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0144 - Alptraum in der Geisterbahn

0144 - Alptraum in der Geisterbahn

Titel: 0144 - Alptraum in der Geisterbahn
Autoren: Jason Dark
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nächsten Zelle war es weit, zudem war er nur noch halb einsatzfähig, aber den anderen ging es vielleicht noch schlechter.
    Von dieser Voraussetzung ausgehend, stemmte sich Mandini auf die Füße.
    Zweimal kippte er einfach um und hatte Glück, daß er dabei über den Sessel fiel. Vom Magen her stieg der Brechreiz hoch in die Kehle, den Memo nicht mehr unterdrücken konnte. Er mußte sich übergeben.
    Die ersten Anzeichen einer Gehirnerschütterung, dachte er bitter.
    Weiter.
    Der dritte Versuch klappte. Grünbleich im Gesicht, blieb er stehen. Dabei schwankte er von links nach rechts, stützte sich an der Lehne und atmete tief durch.
    Es klappte einigermaßen. Wenigstens konnte er sich auf den Beinen halten.
    Zwar schwankte alles vor seinen Augen, die gesamte Einrichtung drehte sich im Kreis, aber Memo schaffte es, auf den Beinen zu bleiben, auch wenn ihm die Knie zitterten.
    Wie ein Betrunkener durchquerte er den großen Raum des Wohnmobils, lief dann gegen den Türpfosten, prallte wieder zurück und schlängelte sich durch die offene Tür.
    Er schluckte und mußte eine Pause einlegen.
    Die Tür nach draußen war zu. Hoffentlich hatten die Weiber nicht abgeschlossen!
    Er drehte sich nach links und fiel gegen die Tür, während sein Arm nach unten schnellte und auf die Klinke fiel, die durch das Gewicht heruntergedrückt wurde.
    Die Tür schwang auf.
    Frische, kühle Luft strömte Memo Mandini entgegen. Er selbst aber konnte seinen eigenen Schwung nicht mehr bremsen und fiel aus dem Wohnwagen. Mit den Füßen berührte er noch den Boden, aber es gelang ihm nicht, sich zu halten.
    Er fiel nach vorn, knickte ein und prallte zu Boden.
    Dort blieb er liegen.
    Etwa eine halbe Minute war er nicht fähig, sich auf die Beine zu quälen. Er hörte zwar den Lärm des Rummelplatzes, aber niemand kam, um ihm zu helfen.
    Er mußte es allein schaffen.
    Abermals sammelte Mandini seine Kräfte.
    Er strengte sich an, stützte sich mit beiden Händen ab und kam auf die Beine.
    Ein paar torkelnde Schritte lief er vor, bis er das Gleichgewicht gefunden hatte.
    So blieb er stehen.
    Zwei Besucher der Kirmes schlenderten Arm in Arm an ihm vorbei. Sie winkten mit Ginflaschen und nahmen an, daß sie einen ebenfalls Betrunkenen vor sich hatten.
    Mandini wollte sie trotzdem ansprechen. Nur ein Krächzen drang aus seiner Kehle, das die anderen gar nicht hörten.
    Memo taumelte weiter. Er sah den Lichterglanz, dieses bunte Kaleidoskop, das zu einem farbigen Wirrwarr wurde, so daß er keine Einzelheiten mehr ausmachen konnte.
    Doch er lief weiter.
    Auf den bunten Lichterglanz zu, denn instinktiv wußte er, daß er dort Hilfe zu erwarten hatte.
    Seine Beine wurden immer schwerer. Er sah die Menschen nur als Schatten, streckte ihnen hilfesuchend die Arme entgegen, doch da war niemand, der ihn auffangen wollte.
    Sie hielten ihn für betrunken.
    »Polizei!« keuchte er, »Polizei…«
    Die letzten Schritte.
    Dann drehte sich alles vor seinen Augen. Plötzlich war der Farbenwirbel überstark. Er vereinigte sich mit dem Rauschen des Blutes in seinem Kopf, die Beine gaben nach, und durch das Rauschen hörte er eine helle Stimme.
    »Mein Gott, der blutet ja…«
    Memo Mandini krachte zu Boden.
    »Die Polizei«, flüsterte er… »Holt um Himmels willen die Polizei … Geisterbahn … der Teufel …«
    Er sah die Gesichter der Menschen, die ihn umstanden nur als helle, verwaschene Schemen. Das Letzte, das er noch hörte, war das schrille Geräusch einer Trillerpfeife. Dann nichts mehr…
    ***
    Schlagartig hatte sich die Situation verändert, denn nun war ich am Drücker.
    Ich hielt Ennio im Würgegriff, hörte sein Keuchen und merkte, wie er sich aus meiner Fessel befreien wollte.
    Eisern hielt ich fest.
    Nein, er schaffte es nicht. Er würde es nicht schaffen, das merkte er, und sein Widerstand erlahmte.
    Die Rothaarige hatte die Beretta wieder angehoben und gleichzeitig den Lauf gesenkt.
    Die Mündung zeigte auf uns!
    Wenn Viola jetzt schoß, dann würde sie ihren eigenen Bruder treffen. Das sagte ich ihr auch.
    Sie lachte nur. »Du bist ein Narr, Bulle. Ein widerlicher Narr. Kugeln machen ihm nichts aus. Der Teufel hat seine schützende Hand über Ennio gelegt.«
    Die dicke Frau rang die Hände. »Aber du willst doch nicht auf deinen eigenen Bruder schießen!« rief sie verzweifelt.
    »Warum nicht? Wenn es sein muß. Ihn kann man nicht so einfach töten, das weißt du selbst.«
    Ich hütete mich, den Mund aufzumachen und ihr die Wahrheit zu sagen.
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