffes aussah, als wäre sie ein einziger, unendlicher steiler Abhang.
    Außer Tufatz befanden sich noch drei Mann in dem kleinen, mit Instrumenten, Pulten und Schalttafeln vollgepfropften Kommandoraum. Der eine, ein kleiner, alter weißhaariger Mann mit verfilztem Bart, hatte den Notschrei ausgestoßen. Die anderen saßen angeschnallt in ihren altmodischen Konturensesseln und nahmen von der Angst des Kopiloten ebenso wenig Notiz wie Tufatz selbst.
    Tufatz schleuderte den Ärmel des Umhangs, den er gemäß der modernen Springermode trug, mit einem ärgerlichen Ruck beiseite, weil er ihn störte. Dann riß er mit sichtbarer Entschlossenheit einen großen Hebel bis zum Anschlag herunter, ließ sich seufzend in seinen Sessel zurücksinken und schnallte sich ebenfalls fest.
    „Automatische Notlandung übernimmt", verkündete er in akzentfreiem Terranisch, allerdings mit gepreßter Stimme.
    „Zünder fertig?"
    „Zünder an!" antwortete einer der anderen drei, ein mittelgroßer, dunkelhaariger junger Mann.
    „Dann also haltet die Daumen, Jungens!" rief Tufatz.
    Eine Sekunde später ging es los. Mit einer seiner Bugfinnen berührte das Schiff die Sandfläche. Ein mörderischer Ruck fuhr durch den langen, schlanken Rumpf. Metall schrie unter höchster Beanspruchung. Aggregate lösten sich aus den Halterungen und vollführten einen lärmenden Höllentanz. Das Bild auf dem Fernsehschirm drehte sich wie ein Karussell. Sand wirbelte auf und verhüllte es rasch. Tufatz spürte, wie ihn die Zentrifugalkraft nach vorn drückte. Es roch brandig, Qualm stieg auf.
    Er wußte später nicht, wie lange es gedauert hatte. Irgendwo im Schiff knallte es ein paar Mal hell und scharf. Jedes Mal fuhr ein neuer Ruck durch das Fahrzeug. Dann hörte der Lärm schließlich auf. Eine lecke Leitung zischte anhaltend und vernehmlich. Der Bildschirm war erloschen, ebenso wie die Lampen. Aber von irgendwo fiel Licht herein.
    Tufatz fiel es schwer, zu atmen. Er hob den Kopf und entdeckte das mannshohe Leck in der Steuerbordwandung. Mit einer automatischen Handbewegung schob er die Verdichtermaske übers Gesicht und behob damit seine Atembeschwerden. Durch das Leck fiel das grüne Licht der Sonne herein, verschleiert von Schwaden wirbelnden Sands.
    Sie hatten es geschafft. Sie hatten die vereinbarte Notlandung auf Taphors Planet gebaut und waren, was Tufatz' höchste Verwunderung erweckte, immer noch am Leben.
     
    *
     
    Zuvor, vom 22. bis zum 25. Juni 2114 Im Handumdrehen, wie es seine Art war, hatte Nike Quinto von einer der Hafenverwaltungen auf Arkon III ein altes Springerschiff gekauft. Nur wenig langer dauerte es, das Schiff auf einen manövrierbaren Stand zu bringen, ohne ihm das Aussehen eines uralten wracken Kastens zu nehmen. Fast ebenso schnell gelang es Nike Quinto, eine echte Springer-Mannschaft auf die Beine zu stellen und ihr klarzumachen, daß sie mit dem Wrack eine Fahrt über 4122 Lichtjahre zu unternehmen hätte. Die Echtheit der Springer-Mannschaft, achtzehn Köpfe zählend, beruhte darauf, daß jeder einzelne Kopf eine intensive Schulung in Springer- Personologie hinter sich gebracht hatte. Chef der Mannschaft war Tufatz, seines Zeichens ein Ausgestoßener, ohne Zugehörigkeit zu einer der großen Springer-Sippen, ein zigeunernder Händler mit ebensoviel Geld wie Geiz. Er maß einen Meter siebenundachtzig und trug, um seinen Status zu kennzeichnen, entgegen der herrschenden Mode keinen Bart. Er war braunhaarig und sah mit seiner Springer-Robe wie ein antiker Tragödienheld aus. Im
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