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0140 - Der Dybbuk

0140 - Der Dybbuk

Titel: 0140 - Der Dybbuk
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einsamen Mann zurück, der über den Vorhof schritt und sich unaufhaltsam dem Zentrum der Gefahr näherte.
    ***
    Nicoles Vermutung stimmte. Die Verbindung, die das Amulett schuf, war zu stark - erzeugte einen Sog, und dieser Sog riß den Dybbuk mit sich.
    Ramon Loew hatte nicht widerstehen können. Zum zweitenmal innerhalb von vierundzwanzig Stunden sah er sich dem gnadenlosen Tod gegenüber, der auch Dämonen holte, wenn die Zeit reif war. Und jetzt schien sie es wieder einmal zu sein. Als dunkles, schwarzes Loch gähnte die Coltmündung vor seinen Augen. Kalt und gnadenlos sprach Bill Fleming zu ihm, drohte ihm.
    Fast hätte Ramon Loew bitter aufgelacht. Ein harmloser, bewaffneter Mensch stand hier einem bösen, nahezu hilflosen Dämon gegenüber. Auge um Auge, Zahn um Zahn, steht in der Menschenbibel, dachte Loew. Danach handeln sie und vernichten. Uns aber verdammen sie, wenn wir vernichten.
    Er merkte nicht einmal, daß seine Entartung wieder einmal zum Durchbruch kam.
    »Nicht«, flüsterte er. »Tu es nicht! Du weißt nicht, was du da tust!«
    Er dachte an das Ding. Wenn Fleming ihn jetzt und hier erschoß, dann fiel das Ding endgültig in die Hände der Casters. Dann gab es niemanden, der verhindern konnte, daß die Casters die Macht über die Welt an sich rissen. Dann war alles vergebens gewesen. Dann war die Loew-Sippe umsonst aufgerieben worden. Seit sie um das Vorhandensein des Dings wußten, versuchten sie, die Casters an der Inbesitznahme zu hindern - und sei es nur durch ihr Wissen.
    Aber dieses Wissen angesichts des Todes einem Außenstehenden weiterzugeben, kam Loew nicht in den Sinn. Es widersprach jeder dämonischen Tradition.
    Da schoß Bill Fleming!
    Loew sah die Feuerlanze, sah den grellen, brüllenden Tod auf sich zurasen - und verließ den bedrohten Körper!
    Es war eine Instinktreaktion, über die er keine Kontrolle hatte. So wie jetzt hatte er auch seinen Originalkörper verlassen, als der Wagen ihn zwischen sich und der Hauswand zusammendrückte. Es war eine instinktive Fluchtreaktion, die einzige, die ihm blieb. Denn eine Pistolenkugel, aus dieser kurzen Distanz abgefeuert, war tausendmal schneller als der schnellste Dämon.
    In dem Sekundenbruchteil, in welchem er frei wurde, sich selbst förmlich aus Nicoles Körper hinauskatapultierte, spürte er den Sog.
    Der zerrende Ruf, der dem Amulett galt!
    Doch nicht das Amulett löste sich in diesem Moment, um dem Ruf zu folgen. Es schuf vielmehr eine Brücke, einen Psi-Strahl, um dem, welcher sich gelöst hatte, den Weg zu ebnen.
    Anstelle des Amuletts wechselte der Geist Ramon Loews über diese Brücke zu seinem neuen Ziel!
    Das Ziel war ein neuer Körper.
    Das, was der Dybbuk für sehr unwahrscheinlich gehalten hatte, für einen Glücksfall, trat ein. Er konnte sofort in den neuen Körper eindringen.
    Der Körper gehörte Professor Zamorra.
    Und der Professor befand sich - in der Gewalt der Casters!
    ***
    Zamorra spürte den harten Schock, als etwas in ihn eindrang. Ein fremder Geist!
    Im ersten Moment glaubte er, einer der Casters versuche ihn mit einem magischen Schlag auszuschalten. Dann aber spürte er das völlig fremde Muster, das in seinem Gehirn brannte. Aber trotz seiner Fremdartigkeit war auch dieses dämonisch.
    Ramon Loew! durchzuckte es ihn. Der Dybbuk wollte ihn übernehmen!
    Das Bild vor Zamorras Augen verschwamm. Er spürte, wie der Dämon blitzschnell die Kontrolle zu übernehmen begann. Das aber durfte nicht geschehen.
    Zamorra war stärker als Nicole. Er war trainierter, konnte sich des Dybbuks leichter erwehren als sie. Und er setzte blitzschnell seinen ganzen Widerstand ein.
    - Narr! schrie der Dämon in ihm.
    Doch Zamorra fühlte sich keineswegs als Narr. Er wußte, daß er verloren war, wenn er nachgab. Ein Besessener! Niemals hätte er geglaubt, sich einmal in dieser Situation zu befinden, und nun war sie eingetreten. Ein Dämon versuchte ihn in seine Gewalt zu zwingen!
    - Gib auf! kreischte Ramon Loews Geist-Stimme. Du ahnst nicht, um was es geht! Die Welt ist in Gefahr!
    »Das ist mir vollkommen klar«, knurrte Zamorra und verstärkte seine Bemühungen, den ungebetenen Gast wieder loszuwerden. Dabei bestand für ihn die Schwierigkeit, daß er sich auf sich selbst zu konzentrieren hatte. Es war wie bei einer Meditation. Er mußte sich entspannen, um neue Kräfte zu schöpfen. Aber gerade das führte das Verhängnis herbei. Sobald er sich entspannte, stieß der Dybbuk nach, breitete sich aus. Er war stark, ungeheuer
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