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0140 - Der Dybbuk

0140 - Der Dybbuk

Titel: 0140 - Der Dybbuk
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wiederholte er.
    MacCloud schaltete den Motor ab. Mit einem Blick hatte er die Situation erfaßt. »Sie hat einen Mann vor der Revolvermündung«, sagte er.
    Bill Fleming verzog das Gesicht. Sein Plan stand fest, und hoffentlich spielte der Lieutenant mit. »Ich glaube, daß ich eine Möglichkeit kenne, sie von dem Dybbuk zu befreien«, sagte er.
    »Was ist ein Dybbuk?« fragte MacCloud. Bill erklärte es ihm in wenigen Worten.
    »So ist das also«, murmelte er. »Vorhin haben Sie doch nur gesagt, daß Mademoiselle Duval sich im Bann dieses -Toten befindet.«
    »Ich halte es für besser, Ihnen die Wahrheit stückweise nahezubringen«, entgegnete Bill müde. »Alles auf einmal hätten Sie mir ohnehin nicht geglaubt.«
    »Es fällt mir auch wirklich schwer«, erwiderte MacCloud. »Was haben Sie vor?«
    Bill erklärte ihm sein Vorhaben. MacCloud schüttelte den Kopf. »Zu riskant«, erwiderte er. »Abgesehen von dem zweifelhaften Erfolg - wer garantiert mir, daß Sie die Wahrheit sprechen? Vielleicht wollen Sie nur auf dem billigsten Weg ebenfalls an eine Waffe kommen!«
    »Es ist unsere einzige Chance, Lieutenant. Sie müssen mir glauben.«
    »Schön, ich riskiere es«, sagte MacCloud schließlich. »Auf einen Terroristen mehr kommt es jetzt auch nicht mehr an. Perkins, geben Sie Fleming Ihren Revolver.«
    »Unter Protest«, erwiderte der Polizist. »Machen Sie schon, Mann!« fuhr MacCloud ihn an. »Die Verantwortung liegt bei mir!«
    »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen«, sagte Bill und nahm die Waffe entgegen. Er musterte sie und machte sich mit der Bedienung vertraut. Dann stieg er aus.
    Nicole/Loew sah ihn an. »Stehenbleiben«, verlangte der Dybbuk.
    Doch Bill reagierte nicht darauf. Er ging langsam auf Nicole und den hypnotisierten Sanitäter zu. Die Hand mit der, Waffe hielt er gesenkt.
    »Gib auf, Dybbuk«, sagte er. »Du hast keine Chance. Auch wenn du den Mann tötest, kommst du nicht davon. Laß ihn frei und gib auf.«
    »Bleib stehen«, schrie Loew.
    Bill gehorchte nicht, unbeirrbar ging er auf die beiden zu.
    Die Waffenmündung irrte ab, zeigte jetzt nicht mehr auf die Geisel, sondern auf Bill. »Ich schieße«, drohte der Dybbuk.
    Ein Scharfschütze der Polizei sah seine Chance. Er ging in die Knie, stützte den Waffenarm auf und zielte.
    Dann krachte der Schuß.
    Loews Pistole flog davon. Der Mann hatte trotz der miserablen Lichtverhältnisse sagenhaft gut gezielt und nicht einmal Nicoles Hand verletzt. Lediglich der Ruck hatte sie ein wenig geprellt. Loew brüllte wütend auf.
    »Es ist aus, Dybbuk«, kam Bill Flemings kalte Stimme, Immer noch ging er auf den entwaffneten Loew zu. Auch die anderen Polizisten kamen jetzt heran. Irgendwo blitzten Handschellen.
    »Halt«, gellte die Stimme des Lieutenants. »Hier ist MacCloud. Warten Sie. Lassen Sie Fleming gewähren.«
    Zwei Meter vor dem Dybbuk blieb der Historiker stehen und hob die Waffe. Er richtete sie auf Nicoles Stirn.
    »Du bist erledigt, Dybbuk«, sagte er. »Ich werde dich jetzt erschießen!«
    »Sie sind verrückt, Mann!« schrie ein Polizist.
    »Gewähren lassen!« befahl MacCloud. »Nicht eingreifen. Auf meine Verantwortung!«
    Nur widerwillig hielten sich die Beamten zurück. Bill hielt die Mündung des Revolvers unausgesetzt auf Nicoles Stirn gerichtet. »Du wirst jetzt sterben. Du hast keine zweite Chance«, drohte Bill.
    »Du wirst es nicht tun«, sagte Loew unsicher. »Du tötest damit auch die Frau!«
    »Das ist mir herzlich gleichgültig«, sagte Bill.
    Er spielte sehr hoch und sehr riskant. Sein Herz raste vor Aufregung, doch nach außen blieb er eiskalt und ruhig. Er hatte sich daran erinnert, daß Loew im Augenblick seines Todes seinen Körper verlassen hatte, um in Nicole einzudringen, und er hatte sich auch daran erinnert, daß ihr Körper auch unter Loews Kontrolle verletzbar war. Sie konnte sterben. Und das wollte er ausnutzen.
    Er bluffte!
    Sein Finger krümmte sich, näherte sich dem Druckpunkt des Abzuges.
    Loew stand starr. »Nicht«, flüsterte er. »Tu es nicht! Du weißt nicht, was du da tust!«
    »Doch«, sagte Bill und drückte ab.
    Im letzten Sekundenbruchteil riß er die Waffenmündung um einen Millimeter nach oben. Der Feuerstrahl aus der Mündung raste auf Loew/Nicole zu. Für den Dybbuk mußte es so aussehen, als jage ihm die Kugel direkt zwischen die Augen. In Wirklichkeit zischte sie haarscharf über den Kopf des Mädchens hinweg.
    Bill hoffte, daß sein Bluff wirkte. Falls nicht, gab es keine andere Chance
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