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0140 - Der Dybbuk

0140 - Der Dybbuk

Titel: 0140 - Der Dybbuk
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stöhnte er auf. »Noch einmal - schaffe ich das nicht…«
    Seine Hände zitterten. Die Anspannung wirkte in ihm nach.
    »Was ist mit Nicole?« fragte der Meister des Übersinnlichen. »Sie lebt doch, ja?«
    Bill nickte stumm.
    Aus Lynns Mund kam ein wilder Aufschrei.
    »Verdammter! Du hast mich getäuscht!«
    Bill fuhr herum. »Dich, Lynn Caster?«
    »Caster?« schrie die Geschrumpfte auf. »Du unterschätzt mich! Ich bin Loew… aaaahrg!«
    Ein wildes Röcheln kam aus ihrer Kehle. Die Geschrumpfte stürzte zu Boden, ein heftiges Zucken durchlief ihren Körper.
    »Sie kämpfen miteinander«, murmelte Zamorra. »Loew und die Caster-Dämonin.«
    Bill griff nach dem Amulett. Jetzt ließ es sich leicht von seiner Brust lösen. Er drückte es dem rechtmäßigen Besitzer, Professor Zamorra, in die Hand.
    »Wer wird siegen?« fragte Zamorra gespannt, doch er erwartete keine Antwort. Bill konnte ihm auch darüber keine Auskunft geben.
    Es war unheimlich.
    Gespenstisch der Zweikampf auf geistiger Basis! Zwei Dämonen rangen um die Vorherrschaft über einen Körper.
    Ein paar Minuten später stand das Ergebnis fest.
    Keiner von beiden war Sieger.
    Beide starben sie!
    Beide hatten sie bis zur Erschöpfung gekämpft, hatten die Grenze des Erträglichen überschritten. Der geschrumpfte Körper war plötzlich ganz still.
    Zamorra, das Amulett in der Hand, kniete neben Lynn/Loew nieder. »Da ist noch etwas«, sagte er.
    »Ja…«, röchelte Ramon Loew. »Ich… Lynn Caster… ist… tot.«
    Zamorra schüttelte den Körper. »Loew, da ist noch etwas! Was ist das Ding? Du mußt es mir verraten! Es gibt noch Angehörige der Caster-Sippe, aber du bist der letzte Loew, und du stirbst, und keine Macht der Welt und der Unterwelt kann es verhindern!«
    »Ich weiß«, sagte Ramon Loew erstaunlich klar. »Das Ding… ich…«
    Zamorra spürte, wie der Dämon mit sich rang. Der Verrat an einen Sterblichen widersprach allen dämonischen Traditionen.
    »Du bist kein richtiger Dämon mehr, Loew«, sagte Zamorra klirrend. »Du bist ein Entarteter. Was ist das Ding, und wo ist es? Soll deine Sippe umsonst gestorben sein?«
    »Du weißt viel«, röchelte der Sterbende im Körper seiner Todfeindin. Zamorra nickte. »Du warst nur kurz in mir, doch ich entnahm dir viel an Wissen. Bloß dies eine fehlte mir.«
    »Gut, ich verrate es dir«, stöhnte Ramon Loew. »Du…«
    Seine Stimme sank herab zu einem kaum hörbaren Flüstern, als er das Geheimnis preisgab. Doch Zamorra verstand die gehauchten, verwehenden Worte des Dybbuk.
    Als er sich aufrichtete, war auch Ramon Loew tot.
    Der Körper Lynn Casters zerfiel zu Staub.
    Zamorra sah Bill Fleming an.
    »Schade«, murmelte er. »Ich hätte diesem Loew ein langes Leben gegönnt, doch es war ihm nicht beschieden. Er war entartet. Er war auf dem besten Wege, vom Dämon zum Menschen zu werden. Aber es hat nicht sollen sein.«
    Resignation klang aus seiner Stimme.
    Bill legte seine Hand auf Zamorras Schulter.
    »Was ist dieses Ding?« fragte er.
    Zamorra lächelte.
    »Warte ab, bis die Polizisten abgezo gen sind. Wir werden ihnen einiges zu erklären haben. Aber sobald sie fort sind, brauche ich einen Spaten. Dann wirst du sehen, was es mit dem Ding auf sich hat.«
    »Du machst mich gespannt«, murmelte Bill.
    Die beiden Männer verließen die Stätte des Unheils. Gegenseitig die Arme um ihre Schultern gelegt, traten sie ins Freie.
    Die Wolkenbank war aufgerissen. Sterne und Mond strahlten auf die Menschen herab, die es gewagt hatten, wieder einmal dem Bösen zu trotzen und es zu besiegen.
    »Sterne der Hoffnung«, flüsterte Zamorra, und nur Bill verstand ihn.
    Und Nicole…
    ***
    Es war alles vorbei. Ruhe war wieder im Motel eingekehrt. Aufgeschreckte Gäste, die sich nach dem Grund für den Polizeiaufmarsch erkundigt hatten und in ihrer Aufregung die wildesten Gerüchte in Umlauf setzten, waren über die Geschehnisse unterrichtet worden, soweit es der Lieutenant für vertretbar hielt. Allerdings waren in der Erklärung einige Dinge abgeändert worden. So war von Dämonen und Besessenen nicht die Rede, sondern von einem Terroristenanschlag.
    Jetzt war wieder alles ruhig. Die Polizeiwagen waren verschwunden. Nur drei Menschen standen noch auf dem Vorplatz unter dem Sternenlicht. Die Wolkenbänke waren nicht zurückgekehrt, als symbolisiere der freie, klare Himmel den Sieg des Guten über das Böse.
    »Ich brauche einen Spaten«, sagte Zamorra.
    Bill stiefelte los. Irgendwo mußte sich ein Geräteschuppen
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