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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert
Autoren: Walter Appel
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bürgen.«
    »Das Zeugnis eines Landstreichers und Lumpen hilft Ihnen nichts«, erwiderte der Pope. »Dieses Subjekt ist vermutlich selber mit den Mächten der Finsternis im Bund. - Los, Männer, packt den Höllenhund und schlagt ihn tot!«
    Den letzten Satz rief Imri Jalea auf Rumänisch. Die Bauern drängten vor. Ein Dreschflegel sauste herunter, verfehlete Zamorra knapp und krachte auf das Wagendach. Zamorra faßte den kleinen Popen an der Schulter, riß ihn zu sich heran, wirbelte ihn herum und bog ihm den rechten Arm auf den Rücken.
    Der Professor handelte blitzschnell. Er zog den 38er Colt und setzte Imri Jalea die Mündung an die Schläfe. Zamorra hielt den Popen mit der Linken gepackt. Mit dem Rücken lehnte er gegen den Wagen.
    »Zurück!« donnerte er. »Ihr seid alle des Wahnsinns!«
    Der aufgeputschte Mob zögerte.
    Aber Imri Jalea schrie: »Nehmt auf mich keine Rücksicht! Erschlagt ihn, rottet das Böse aus, sonst verschlingt es euch und eure Seelen werden alle zur Hölle fahren! - vorwärts, zögert nicht!«
    Zamorra konnte den rumänischen Wortlaut nicht verstehen. Aber er erkannte ungefähr, was Imri Jalea geschrien hatte, als die Meute, die ihn umringte, von allen Seiten wieder grimmig vorrückte.
    Sah so das Ende aus?
    Würde ein abergläubischer, verdummter Mob den weltberühmten Parapsychologen und Dämonenbekämpfer Professor Zamorra totschlagen wie einen tollwütigen Hund? Zamorra dachte nicht daran, Imri Jalea, den er als Geisel genommen hatte, etwa wirklich zu erschießen.
    Er wollte seine Haut so teuer wie möglich verkaufen.
    »Der Himmel will es!« schrie Imri Jalea. »Gott ist mit euch und wird euch für eure Tat belohnen!«
    Ein Pistolenschuß krachte, die Kugel pfiff so knapp an Zamorras Wange vorbei, daß er den Luftzug spürte. Er feuerte zweimal in die Luft, konnte den Mob damit aber nicht beeindrucken.
    Ein Knüppel traf Zamorras linke Schulter. Er hörte Wutgeschrei und sah verzerrte, derbe Gesichter. Flüche und Verwünschungen prasselten auf ihn nieder, der Pope geiferte und schrie und bäumte sich in Zamorras Griff auf.
    Zamorra bemühte sich vergebens, die Angreifer zurückzustoßen. Er brachte es nicht über sich, einfach in die Menge zu feuern, was ihm vielleicht für einen Augenblick Luft verschafft hätte. Man schoß nicht mehr auf Zamorra, die Menge umdrängte ihn und den Wagen zu dicht.
    Der Pope wurde weggerissen. Zamorra ließ den kurzläufigen Revolver fallen und wehrte sich mit Händen und Füßen. Er schlug in brüllende Gesichter, Tritte, Schläge und Stöße trafen ihn. Mit aller Kraft und Energie kämpfte Zamorra dagegen an, zu Boden zu gehen.
    Das wäre sein sicheres Ende gewesen. Ein Messerstich zerfetzte sein Jackett. Eine Sensenspitze sauste auf sein Gesicht zu. Im letzten Augenblick duckte sich Zamorra. Die Sense verfehlte ihn und verwundete einen Mann, der aufs Wagendach geklettert war, um Zamorra von hinten einen Knüppel über den Kopf zu schlagen.
    Ein Dreschflegel rammte Zamorras Brust, die Luft blieb ihm weg. Er konnte sich nur noch schwach wehren. Brüllend fiel der Mob über ihn her.
    ***
    Selbst am hellen Tag umgab düsteres Zwielicht das Dämonenschloß oberhalb des Oituz-Passes. Beau Gunod, der Paladin Luzifers, stand auf der Plattform des Ostturms und rieb sich die Hände. Unten im Hof hechelten drei Dämonenwölfe.
    Der schöne Dämon benutzte seinen magischen Fernblick, um die Geschehnisse in Dragoviste zu beobachten. Bei Tag kostete es ihn mehr Kraft als bei Nacht, aber das war es ihm wert.
    »Das ist also dein Ende, aber noch nicht dein endgültiger Tod, Zamorra!« freute sich der Dämon. »Die Bauern von Dragoviste, diese Tröpfe, werden deinen Leichnam und den gefesselten Frantisek Gabö in mein Gebiet legen, wo ich mich eurer bemächtigen will. Dein magisches Amulett bringe ich an mich, Meister des Übersinnlichen. Dich aber werde ich mit einer nekromantischen Beschwörung wiederbeleben und martern und foltern, wie ès noch nie einem Menschen widerfahren ist! Dann schicke ich deine Seele zur Hölle, dein mit Silber überzogener Schädel wird Luzifers Tafelbecher!«
    Beau Gunod, alias der Schöne Gunodescu, lachte mit satanischem Triumph. Es war ihm nicht schwergefallen, den Popen zu narren und für seine Zwecke einzuspannen. Die Telefonverbindung zu manipulieren und sich als Major des Geheimdienstes auszugeben, hatte für Beau Gunod kein Problem bedeutet.
    Normalerweise wandte er lieber dämonische Mittel an, aber er wußte sich der
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